[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.sie so heftig verliebt gewesen wäre, wie gewisse feurige und heftige Personen sich einbilden. Jn diesen Zusätzen hat man, am gehörigen Orte, etliche Noten hinzugefüget, um diesen Ein- würfen zu begegnen, oder vielmehr die flüchti- gen Leser zu erinnern, auf welche Stellen sie am aufmerksamsten seyn sollten. Unsre Heldin kommt selber diesem Einwurf zuvor, indem sie der Fräulein Howe ihre verächtliche Begeg- nung gegen Herrn Hickmann aufrücket. Es fehlet so viel, daß sie sich desselben Fehlers schul- dig gemacht hätte, daß sie es vielmehr bei al- len Gelegenheiten an ihrer Freundin tadelt, und da sie nicht mehr einen Tag zu leben hatte, noch erkläret, sie würde es thun, so oft diese sich selbst vergässe. (*) "O meine liebe Freundin, sagt sie, wäre mir "Herr Lovelace tadelte meine Aufführung "man (*) Siehe Th. VII. S. 134.
ſie ſo heftig verliebt geweſen waͤre, wie gewiſſe feurige und heftige Perſonen ſich einbilden. Jn dieſen Zuſaͤtzen hat man, am gehoͤrigen Orte, etliche Noten hinzugefuͤget, um dieſen Ein- wuͤrfen zu begegnen, oder vielmehr die fluͤchti- gen Leſer zu erinnern, auf welche Stellen ſie am aufmerkſamſten ſeyn ſollten. Unſre Heldin kommt ſelber dieſem Einwurf zuvor, indem ſie der Fraͤulein Howe ihre veraͤchtliche Begeg- nung gegen Herrn Hickmann aufruͤcket. Es fehlet ſo viel, daß ſie ſich deſſelben Fehlers ſchul- dig gemacht haͤtte, daß ſie es vielmehr bei al- len Gelegenheiten an ihrer Freundin tadelt, und da ſie nicht mehr einen Tag zu leben hatte, noch erklaͤret, ſie wuͤrde es thun, ſo oft dieſe ſich ſelbſt vergaͤſſe. (*) „O meine liebe Freundin, ſagt ſie, waͤre mir „Herr Lovelace tadelte meine Auffuͤhrung „man (*) Siehe Th. VII. S. 134.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0356" n="348"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ſie ſo heftig verliebt geweſen waͤre, wie gewiſſe<lb/> feurige und heftige Perſonen ſich einbilden. Jn<lb/> dieſen Zuſaͤtzen hat man, am gehoͤrigen Orte,<lb/> etliche Noten hinzugefuͤget, um dieſen Ein-<lb/> wuͤrfen zu begegnen, oder vielmehr die fluͤchti-<lb/> gen Leſer zu erinnern, auf welche Stellen ſie am<lb/> aufmerkſamſten ſeyn ſollten. Unſre Heldin<lb/> kommt ſelber dieſem Einwurf zuvor, indem ſie<lb/> der Fraͤulein <hi rendition="#fr">Howe</hi> ihre veraͤchtliche Begeg-<lb/> nung gegen Herrn <hi rendition="#fr">Hickmann</hi> aufruͤcket. Es<lb/> fehlet ſo viel, daß ſie ſich deſſelben Fehlers ſchul-<lb/> dig gemacht haͤtte, daß ſie es vielmehr bei al-<lb/> len Gelegenheiten an ihrer Freundin tadelt, und<lb/> da ſie nicht mehr einen Tag zu leben hatte,<lb/> noch erklaͤret, ſie wuͤrde es thun, ſo oft dieſe<lb/> ſich ſelbſt vergaͤſſe. <note place="foot" n="(*)">Siehe Th. <hi rendition="#aq">VII.</hi> S. 134.</note></p><lb/> <p>„O meine liebe Freundin, ſagt ſie, waͤre mir<lb/> „doch das Gluͤck zu Theil geworden, da es mir<lb/> „nicht erlaubt war, ledig zu bleiben, daß ich an<lb/> „einen Mann gerathen waͤre, gegen den ich<lb/> „haͤtte edelmuͤthig und frei handeln koͤnnen!”</p><lb/> <p>„Herr <hi rendition="#fr">Lovelace</hi> tadelte meine Auffuͤhrung<lb/> „gegen ihn, als ein ſteifes und fremdes Be-<lb/> „zeigen; in der Abſicht, wie nun am Tage<lb/> „liegt, damit er einen Vorwand gegen mich<lb/> „haben moͤchte. Sie glaubten einmal, daß<lb/> „ich mich einer gewiſſen Art der Sproͤdigkeit<lb/> „ſchuldig machte. Unter bedenklichen Um-<lb/> „ſtaͤnden, bei welchen oft die Gelegenheiten zu<lb/> „unguͤtigen Urtheilen unvermeidlich ſind, ſollte<lb/> <fw place="bottom" type="catch">„man</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [348/0356]
ſie ſo heftig verliebt geweſen waͤre, wie gewiſſe
feurige und heftige Perſonen ſich einbilden. Jn
dieſen Zuſaͤtzen hat man, am gehoͤrigen Orte,
etliche Noten hinzugefuͤget, um dieſen Ein-
wuͤrfen zu begegnen, oder vielmehr die fluͤchti-
gen Leſer zu erinnern, auf welche Stellen ſie am
aufmerkſamſten ſeyn ſollten. Unſre Heldin
kommt ſelber dieſem Einwurf zuvor, indem ſie
der Fraͤulein Howe ihre veraͤchtliche Begeg-
nung gegen Herrn Hickmann aufruͤcket. Es
fehlet ſo viel, daß ſie ſich deſſelben Fehlers ſchul-
dig gemacht haͤtte, daß ſie es vielmehr bei al-
len Gelegenheiten an ihrer Freundin tadelt, und
da ſie nicht mehr einen Tag zu leben hatte,
noch erklaͤret, ſie wuͤrde es thun, ſo oft dieſe
ſich ſelbſt vergaͤſſe. (*)
„O meine liebe Freundin, ſagt ſie, waͤre mir
„doch das Gluͤck zu Theil geworden, da es mir
„nicht erlaubt war, ledig zu bleiben, daß ich an
„einen Mann gerathen waͤre, gegen den ich
„haͤtte edelmuͤthig und frei handeln koͤnnen!”
„Herr Lovelace tadelte meine Auffuͤhrung
„gegen ihn, als ein ſteifes und fremdes Be-
„zeigen; in der Abſicht, wie nun am Tage
„liegt, damit er einen Vorwand gegen mich
„haben moͤchte. Sie glaubten einmal, daß
„ich mich einer gewiſſen Art der Sproͤdigkeit
„ſchuldig machte. Unter bedenklichen Um-
„ſtaͤnden, bei welchen oft die Gelegenheiten zu
„unguͤtigen Urtheilen unvermeidlich ſind, ſollte
„man
(*) Siehe Th. VII. S. 134.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/356 |
Zitationshilfe: | [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/356>, abgerufen am 16.02.2025. |