noch in dem letzten Daumenbreit von Jh- rem Leben leiden sollen!
Er fragte mich nach verschiednen Dingen in Ansehung des Herrn Belfords: und da er das, was ich von diesem Cavallier zu sagen wußte, und seine uneigennützige Dienste bey Jhnen gehöret hatte; schalt er auf einige schändliche Muthmas- sungen, die durch den dienstfertigen Schulfuchs, Brand, wider Sie ausgestreuet wären. Dieser würde, wie ich besinde, zwischen Jhrem Vetter und Lovelacen schlecht davon kommen: wenn ihm sein Priesterrock nicht zum Schutze diente.
Er war Jhretwegen selbst so unruhig, daß er am Donnerstage, dem 24ten, einen ehrlichen und ernsthaften Mann (*), einen gewissen Alston, einen rechtschaffenen Pachter hinaufschickte, sich nach Jhrem Zustande, nach den Personen, welche bey Jhnen Besuch ablegten u. s. w. zu erkundigen. Dieser brachte ihm die Nachricht, daß Sie sehr krank, und in großem Bedruck wegen Jhres Aus- kommens wären. Weil dieß aber demselben von der Wirthinn in dem Hause, wo Sie wohnen, er- zählet, und, wie es scheint, mit einigen scharfen, ob gleich verdienten, Anmerkungen über die Grausam- keit Jhrer Verwandten vermischet war: so fand es bey ihnen keinen Glauben. Jch hoffe auch selbst, daß es nicht wahr seyn könne. Denn Sie haben gewiß nicht so ungerecht, will ich sagen,
gegen
(*) Man sehe den VIIIten Brief nicht weit vom Anfange.
noch in dem letzten Daumenbreit von Jh- rem Leben leiden ſollen!
Er fragte mich nach verſchiednen Dingen in Anſehung des Herrn Belfords: und da er das, was ich von dieſem Cavallier zu ſagen wußte, und ſeine uneigennuͤtzige Dienſte bey Jhnen gehoͤret hatte; ſchalt er auf einige ſchaͤndliche Muthmaſ- ſungen, die durch den dienſtfertigen Schulfuchs, Brand, wider Sie ausgeſtreuet waͤren. Dieſer wuͤrde, wie ich beſinde, zwiſchen Jhrem Vetter und Lovelacen ſchlecht davon kommen: wenn ihm ſein Prieſterrock nicht zum Schutze diente.
Er war Jhretwegen ſelbſt ſo unruhig, daß er am Donnerſtage, dem 24ten, einen ehrlichen und ernſthaften Mann (*), einen gewiſſen Alſton, einen rechtſchaffenen Pachter hinaufſchickte, ſich nach Jhrem Zuſtande, nach den Perſonen, welche bey Jhnen Beſuch ablegten u. ſ. w. zu erkundigen. Dieſer brachte ihm die Nachricht, daß Sie ſehr krank, und in großem Bedruck wegen Jhres Aus- kommens waͤren. Weil dieß aber demſelben von der Wirthinn in dem Hauſe, wo Sie wohnen, er- zaͤhlet, und, wie es ſcheint, mit einigen ſcharfen, ob gleich verdienten, Anmerkungen uͤber die Grauſam- keit Jhrer Verwandten vermiſchet war: ſo fand es bey ihnen keinen Glauben. Jch hoffe auch ſelbſt, daß es nicht wahr ſeyn koͤnne. Denn Sie haben gewiß nicht ſo ungerecht, will ich ſagen,
gegen
(*) Man ſehe den VIIIten Brief nicht weit vom Anfange.
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noch in dem letzten Daumenbreit von Jh-
rem Leben leiden ſollen!
Er fragte mich nach verſchiednen Dingen in
Anſehung des Herrn Belfords: und da er das,
was ich von dieſem Cavallier zu ſagen wußte, und
ſeine uneigennuͤtzige Dienſte bey Jhnen gehoͤret
hatte; ſchalt er auf einige ſchaͤndliche Muthmaſ-
ſungen, die durch den dienſtfertigen Schulfuchs,
Brand, wider Sie ausgeſtreuet waͤren. Dieſer
wuͤrde, wie ich beſinde, zwiſchen Jhrem Vetter
und Lovelacen ſchlecht davon kommen: wenn ihm
ſein Prieſterrock nicht zum Schutze diente.
Er war Jhretwegen ſelbſt ſo unruhig, daß er
am Donnerſtage, dem 24ten, einen ehrlichen und
ernſthaften Mann (*), einen gewiſſen Alſton, einen
rechtſchaffenen Pachter hinaufſchickte, ſich nach
Jhrem Zuſtande, nach den Perſonen, welche bey
Jhnen Beſuch ablegten u. ſ. w. zu erkundigen.
Dieſer brachte ihm die Nachricht, daß Sie ſehr
krank, und in großem Bedruck wegen Jhres Aus-
kommens waͤren. Weil dieß aber demſelben von
der Wirthinn in dem Hauſe, wo Sie wohnen, er-
zaͤhlet, und, wie es ſcheint, mit einigen ſcharfen, ob
gleich verdienten, Anmerkungen uͤber die Grauſam-
keit Jhrer Verwandten vermiſchet war: ſo fand
es bey ihnen keinen Glauben. Jch hoffe auch
ſelbſt, daß es nicht wahr ſeyn koͤnne. Denn Sie
haben gewiß nicht ſo ungerecht, will ich ſagen,
gegen
(*) Man ſehe den VIIIten Brief nicht weit vom
Anfange.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/304>, abgerufen am 22.11.2024.
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