der Obrist seine eigne Wunde verbinden, und be- zeigte sich darüber bekümmert, daß mein Caval- lier bisweilen, wenn er sprechen und sich sträuben konnte, ausnehmend schalt und tobte - - Der ar- me Herr! Er hatte sich fest in den Kopf gesetzt, daß er siegen würde.
Der Obrist wollte gegen der Wundärzte Rath zu Pferde steigen, um in das venetianische Gebiet zu gehen, und gab mir mit vieler Freyge- bigkeit einen Beutel voll Gold, die Wundärzte zu bezahlen, und bat mich, dem Diener ein Ge- schenk davon zu machen, und das Uebrige, als ein Zeichen seiner Zufriedenheit mit meiner Auffüh- rung, und mit meiner Fürsorge und Zärtlichkeit gegen meinen Herrn, anzunehmen.
Die Wundärzte sagten ihm, daß mein Caval- lier den Tag nicht überleben könnte.
Als der Obrist Abschied von ihm nahm, sag- te Herr Lovelace in französischer Sprache: Sie haben die liebe Fräulein wohl gerächet.
Das habe ich gethan, mein Herr, versetzte Herr Morden in eben der Sprache: und viel- leicht wird es mir leid seyn, daß sie mich zu die- sem Werk aufgefodert haben, da ich noch unschlüs- sig war, ob ich dem lieben Engel gehorsam, oder ungehorsam seyn sollte.
Es ist ein Verhängniß dabey, antwortete mein Cavallier - - Ein verfluchtes Verhängniß! - - Sonst hätte dieß nicht seyn können! - - Allein seyd ihr alle Zeugen, daß ich mein Schicksal wi- der mich aufgerufen habe, und erkenne, daß ich
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der Obriſt ſeine eigne Wunde verbinden, und be- zeigte ſich daruͤber bekuͤmmert, daß mein Caval- lier bisweilen, wenn er ſprechen und ſich ſtraͤuben konnte, ausnehmend ſchalt und tobte ‒ ‒ Der ar- me Herr! Er hatte ſich feſt in den Kopf geſetzt, daß er ſiegen wuͤrde.
Der Obriſt wollte gegen der Wundaͤrzte Rath zu Pferde ſteigen, um in das venetianiſche Gebiet zu gehen, und gab mir mit vieler Freyge- bigkeit einen Beutel voll Gold, die Wundaͤrzte zu bezahlen, und bat mich, dem Diener ein Ge- ſchenk davon zu machen, und das Uebrige, als ein Zeichen ſeiner Zufriedenheit mit meiner Auffuͤh- rung, und mit meiner Fuͤrſorge und Zaͤrtlichkeit gegen meinen Herrn, anzunehmen.
Die Wundaͤrzte ſagten ihm, daß mein Caval- lier den Tag nicht uͤberleben koͤnnte.
Als der Obriſt Abſchied von ihm nahm, ſag- te Herr Lovelace in franzoͤſiſcher Sprache: Sie haben die liebe Fraͤulein wohl geraͤchet.
Das habe ich gethan, mein Herr, verſetzte Herr Morden in eben der Sprache: und viel- leicht wird es mir leid ſeyn, daß ſie mich zu die- ſem Werk aufgefodert haben, da ich noch unſchluͤſ- ſig war, ob ich dem lieben Engel gehorſam, oder ungehorſam ſeyn ſollte.
Es iſt ein Verhaͤngniß dabey, antwortete mein Cavallier ‒ ‒ Ein verfluchtes Verhaͤngniß! ‒ ‒ Sonſt haͤtte dieß nicht ſeyn koͤnnen! ‒ ‒ Allein ſeyd ihr alle Zeugen, daß ich mein Schickſal wi- der mich aufgerufen habe, und erkenne, daß ich
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der Obriſt ſeine eigne Wunde verbinden, und be-
zeigte ſich daruͤber bekuͤmmert, daß mein Caval-
lier bisweilen, wenn er ſprechen und ſich ſtraͤuben
konnte, ausnehmend ſchalt und tobte ‒ ‒ Der ar-
me Herr! Er hatte ſich feſt in den Kopf geſetzt,
daß er ſiegen wuͤrde.
Der Obriſt wollte gegen der Wundaͤrzte
Rath zu Pferde ſteigen, um in das venetianiſche
Gebiet zu gehen, und gab mir mit vieler Freyge-
bigkeit einen Beutel voll Gold, die Wundaͤrzte
zu bezahlen, und bat mich, dem Diener ein Ge-
ſchenk davon zu machen, und das Uebrige, als ein
Zeichen ſeiner Zufriedenheit mit meiner Auffuͤh-
rung, und mit meiner Fuͤrſorge und Zaͤrtlichkeit
gegen meinen Herrn, anzunehmen.
Die Wundaͤrzte ſagten ihm, daß mein Caval-
lier den Tag nicht uͤberleben koͤnnte.
Als der Obriſt Abſchied von ihm nahm, ſag-
te Herr Lovelace in franzoͤſiſcher Sprache: Sie
haben die liebe Fraͤulein wohl geraͤchet.
Das habe ich gethan, mein Herr, verſetzte
Herr Morden in eben der Sprache: und viel-
leicht wird es mir leid ſeyn, daß ſie mich zu die-
ſem Werk aufgefodert haben, da ich noch unſchluͤſ-
ſig war, ob ich dem lieben Engel gehorſam, oder
ungehorſam ſeyn ſollte.
Es iſt ein Verhaͤngniß dabey, antwortete mein
Cavallier ‒ ‒ Ein verfluchtes Verhaͤngniß! ‒ ‒
Sonſt haͤtte dieß nicht ſeyn koͤnnen! ‒ ‒ Allein
ſeyd ihr alle Zeugen, daß ich mein Schickſal wi-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 873. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/879>, abgerufen am 23.11.2024.
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