Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



dir diesen Abend mitzutheilen, weil sie sehr zu
rühren geschickt sind.

Jch werde morgen ganz frühe Henrichen mit ih-
rem Briefe an die Fräulein Howe absenden:
ein Erbieten, welches sie sehr gütig aufnahm;
weil sie sich mit äußerster Sorgfalt bemühet,
die Furcht, welche diese Fräulein ihretwegen
haben wird, weil sie mit der Sonnabends Post
keine Nachricht von ihr bekommen hat, zu ver-
mindern. Jedoch, wenn ich die Wahrheit
schreiben soll: wie kann ihre Furcht vermindert
werden?



Der neun und dreyßigste Brief
von
Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein
Howe.

Jch schreibe, meine geliebte Fräulein Howe:
ob ich mich gleich noch sehr schlecht befinde.
Damals aber, als Jhr Bothe wieder zurückkehr-
te, konnte ich es nicht thun: denn ich war zu der
Zeit nicht im Stande, eine Feder zu halten.

Die Unpäßlichkeit Jhrer Fr. Mutter verur-
sachte mir, nach dem ersten Theil Jhres Briefes,
Jhretwegen großen Kummer, bis ich weiter las.
Sie beklagen dieselbe, wie es einer so zärtlichen
Tochter zustehet. Der Himmel mache Sie, noch

auf
U 4



dir dieſen Abend mitzutheilen, weil ſie ſehr zu
ruͤhren geſchickt ſind.

Jch werde morgen ganz fruͤhe Henrichen mit ih-
rem Briefe an die Fraͤulein Howe abſenden:
ein Erbieten, welches ſie ſehr guͤtig aufnahm;
weil ſie ſich mit aͤußerſter Sorgfalt bemuͤhet,
die Furcht, welche dieſe Fraͤulein ihretwegen
haben wird, weil ſie mit der Sonnabends Poſt
keine Nachricht von ihr bekommen hat, zu ver-
mindern. Jedoch, wenn ich die Wahrheit
ſchreiben ſoll: wie kann ihre Furcht vermindert
werden?



Der neun und dreyßigſte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.

Jch ſchreibe, meine geliebte Fraͤulein Howe:
ob ich mich gleich noch ſehr ſchlecht befinde.
Damals aber, als Jhr Bothe wieder zuruͤckkehr-
te, konnte ich es nicht thun: denn ich war zu der
Zeit nicht im Stande, eine Feder zu halten.

Die Unpaͤßlichkeit Jhrer Fr. Mutter verur-
ſachte mir, nach dem erſten Theil Jhres Briefes,
Jhretwegen großen Kummer, bis ich weiter las.
Sie beklagen dieſelbe, wie es einer ſo zaͤrtlichen
Tochter zuſtehet. Der Himmel mache Sie, noch

auf
U 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0317" n="311"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
dir die&#x017F;en Abend mitzutheilen, weil &#x017F;ie &#x017F;ehr zu<lb/>
ru&#x0364;hren ge&#x017F;chickt &#x017F;ind.</p><lb/>
          <postscript>
            <p>Jch werde morgen ganz fru&#x0364;he Henrichen mit ih-<lb/>
rem Briefe an die Fra&#x0364;ulein Howe ab&#x017F;enden:<lb/>
ein Erbieten, welches &#x017F;ie &#x017F;ehr gu&#x0364;tig aufnahm;<lb/>
weil &#x017F;ie &#x017F;ich mit a&#x0364;ußer&#x017F;ter Sorgfalt bemu&#x0364;het,<lb/>
die Furcht, welche die&#x017F;e Fra&#x0364;ulein ihretwegen<lb/>
haben wird, weil &#x017F;ie mit der Sonnabends Po&#x017F;t<lb/>
keine Nachricht von ihr bekommen hat, zu ver-<lb/>
mindern. Jedoch, wenn ich die Wahrheit<lb/>
&#x017F;chreiben &#x017F;oll: wie kann ihre Furcht vermindert<lb/>
werden?</p>
          </postscript>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der neun und dreyßig&#x017F;te Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein Clari&#x017F;&#x017F;a Harlowe an Fra&#x0364;ulein<lb/>
Howe.</hi></head><lb/>
          <div n="3">
            <dateline> <hi rendition="#et">Sonnabends, den 2ten Sept.</hi> </dateline><lb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>ch &#x017F;chreibe, meine geliebte Fra&#x0364;ulein Howe:<lb/>
ob ich mich gleich noch &#x017F;ehr &#x017F;chlecht befinde.<lb/>
Damals aber, als Jhr Bothe wieder zuru&#x0364;ckkehr-<lb/>
te, konnte ich es nicht thun: denn ich war zu der<lb/>
Zeit nicht im Stande, eine Feder zu halten.</p><lb/>
            <p>Die Unpa&#x0364;ßlichkeit Jhrer Fr. Mutter verur-<lb/>
&#x017F;achte mir, nach dem er&#x017F;ten Theil Jhres Briefes,<lb/>
Jhretwegen großen Kummer, bis ich weiter las.<lb/>
Sie beklagen die&#x017F;elbe, wie es einer &#x017F;o za&#x0364;rtlichen<lb/>
Tochter zu&#x017F;tehet. Der Himmel mache Sie, noch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 4</fw><fw place="bottom" type="catch">auf</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311/0317] dir dieſen Abend mitzutheilen, weil ſie ſehr zu ruͤhren geſchickt ſind. Jch werde morgen ganz fruͤhe Henrichen mit ih- rem Briefe an die Fraͤulein Howe abſenden: ein Erbieten, welches ſie ſehr guͤtig aufnahm; weil ſie ſich mit aͤußerſter Sorgfalt bemuͤhet, die Furcht, welche dieſe Fraͤulein ihretwegen haben wird, weil ſie mit der Sonnabends Poſt keine Nachricht von ihr bekommen hat, zu ver- mindern. Jedoch, wenn ich die Wahrheit ſchreiben ſoll: wie kann ihre Furcht vermindert werden? Der neun und dreyßigſte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe. Sonnabends, den 2ten Sept. Jch ſchreibe, meine geliebte Fraͤulein Howe: ob ich mich gleich noch ſehr ſchlecht befinde. Damals aber, als Jhr Bothe wieder zuruͤckkehr- te, konnte ich es nicht thun: denn ich war zu der Zeit nicht im Stande, eine Feder zu halten. Die Unpaͤßlichkeit Jhrer Fr. Mutter verur- ſachte mir, nach dem erſten Theil Jhres Briefes, Jhretwegen großen Kummer, bis ich weiter las. Sie beklagen dieſelbe, wie es einer ſo zaͤrtlichen Tochter zuſtehet. Der Himmel mache Sie, noch auf U 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/317
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/317>, abgerufen am 11.05.2024.