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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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staments, wo eine Person von beträchtlichem Ver-
mögen gestorben ist, giebt gemeiniglich einen un-
betrüglichen Probierstein der Liebe gegen die Ver-
storbenen ab.

Die Kleider, die dreyßig Guineas zur Trauer
für Fr. Norton, nebst der Empfehlung dieser gu-
ten Frauen zur Haushälterinn auf dem Hayn,
wurden für hinlänglich gehalten, wenn auch der
Punkt von 600 Pfund, den man etwas Ungeheu-
res nannte, weggelassen wäre. Einige andere
Stellen in dem Testament wurden übertriebene
hochfliegende Einfälle und solche seltsame
Grillen, die Leute von großer Einbildungs-
kraft von Personen von Verstande unter-
schieden,
gescholten.

Meiner Base Dörtchen Hervey ward der
Büchervorrath be[n]eidet. Fräulein Harlowe sag-
te, weil sie und ihre Schwester niemals einerley
Bücher gekauft hätten, wollte sie ihn selbst be-
halten, und es mit ihrer Base Dörtchen auf eine,
oder die andere Art, gut machen.

Jch bin willens, Herr Belford, Jhnen die
Mühe, daß Sie sich ins Mittel schlagen, zu er-
sparen. - - Der Büchervorrath soll meiner Ba-
se Dörtchen zu Theil werden.

Fr. Hervey konnte kaum sitzen. Jedoch sag-
te sie bey dieser Gelegenheit bloß, daß ihre selige
liebe und allezeit liebe Enkelinn allzu gütig ge-
gen sie und ihre Tochter wäre. Zu einer an-
dern Zeit
aber bezeugte sie mit Thränen, daß sie
sich wegen eines Briefes, den sie geschrieben

hätte;



ſtaments, wo eine Perſon von betraͤchtlichem Ver-
moͤgen geſtorben iſt, giebt gemeiniglich einen un-
betruͤglichen Probierſtein der Liebe gegen die Ver-
ſtorbenen ab.

Die Kleider, die dreyßig Guineas zur Trauer
fuͤr Fr. Norton, nebſt der Empfehlung dieſer gu-
ten Frauen zur Haushaͤlterinn auf dem Hayn,
wurden fuͤr hinlaͤnglich gehalten, wenn auch der
Punkt von 600 Pfund, den man etwas Ungeheu-
res nannte, weggelaſſen waͤre. Einige andere
Stellen in dem Teſtament wurden uͤbertriebene
hochfliegende Einfaͤlle und ſolche ſeltſame
Grillen, die Leute von großer Einbildungs-
kraft von Perſonen von Verſtande unter-
ſchieden,
geſcholten.

Meiner Baſe Doͤrtchen Hervey ward der
Buͤchervorrath be[n]eidet. Fraͤulein Harlowe ſag-
te, weil ſie und ihre Schweſter niemals einerley
Buͤcher gekauft haͤtten, wollte ſie ihn ſelbſt be-
halten, und es mit ihrer Baſe Doͤrtchen auf eine,
oder die andere Art, gut machen.

Jch bin willens, Herr Belford, Jhnen die
Muͤhe, daß Sie ſich ins Mittel ſchlagen, zu er-
ſparen. ‒ ‒ Der Buͤchervorrath ſoll meiner Ba-
ſe Doͤrtchen zu Theil werden.

Fr. Hervey konnte kaum ſitzen. Jedoch ſag-
te ſie bey dieſer Gelegenheit bloß, daß ihre ſelige
liebe und allezeit liebe Enkelinn allzu guͤtig ge-
gen ſie und ihre Tochter waͤre. Zu einer an-
dern Zeit
aber bezeugte ſie mit Thraͤnen, daß ſie
ſich wegen eines Briefes, den ſie geſchrieben

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[658/0664] ſtaments, wo eine Perſon von betraͤchtlichem Ver- moͤgen geſtorben iſt, giebt gemeiniglich einen un- betruͤglichen Probierſtein der Liebe gegen die Ver- ſtorbenen ab. Die Kleider, die dreyßig Guineas zur Trauer fuͤr Fr. Norton, nebſt der Empfehlung dieſer gu- ten Frauen zur Haushaͤlterinn auf dem Hayn, wurden fuͤr hinlaͤnglich gehalten, wenn auch der Punkt von 600 Pfund, den man etwas Ungeheu- res nannte, weggelaſſen waͤre. Einige andere Stellen in dem Teſtament wurden uͤbertriebene hochfliegende Einfaͤlle und ſolche ſeltſame Grillen, die Leute von großer Einbildungs- kraft von Perſonen von Verſtande unter- ſchieden, geſcholten. Meiner Baſe Doͤrtchen Hervey ward der Buͤchervorrath beneidet. Fraͤulein Harlowe ſag- te, weil ſie und ihre Schweſter niemals einerley Buͤcher gekauft haͤtten, wollte ſie ihn ſelbſt be- halten, und es mit ihrer Baſe Doͤrtchen auf eine, oder die andere Art, gut machen. Jch bin willens, Herr Belford, Jhnen die Muͤhe, daß Sie ſich ins Mittel ſchlagen, zu er- ſparen. ‒ ‒ Der Buͤchervorrath ſoll meiner Ba- ſe Doͤrtchen zu Theil werden. Fr. Hervey konnte kaum ſitzen. Jedoch ſag- te ſie bey dieſer Gelegenheit bloß, daß ihre ſelige liebe und allezeit liebe Enkelinn allzu guͤtig ge- gen ſie und ihre Tochter waͤre. Zu einer an- dern Zeit aber bezeugte ſie mit Thraͤnen, daß ſie ſich wegen eines Briefes, den ſie geſchrieben haͤtte;

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/664>, abgerufen am 23.11.2024.