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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

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Vergebung zu erhalten, welche, (so viel ich
weiß) Dero ganze geehrteste Familie ihr zuge-
dacht hat, wie sehr wird das Sie alle betrü-
ben! Und was werden ihr dann die Lob-Lie-
der
helfen, die Sie, vielleicht alle, ihr zu Ehren
anstimmen werden? Denn, wie Martial weiß-
lich anmerket

- Post cineres gloria sera venit.

Zudem, wie Ausonius, mit eben der Rich-
tigkeit
festsetzet, daß die Wolthaten, die
man jemanden hurtig erweiset, die an-
genehmsten und verbindlichsten sind;

So sagt auch Ovid zu eben dem Ende:

Gratia ab officio, quod mora tardat, abest.

Und, Sie mögen thun, was Sie wollen,
so lassen Sie die Fräulein so völlig und mit
solchem guten Herzen Vergebung erlangen,
als sie wünschen kann, damit ich im Stande
sei, ihr zu sagen, daß Sie ihr dieselbe mit Hand
und Mund und mit Jhrem ganzen Herzen
ertheilet haben. Denn so sagt der Lateinische
Vers (und ich bin so stolz zu denken, daß ich
durch meinen unterthänigen Rath seinen Sinn
nicht geschwächet habe)

Dat bene, dat multum, qui dat cum
munere vultum.

Da ich nunmehr, hoher Gönner, diesen lan-
gen Brief übersehe, (*) ob er mir gleich als ein

Schmelz-
(*) Erlauben Sie mir, hier in einer Note zu ver-
sichern, daß keine Heilige Rede, die ich je-
mals



Vergebung zu erhalten, welche, (ſo viel ich
weiß) Dero ganze geehrteſte Familie ihr zuge-
dacht hat, wie ſehr wird das Sie alle betruͤ-
ben! Und was werden ihr dann die Lob-Lie-
der
helfen, die Sie, vielleicht alle, ihr zu Ehren
anſtimmen werden? Denn, wie Martial weiß-
lich anmerket

- Poſt cineres gloria ſera venit.

Zudem, wie Auſonius, mit eben der Rich-
tigkeit
feſtſetzet, daß die Wolthaten, die
man jemanden hurtig erweiſet, die an-
genehmſten und verbindlichſten ſind;

So ſagt auch Ovid zu eben dem Ende:

Gratia ab officio, quod mora tardat, abeſt.

Und, Sie moͤgen thun, was Sie wollen,
ſo laſſen Sie die Fraͤulein ſo voͤllig und mit
ſolchem guten Herzen Vergebung erlangen,
als ſie wuͤnſchen kann, damit ich im Stande
ſei, ihr zu ſagen, daß Sie ihr dieſelbe mit Hand
und Mund und mit Jhrem ganzen Herzen
ertheilet haben. Denn ſo ſagt der Lateiniſche
Vers (und ich bin ſo ſtolz zu denken, daß ich
durch meinen unterthaͤnigen Rath ſeinen Sinn
nicht geſchwaͤchet habe)

Dat bene, dat multum, qui dat cum
munere vultum.

Da ich nunmehr, hoher Goͤnner, dieſen lan-
gen Brief uͤberſehe, (*) ob er mir gleich als ein

Schmelz-
(*) Erlauben Sie mir, hier in einer Note zu ver-
ſichern, daß keine Heilige Rede, die ich je-
mals
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[264/0272] Vergebung zu erhalten, welche, (ſo viel ich weiß) Dero ganze geehrteſte Familie ihr zuge- dacht hat, wie ſehr wird das Sie alle betruͤ- ben! Und was werden ihr dann die Lob-Lie- der helfen, die Sie, vielleicht alle, ihr zu Ehren anſtimmen werden? Denn, wie Martial weiß- lich anmerket - Poſt cineres gloria ſera venit. Zudem, wie Auſonius, mit eben der Rich- tigkeit feſtſetzet, daß die Wolthaten, die man jemanden hurtig erweiſet, die an- genehmſten und verbindlichſten ſind; So ſagt auch Ovid zu eben dem Ende: Gratia ab officio, quod mora tardat, abeſt. Und, Sie moͤgen thun, was Sie wollen, ſo laſſen Sie die Fraͤulein ſo voͤllig und mit ſolchem guten Herzen Vergebung erlangen, als ſie wuͤnſchen kann, damit ich im Stande ſei, ihr zu ſagen, daß Sie ihr dieſelbe mit Hand und Mund und mit Jhrem ganzen Herzen ertheilet haben. Denn ſo ſagt der Lateiniſche Vers (und ich bin ſo ſtolz zu denken, daß ich durch meinen unterthaͤnigen Rath ſeinen Sinn nicht geſchwaͤchet habe) Dat bene, dat multum, qui dat cum munere vultum. Da ich nunmehr, hoher Goͤnner, dieſen lan- gen Brief uͤberſehe, (*) ob er mir gleich als ein Schmelz- (*) Erlauben Sie mir, hier in einer Note zu ver- ſichern, daß keine Heilige Rede, die ich je- mals

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/272>, abgerufen am 22.11.2024.