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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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ihrer geliebten Freundinn willen zu kaufen wün-
schen können.

Die Juwelen von der Großmutter sind auch
geschätzt; und das Geld wird mir für Sie bezahlt
werden, damit es zu dem durch das Testament be-
stimmten Gebrauch angewandt werde.

Fr. Norton schickt sich mit aller Einwilli-
gung an, ihr Amt als Haushälterinn auf dem
Hayn anzutreten. Jch bin aber der Meynung,
daß sie nicht lange disseit des Himmels leben
werde.

Jch habe der Fräulein Howe selbst mit dem,
was ihr und ihrer Mutter vermacht war, aufge-
wartet, wie ich Jhnen gemeldet, daß ich es wil-
lens gewesen bin. Wenn ich in Ansehung dieser
Fräulein, die meiner geliebten Base so werth ge-
wesen ist, einige Anmerkungen mache: so wird es
Jhnen vielleicht nicht unangenehm seyn; da Sie
keine persönliche Bekanntschaft mit ihr haben.

Es ist niemals eine festere und edlere Freund-
schaft unter Frauenzimmern gewesen, als die der
gottlose Mensch zwischen meiner werthen Base
und der Fräulein Howe zerstöret hat.

Die Freundschaft, überhaupt davon zu re-
den, Herr Belford, ist eine zu feurige Flamme,
daß weibliche Gemüther wohl damit umgehen
könnten: ein Licht, das nur in wenigen von ihren
Händen beständig brennet, und das schöne Ge-
schlecht oft zu einem übertriebenen Schwunge und
zur Ungereimtheit verleitet. Wie andere zu hoch
getriebene Dinge kann sie schwerlich allezeit dau-

ren.



ihrer geliebten Freundinn willen zu kaufen wuͤn-
ſchen koͤnnen.

Die Juwelen von der Großmutter ſind auch
geſchaͤtzt; und das Geld wird mir fuͤr Sie bezahlt
werden, damit es zu dem durch das Teſtament be-
ſtimmten Gebrauch angewandt werde.

Fr. Norton ſchickt ſich mit aller Einwilli-
gung an, ihr Amt als Haushaͤlterinn auf dem
Hayn anzutreten. Jch bin aber der Meynung,
daß ſie nicht lange diſſeit des Himmels leben
werde.

Jch habe der Fraͤulein Howe ſelbſt mit dem,
was ihr und ihrer Mutter vermacht war, aufge-
wartet, wie ich Jhnen gemeldet, daß ich es wil-
lens geweſen bin. Wenn ich in Anſehung dieſer
Fraͤulein, die meiner geliebten Baſe ſo werth ge-
weſen iſt, einige Anmerkungen mache: ſo wird es
Jhnen vielleicht nicht unangenehm ſeyn; da Sie
keine perſoͤnliche Bekanntſchaft mit ihr haben.

Es iſt niemals eine feſtere und edlere Freund-
ſchaft unter Frauenzimmern geweſen, als die der
gottloſe Menſch zwiſchen meiner werthen Baſe
und der Fraͤulein Howe zerſtoͤret hat.

Die Freundſchaft, uͤberhaupt davon zu re-
den, Herr Belford, iſt eine zu feurige Flamme,
daß weibliche Gemuͤther wohl damit umgehen
koͤnnten: ein Licht, das nur in wenigen von ihren
Haͤnden beſtaͤndig brennet, und das ſchoͤne Ge-
ſchlecht oft zu einem uͤbertriebenen Schwunge und
zur Ungereimtheit verleitet. Wie andere zu hoch
getriebene Dinge kann ſie ſchwerlich allezeit dau-

ren.
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[750/0756] ihrer geliebten Freundinn willen zu kaufen wuͤn- ſchen koͤnnen. Die Juwelen von der Großmutter ſind auch geſchaͤtzt; und das Geld wird mir fuͤr Sie bezahlt werden, damit es zu dem durch das Teſtament be- ſtimmten Gebrauch angewandt werde. Fr. Norton ſchickt ſich mit aller Einwilli- gung an, ihr Amt als Haushaͤlterinn auf dem Hayn anzutreten. Jch bin aber der Meynung, daß ſie nicht lange diſſeit des Himmels leben werde. Jch habe der Fraͤulein Howe ſelbſt mit dem, was ihr und ihrer Mutter vermacht war, aufge- wartet, wie ich Jhnen gemeldet, daß ich es wil- lens geweſen bin. Wenn ich in Anſehung dieſer Fraͤulein, die meiner geliebten Baſe ſo werth ge- weſen iſt, einige Anmerkungen mache: ſo wird es Jhnen vielleicht nicht unangenehm ſeyn; da Sie keine perſoͤnliche Bekanntſchaft mit ihr haben. Es iſt niemals eine feſtere und edlere Freund- ſchaft unter Frauenzimmern geweſen, als die der gottloſe Menſch zwiſchen meiner werthen Baſe und der Fraͤulein Howe zerſtoͤret hat. Die Freundſchaft, uͤberhaupt davon zu re- den, Herr Belford, iſt eine zu feurige Flamme, daß weibliche Gemuͤther wohl damit umgehen koͤnnten: ein Licht, das nur in wenigen von ihren Haͤnden beſtaͤndig brennet, und das ſchoͤne Ge- ſchlecht oft zu einem uͤbertriebenen Schwunge und zur Ungereimtheit verleitet. Wie andere zu hoch getriebene Dinge kann ſie ſchwerlich allezeit dau- ren.

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/756>, abgerufen am 23.11.2024.