Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



samkeit sie sich in diesen Kleinigkeiten, wie sie sie
nannte, verlassen möchte.

Der Arzt ließ sich gegen Fr. Smithinn ver-
lauten, er glaubte, sie würde es noch lange genug
halten, daß jemand von ihrer Freundschaft Nach-
richt von ihr haben und zu ihr kommen könnte;
aber auch schwerlich länger: und weil er nicht
merken könnte, daß sie irgend einige Gewißheit
hätte, von ihrem Vetter Morden Nachricht zu be-
kommen oder ihn zu sehen; welches ein offenba-
res Zeichen wäre, daß ihre Verwandten noch un-
versöhnlich blieben; so wollte er zu Hause gehen
und an ihren Vater schreiben, sie möchte es auf-
nehmen, wie sie wollte.

Sie hatte einen großen Theil des Tages in
brünstiger Andacht zugebracht, und morgen frühe
wird sie eben den Geistlichen, der oft bey ihr ge-
wesen ist, bey sich haben, von dessen Händen sie
das Abendmahl wieder nehmen will.

Du siehst, Lovelace, daß alle Vorbereitung ge-
schiehet, daß alles fertig seyn wird: und ich soll mor-
gen, Nachmittags, zu ihr kommen, einige Anwei-
sung in Absicht auf meine Verrichtung bey dem letz-
ten Liebesdienst, der ihr erwiesen werden soll, zu be-
kommen. So habe ich mich nun nach eurer Unge-
dult gerichtet: indem ich die Nachrichten von einer
seinen Unterredung zwischen ihr und Fr. Lovick,
welche mir die letztere eröffnet hat, und noch von
einer andern zwischen ihr und dem Arzt und Apo-
theker, vorbeylasse, da ich sonst willens war, sie

dir



ſamkeit ſie ſich in dieſen Kleinigkeiten, wie ſie ſie
nannte, verlaſſen moͤchte.

Der Arzt ließ ſich gegen Fr. Smithinn ver-
lauten, er glaubte, ſie wuͤrde es noch lange genug
halten, daß jemand von ihrer Freundſchaft Nach-
richt von ihr haben und zu ihr kommen koͤnnte;
aber auch ſchwerlich laͤnger: und weil er nicht
merken koͤnnte, daß ſie irgend einige Gewißheit
haͤtte, von ihrem Vetter Morden Nachricht zu be-
kommen oder ihn zu ſehen; welches ein offenba-
res Zeichen waͤre, daß ihre Verwandten noch un-
verſoͤhnlich blieben; ſo wollte er zu Hauſe gehen
und an ihren Vater ſchreiben, ſie moͤchte es auf-
nehmen, wie ſie wollte.

Sie hatte einen großen Theil des Tages in
bruͤnſtiger Andacht zugebracht, und morgen fruͤhe
wird ſie eben den Geiſtlichen, der oft bey ihr ge-
weſen iſt, bey ſich haben, von deſſen Haͤnden ſie
das Abendmahl wieder nehmen will.

Du ſiehſt, Lovelace, daß alle Vorbereitung ge-
ſchiehet, daß alles fertig ſeyn wird: und ich ſoll mor-
gen, Nachmittags, zu ihr kommen, einige Anwei-
ſung in Abſicht auf meine Verrichtung bey dem letz-
ten Liebesdienſt, der ihr erwieſen werden ſoll, zu be-
kommen. So habe ich mich nun nach eurer Unge-
dult gerichtet: indem ich die Nachrichten von einer
ſeinen Unterredung zwiſchen ihr und Fr. Lovick,
welche mir die letztere eroͤffnet hat, und noch von
einer andern zwiſchen ihr und dem Arzt und Apo-
theker, vorbeylaſſe, da ich ſonſt willens war, ſie

dir
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0316" n="310"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;amkeit &#x017F;ie &#x017F;ich in die&#x017F;en <hi rendition="#fr">Kleinigkeiten,</hi> wie &#x017F;ie &#x017F;ie<lb/>
nannte, verla&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;chte.</p><lb/>
          <p>Der Arzt ließ &#x017F;ich gegen Fr. Smithinn ver-<lb/>
lauten, er glaubte, &#x017F;ie wu&#x0364;rde es noch lange genug<lb/>
halten, daß jemand von ihrer Freund&#x017F;chaft Nach-<lb/>
richt von ihr haben und zu ihr kommen ko&#x0364;nnte;<lb/>
aber auch &#x017F;chwerlich la&#x0364;nger: und weil er nicht<lb/>
merken ko&#x0364;nnte, daß &#x017F;ie irgend einige Gewißheit<lb/>
ha&#x0364;tte, von ihrem Vetter Morden Nachricht zu be-<lb/>
kommen oder ihn zu &#x017F;ehen; welches ein offenba-<lb/>
res Zeichen wa&#x0364;re, daß ihre Verwandten noch un-<lb/>
ver&#x017F;o&#x0364;hnlich blieben; &#x017F;o wollte er zu Hau&#x017F;e gehen<lb/>
und an ihren Vater &#x017F;chreiben, &#x017F;ie mo&#x0364;chte es auf-<lb/>
nehmen, wie &#x017F;ie wollte.</p><lb/>
          <p>Sie hatte einen großen Theil des Tages in<lb/>
bru&#x0364;n&#x017F;tiger Andacht zugebracht, und morgen fru&#x0364;he<lb/>
wird &#x017F;ie eben den Gei&#x017F;tlichen, der oft bey ihr ge-<lb/>
we&#x017F;en i&#x017F;t, bey &#x017F;ich haben, von de&#x017F;&#x017F;en Ha&#x0364;nden &#x017F;ie<lb/>
das Abendmahl wieder nehmen will.</p><lb/>
          <p>Du &#x017F;ieh&#x017F;t, Lovelace, daß alle Vorbereitung ge-<lb/>
&#x017F;chiehet, daß alles fertig &#x017F;eyn wird: und ich &#x017F;oll mor-<lb/>
gen, Nachmittags, zu ihr kommen, einige Anwei-<lb/>
&#x017F;ung in Ab&#x017F;icht auf meine Verrichtung bey dem letz-<lb/>
ten Liebesdien&#x017F;t, der ihr erwie&#x017F;en werden &#x017F;oll, zu be-<lb/>
kommen. So habe ich mich nun nach eurer Unge-<lb/>
dult gerichtet: indem ich die Nachrichten von einer<lb/>
&#x017F;einen Unterredung zwi&#x017F;chen ihr und Fr. Lovick,<lb/>
welche mir die letztere ero&#x0364;ffnet hat, und noch von<lb/>
einer andern zwi&#x017F;chen ihr und dem Arzt und Apo-<lb/>
theker, vorbeyla&#x017F;&#x017F;e, da ich &#x017F;on&#x017F;t willens war, &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dir</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[310/0316] ſamkeit ſie ſich in dieſen Kleinigkeiten, wie ſie ſie nannte, verlaſſen moͤchte. Der Arzt ließ ſich gegen Fr. Smithinn ver- lauten, er glaubte, ſie wuͤrde es noch lange genug halten, daß jemand von ihrer Freundſchaft Nach- richt von ihr haben und zu ihr kommen koͤnnte; aber auch ſchwerlich laͤnger: und weil er nicht merken koͤnnte, daß ſie irgend einige Gewißheit haͤtte, von ihrem Vetter Morden Nachricht zu be- kommen oder ihn zu ſehen; welches ein offenba- res Zeichen waͤre, daß ihre Verwandten noch un- verſoͤhnlich blieben; ſo wollte er zu Hauſe gehen und an ihren Vater ſchreiben, ſie moͤchte es auf- nehmen, wie ſie wollte. Sie hatte einen großen Theil des Tages in bruͤnſtiger Andacht zugebracht, und morgen fruͤhe wird ſie eben den Geiſtlichen, der oft bey ihr ge- weſen iſt, bey ſich haben, von deſſen Haͤnden ſie das Abendmahl wieder nehmen will. Du ſiehſt, Lovelace, daß alle Vorbereitung ge- ſchiehet, daß alles fertig ſeyn wird: und ich ſoll mor- gen, Nachmittags, zu ihr kommen, einige Anwei- ſung in Abſicht auf meine Verrichtung bey dem letz- ten Liebesdienſt, der ihr erwieſen werden ſoll, zu be- kommen. So habe ich mich nun nach eurer Unge- dult gerichtet: indem ich die Nachrichten von einer ſeinen Unterredung zwiſchen ihr und Fr. Lovick, welche mir die letztere eroͤffnet hat, und noch von einer andern zwiſchen ihr und dem Arzt und Apo- theker, vorbeylaſſe, da ich ſonſt willens war, ſie dir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/316
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/316>, abgerufen am 11.05.2024.