Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



schen auf bessere Wege zu bringen, den ich des
Versuchs würdig hielte.

Noch itzt habe ich nicht alle Hoffnung von der
Art aufgegeben: wie Sie aus der Mühe, die ich
mir bey dieser feyerlichen Gelegenheit gebe, Sie
aus Jhrem sinnlichen Traume zu erwecken, sehen
werden.

Hören Sie mich also, o Lovelace, als eine, die
von den Todten zu Jhnen redet - - Versäumen
Sie keine Zeit - - - Fangen Sie den Augen-
blick Jhre Buße an - - Bleiben Sie nicht län-
ger das Werkzeug des Satans, arme Seelen in
diese feine und versteckte Fallstricke, die zuletzt Jh-
re eigne Füße verwickeln werden, zu ziehen. Su-
chen Sie nicht Jhre Schulden so weit zu häufen,
daß es der göttlichen Gnade, so zu sagen, nicht
möglich ist, sie zu vergeben: da die Gerechtig-
keit
nicht weniger eine Eigenschaft des Allmächti-
gen ist, als die Barmherzigkeit.

Erzittern Sie und bessern sich, wann Sie le-
sen, was der Gottlosen Theil von Gott sey.
So steht es geschrieben:

"Das Triumphiren des Gottlosen ist kurz:
"und die Freude des Heuchlers währet nur einen
"Augenblick. Er wird durch seine eigne Füße
"ins Netz gezogen - - Er geht auf einem Fall-
"strick. Schrecken wird ihn an allen Seiten in
"Furcht setzen und zu seinen Füßen treiben. Sei-
"ne Stärke soll vom Hunger aufgerieben werden,
"und Vernichtung soll bereit zu seiner Seiten ste-
"hen. Der Erstgebohrne des Todes soll seine

"Stärke



ſchen auf beſſere Wege zu bringen, den ich des
Verſuchs wuͤrdig hielte.

Noch itzt habe ich nicht alle Hoffnung von der
Art aufgegeben: wie Sie aus der Muͤhe, die ich
mir bey dieſer feyerlichen Gelegenheit gebe, Sie
aus Jhrem ſinnlichen Traume zu erwecken, ſehen
werden.

Hoͤren Sie mich alſo, o Lovelace, als eine, die
von den Todten zu Jhnen redet ‒ ‒ Verſaͤumen
Sie keine Zeit ‒ ‒ ‒ Fangen Sie den Augen-
blick Jhre Buße an ‒ ‒ Bleiben Sie nicht laͤn-
ger das Werkzeug des Satans, arme Seelen in
dieſe feine und verſteckte Fallſtricke, die zuletzt Jh-
re eigne Fuͤße verwickeln werden, zu ziehen. Su-
chen Sie nicht Jhre Schulden ſo weit zu haͤufen,
daß es der goͤttlichen Gnade, ſo zu ſagen, nicht
moͤglich iſt, ſie zu vergeben: da die Gerechtig-
keit
nicht weniger eine Eigenſchaft des Allmaͤchti-
gen iſt, als die Barmherzigkeit.

Erzittern Sie und beſſern ſich, wann Sie le-
ſen, was der Gottloſen Theil von Gott ſey.
So ſteht es geſchrieben:

„Das Triumphiren des Gottloſen iſt kurz:
„und die Freude des Heuchlers waͤhret nur einen
„Augenblick. Er wird durch ſeine eigne Fuͤße
„ins Netz gezogen ‒ ‒ Er geht auf einem Fall-
„ſtrick. Schrecken wird ihn an allen Seiten in
„Furcht ſetzen und zu ſeinen Fuͤßen treiben. Sei-
„ne Staͤrke ſoll vom Hunger aufgerieben werden,
„und Vernichtung ſoll bereit zu ſeiner Seiten ſte-
„hen. Der Erſtgebohrne des Todes ſoll ſeine

„Staͤrke
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0682" n="676"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;chen auf be&#x017F;&#x017F;ere Wege zu bringen, den ich des<lb/>
Ver&#x017F;uchs wu&#x0364;rdig hielte.</p><lb/>
            <p>Noch itzt habe ich nicht alle Hoffnung von der<lb/>
Art aufgegeben: wie Sie aus der Mu&#x0364;he, die ich<lb/>
mir bey die&#x017F;er feyerlichen Gelegenheit gebe, Sie<lb/>
aus Jhrem &#x017F;innlichen Traume zu erwecken, &#x017F;ehen<lb/>
werden.</p><lb/>
            <p>Ho&#x0364;ren Sie mich al&#x017F;o, o Lovelace, als eine, die<lb/>
von den Todten zu Jhnen redet &#x2012; &#x2012; Ver&#x017F;a&#x0364;umen<lb/>
Sie keine Zeit &#x2012; &#x2012; &#x2012; Fangen Sie den Augen-<lb/>
blick Jhre Buße an &#x2012; &#x2012; Bleiben Sie nicht la&#x0364;n-<lb/>
ger das Werkzeug des Satans, arme Seelen in<lb/>
die&#x017F;e feine und ver&#x017F;teckte Fall&#x017F;tricke, die zuletzt Jh-<lb/>
re eigne Fu&#x0364;ße verwickeln werden, zu ziehen. Su-<lb/>
chen Sie nicht Jhre Schulden &#x017F;o weit zu ha&#x0364;ufen,<lb/>
daß es der go&#x0364;ttlichen Gnade, &#x017F;o zu &#x017F;agen, nicht<lb/><hi rendition="#fr">mo&#x0364;glich</hi> i&#x017F;t, &#x017F;ie zu vergeben: da die <hi rendition="#fr">Gerechtig-<lb/>
keit</hi> nicht weniger eine Eigen&#x017F;chaft des Allma&#x0364;chti-<lb/>
gen i&#x017F;t, als die <hi rendition="#fr">Barmherzigkeit.</hi></p><lb/>
            <p>Erzittern Sie und be&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;ich, wann Sie le-<lb/>
&#x017F;en, <hi rendition="#fr">was der Gottlo&#x017F;en Theil von Gott &#x017F;ey.</hi><lb/>
So &#x017F;teht es ge&#x017F;chrieben:</p><lb/>
            <p>&#x201E;Das Triumphiren des Gottlo&#x017F;en i&#x017F;t kurz:<lb/>
&#x201E;und die Freude des Heuchlers wa&#x0364;hret nur einen<lb/>
&#x201E;Augenblick. Er wird durch &#x017F;eine eigne Fu&#x0364;ße<lb/>
&#x201E;ins Netz gezogen &#x2012; &#x2012; Er geht auf einem Fall-<lb/>
&#x201E;&#x017F;trick. Schrecken wird ihn an allen Seiten in<lb/>
&#x201E;Furcht &#x017F;etzen und zu &#x017F;einen Fu&#x0364;ßen treiben. Sei-<lb/>
&#x201E;ne Sta&#x0364;rke &#x017F;oll vom Hunger aufgerieben werden,<lb/>
&#x201E;und Vernichtung &#x017F;oll bereit zu &#x017F;einer Seiten &#x017F;te-<lb/>
&#x201E;hen. Der Er&#x017F;tgebohrne des Todes &#x017F;oll &#x017F;eine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;Sta&#x0364;rke</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[676/0682] ſchen auf beſſere Wege zu bringen, den ich des Verſuchs wuͤrdig hielte. Noch itzt habe ich nicht alle Hoffnung von der Art aufgegeben: wie Sie aus der Muͤhe, die ich mir bey dieſer feyerlichen Gelegenheit gebe, Sie aus Jhrem ſinnlichen Traume zu erwecken, ſehen werden. Hoͤren Sie mich alſo, o Lovelace, als eine, die von den Todten zu Jhnen redet ‒ ‒ Verſaͤumen Sie keine Zeit ‒ ‒ ‒ Fangen Sie den Augen- blick Jhre Buße an ‒ ‒ Bleiben Sie nicht laͤn- ger das Werkzeug des Satans, arme Seelen in dieſe feine und verſteckte Fallſtricke, die zuletzt Jh- re eigne Fuͤße verwickeln werden, zu ziehen. Su- chen Sie nicht Jhre Schulden ſo weit zu haͤufen, daß es der goͤttlichen Gnade, ſo zu ſagen, nicht moͤglich iſt, ſie zu vergeben: da die Gerechtig- keit nicht weniger eine Eigenſchaft des Allmaͤchti- gen iſt, als die Barmherzigkeit. Erzittern Sie und beſſern ſich, wann Sie le- ſen, was der Gottloſen Theil von Gott ſey. So ſteht es geſchrieben: „Das Triumphiren des Gottloſen iſt kurz: „und die Freude des Heuchlers waͤhret nur einen „Augenblick. Er wird durch ſeine eigne Fuͤße „ins Netz gezogen ‒ ‒ Er geht auf einem Fall- „ſtrick. Schrecken wird ihn an allen Seiten in „Furcht ſetzen und zu ſeinen Fuͤßen treiben. Sei- „ne Staͤrke ſoll vom Hunger aufgerieben werden, „und Vernichtung ſoll bereit zu ſeiner Seiten ſte- „hen. Der Erſtgebohrne des Todes ſoll ſeine „Staͤrke

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/682
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/682>, abgerufen am 16.07.2024.