Den einen schickte Herr Lovelace mit einigen Wunden am Kopfe, die er ihm mit seinem Degen-Knopf versetzet, und den andern mit ei- ner blutigen Nase, nach Hause. Man kannte die beiden Herren vermuthlich schon, daß sie fertiger waren, jemanden zu beleidigen, als sich zu wehren, wenn sie zur Verantwortung gezogen wurden.
Die Tapferkeit dieser Handlung machte alle, die dabei standen, dem Helden geneigt. O der brave Cavalier! rief Polly Horton ihrer Mutter in einer Art von Entzückung zu, wie nöthig ist doch den Schönen der Schutz braver Männer! Dies letzte sagte sie mit ei- ner sanften Stimme, worauf sie sich geübt hat- te, um eine Heldin, wie sie sich zu seyn einbil- dete, recht nachzuahmen.
Eine Rede, die so sehr zu seinem Vortheil war, konnte der Aufmerksamkeit eines Mannes nicht entwischen, der die Vortheile mehr als zu sehr empfand, welche ihm seine wolgemach- te Person, und edles Ansehen, über zarte Her- zen verschafte; der das Auge eines jeden Mäd- gen bewachte, und sein Ohr einer jeden ange- nommenen zärtlichen Stimme offen hielt! Denn das war eines von seinen Merkmalen, woran er erkannte, ob er in seinen Versuchen bei einer Person glücklich seyn würde. - - Alles ge- zwungne Wesen, pflegte er zu sagen, ist ein gewisses Zeichen eines verkehrten Kop- fes, und eines schwachen Verstandes:
Und
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Den einen ſchickte Herr Lovelace mit einigen Wunden am Kopfe, die er ihm mit ſeinem Degen-Knopf verſetzet, und den andern mit ei- ner blutigen Naſe, nach Hauſe. Man kannte die beiden Herren vermuthlich ſchon, daß ſie fertiger waren, jemanden zu beleidigen, als ſich zu wehren, wenn ſie zur Verantwortung gezogen wurden.
Die Tapferkeit dieſer Handlung machte alle, die dabei ſtanden, dem Helden geneigt. O der brave Cavalier! rief Polly Horton ihrer Mutter in einer Art von Entzuͤckung zu, wie noͤthig iſt doch den Schoͤnen der Schutz braver Maͤnner! Dies letzte ſagte ſie mit ei- ner ſanften Stimme, worauf ſie ſich geuͤbt hat- te, um eine Heldin, wie ſie ſich zu ſeyn einbil- dete, recht nachzuahmen.
Eine Rede, die ſo ſehr zu ſeinem Vortheil war, konnte der Aufmerkſamkeit eines Mannes nicht entwiſchen, der die Vortheile mehr als zu ſehr empfand, welche ihm ſeine wolgemach- te Perſon, und edles Anſehen, uͤber zarte Her- zen verſchafte; der das Auge eines jeden Maͤd- gen bewachte, und ſein Ohr einer jeden ange- nommenen zaͤrtlichen Stimme offen hielt! Denn das war eines von ſeinen Merkmalen, woran er erkannte, ob er in ſeinen Verſuchen bei einer Perſon gluͤcklich ſeyn wuͤrde. ‒ ‒ Alles ge- zwungne Weſen, pflegte er zu ſagen, iſt ein gewiſſes Zeichen eines verkehrten Kop- fes, und eines ſchwachen Verſtandes:
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Den einen ſchickte Herr Lovelace mit einigen
Wunden am Kopfe, die er ihm mit ſeinem
Degen-Knopf verſetzet, und den andern mit ei-
ner blutigen Naſe, nach Hauſe. Man kannte
die beiden Herren vermuthlich ſchon, daß ſie
fertiger waren, jemanden zu beleidigen, als
ſich zu wehren, wenn ſie zur Verantwortung
gezogen wurden.
Die Tapferkeit dieſer Handlung machte alle,
die dabei ſtanden, dem Helden geneigt. O der
brave Cavalier! rief Polly Horton ihrer
Mutter in einer Art von Entzuͤckung zu, wie
noͤthig iſt doch den Schoͤnen der Schutz
braver Maͤnner! Dies letzte ſagte ſie mit ei-
ner ſanften Stimme, worauf ſie ſich geuͤbt hat-
te, um eine Heldin, wie ſie ſich zu ſeyn einbil-
dete, recht nachzuahmen.
Eine Rede, die ſo ſehr zu ſeinem Vortheil
war, konnte der Aufmerkſamkeit eines Mannes
nicht entwiſchen, der die Vortheile mehr als
zu ſehr empfand, welche ihm ſeine wolgemach-
te Perſon, und edles Anſehen, uͤber zarte Her-
zen verſchafte; der das Auge eines jeden Maͤd-
gen bewachte, und ſein Ohr einer jeden ange-
nommenen zaͤrtlichen Stimme offen hielt! Denn
das war eines von ſeinen Merkmalen, woran
er erkannte, ob er in ſeinen Verſuchen bei einer
Perſon gluͤcklich ſeyn wuͤrde. ‒ ‒ Alles ge-
zwungne Weſen, pflegte er zu ſagen, iſt
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/337>, abgerufen am 16.02.2025.
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