auch besser sey. Jst hierinn mein Gebeth erhö- ret: so werde ich wieder glücklich seyn. Jch schreibe noch mit desto größerer Munterkeit: da mir eine bequeme Gelegenheit gegeben ist, eine Sache zu berühren, welche Sie nahe angehet.
Wissen Sie dann, liebste Freundinn, daß Jhr Herr Vetter Morden hier bey mir gewesen ist. Er erzählte mir von einer Zusammenkunft, die er am Montage bey dem Lord M. mit Lovelacen ge- habt hatte, und that sehr viele Fragen an mich, welche Sie und den schändlichen Kerl betrafen.
Jch hätte ein schönes Feuer unter diesem und ihm anblasen können: wenn ich gewollt hätte. Weil ich aber bemerkte, daß er ein sehr hitziger Mann ist; und glaubte, daß Sie elend daran seyn würden, wenn ihm aus einem Streit mit einem Menschen, der dafür bekannt ist, daß er so viele Vortheile im Degen vor andern voraus hat, et- was zustossen sollte: so stellte ich die Dinge, wo- von wir redeten, nicht auf das ärgste vor. Je- doch da ich zu seinem Behuf gleichwohl nicht die Unwahrheit reden konnte: so müssen Sie noth- wendig gedenken, daß ich genug sagte, ihn zum Fluchen wider den nichtswürdigen Bösewicht zu reizen.
Jch finde nicht, so viele Achtung sie auch alle gegen den Obrist Morden zu bezeigen pflegten, daß er genug bey ihnen gilt, sie zu einem Ver- gleich zur Aussöhnung zu bringen.
Was können sie darunter suchen! - - Allein Jhr Bruder ist zu Hause gekommen: und so ist
die
auch beſſer ſey. Jſt hierinn mein Gebeth erhoͤ- ret: ſo werde ich wieder gluͤcklich ſeyn. Jch ſchreibe noch mit deſto groͤßerer Munterkeit: da mir eine bequeme Gelegenheit gegeben iſt, eine Sache zu beruͤhren, welche Sie nahe angehet.
Wiſſen Sie dann, liebſte Freundinn, daß Jhr Herr Vetter Morden hier bey mir geweſen iſt. Er erzaͤhlte mir von einer Zuſammenkunft, die er am Montage bey dem Lord M. mit Lovelacen ge- habt hatte, und that ſehr viele Fragen an mich, welche Sie und den ſchaͤndlichen Kerl betrafen.
Jch haͤtte ein ſchoͤnes Feuer unter dieſem und ihm anblaſen koͤnnen: wenn ich gewollt haͤtte. Weil ich aber bemerkte, daß er ein ſehr hitziger Mann iſt; und glaubte, daß Sie elend daran ſeyn wuͤrden, wenn ihm aus einem Streit mit einem Menſchen, der dafuͤr bekannt iſt, daß er ſo viele Vortheile im Degen vor andern voraus hat, et- was zuſtoſſen ſollte: ſo ſtellte ich die Dinge, wo- von wir redeten, nicht auf das aͤrgſte vor. Je- doch da ich zu ſeinem Behuf gleichwohl nicht die Unwahrheit reden konnte: ſo muͤſſen Sie noth- wendig gedenken, daß ich genug ſagte, ihn zum Fluchen wider den nichtswuͤrdigen Boͤſewicht zu reizen.
Jch finde nicht, ſo viele Achtung ſie auch alle gegen den Obriſt Morden zu bezeigen pflegten, daß er genug bey ihnen gilt, ſie zu einem Ver- gleich zur Ausſoͤhnung zu bringen.
Was koͤnnen ſie darunter ſuchen! ‒ ‒ Allein Jhr Bruder iſt zu Hauſe gekommen: und ſo iſt
die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0302"n="296"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
auch beſſer ſey. Jſt hierinn mein Gebeth erhoͤ-<lb/>
ret: ſo werde ich wieder gluͤcklich ſeyn. Jch<lb/>ſchreibe noch mit deſto groͤßerer Munterkeit: da<lb/>
mir eine bequeme Gelegenheit gegeben iſt, eine<lb/>
Sache zu beruͤhren, welche Sie nahe angehet.</p><lb/><p>Wiſſen Sie dann, liebſte Freundinn, daß Jhr<lb/>
Herr Vetter Morden hier bey mir geweſen iſt.<lb/>
Er erzaͤhlte mir von einer Zuſammenkunft, die er<lb/>
am Montage bey dem Lord M. mit Lovelacen ge-<lb/>
habt hatte, und that ſehr viele Fragen an mich,<lb/>
welche Sie und den ſchaͤndlichen Kerl betrafen.</p><lb/><p>Jch haͤtte ein ſchoͤnes Feuer unter dieſem und<lb/>
ihm anblaſen koͤnnen: wenn ich gewollt haͤtte.<lb/>
Weil ich aber bemerkte, daß er ein ſehr hitziger<lb/>
Mann iſt; und glaubte, daß Sie elend daran ſeyn<lb/>
wuͤrden, wenn ihm aus einem Streit mit einem<lb/>
Menſchen, der dafuͤr bekannt iſt, daß er ſo viele<lb/>
Vortheile im Degen vor andern voraus hat, et-<lb/>
was zuſtoſſen ſollte: ſo ſtellte ich die Dinge, wo-<lb/>
von wir redeten, nicht auf das aͤrgſte vor. Je-<lb/>
doch da ich zu ſeinem Behuf gleichwohl nicht die<lb/>
Unwahrheit reden konnte: ſo muͤſſen Sie noth-<lb/>
wendig gedenken, daß ich genug ſagte, ihn zum<lb/>
Fluchen wider den nichtswuͤrdigen Boͤſewicht zu<lb/>
reizen.</p><lb/><p>Jch finde nicht, ſo viele Achtung ſie auch alle<lb/>
gegen den Obriſt Morden zu bezeigen pflegten,<lb/>
daß er genug bey ihnen gilt, ſie zu einem Ver-<lb/>
gleich zur Ausſoͤhnung zu bringen.</p><lb/><p>Was koͤnnen ſie darunter ſuchen! ‒‒ Allein<lb/>
Jhr Bruder iſt zu Hauſe gekommen: und ſo iſt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[296/0302]
auch beſſer ſey. Jſt hierinn mein Gebeth erhoͤ-
ret: ſo werde ich wieder gluͤcklich ſeyn. Jch
ſchreibe noch mit deſto groͤßerer Munterkeit: da
mir eine bequeme Gelegenheit gegeben iſt, eine
Sache zu beruͤhren, welche Sie nahe angehet.
Wiſſen Sie dann, liebſte Freundinn, daß Jhr
Herr Vetter Morden hier bey mir geweſen iſt.
Er erzaͤhlte mir von einer Zuſammenkunft, die er
am Montage bey dem Lord M. mit Lovelacen ge-
habt hatte, und that ſehr viele Fragen an mich,
welche Sie und den ſchaͤndlichen Kerl betrafen.
Jch haͤtte ein ſchoͤnes Feuer unter dieſem und
ihm anblaſen koͤnnen: wenn ich gewollt haͤtte.
Weil ich aber bemerkte, daß er ein ſehr hitziger
Mann iſt; und glaubte, daß Sie elend daran ſeyn
wuͤrden, wenn ihm aus einem Streit mit einem
Menſchen, der dafuͤr bekannt iſt, daß er ſo viele
Vortheile im Degen vor andern voraus hat, et-
was zuſtoſſen ſollte: ſo ſtellte ich die Dinge, wo-
von wir redeten, nicht auf das aͤrgſte vor. Je-
doch da ich zu ſeinem Behuf gleichwohl nicht die
Unwahrheit reden konnte: ſo muͤſſen Sie noth-
wendig gedenken, daß ich genug ſagte, ihn zum
Fluchen wider den nichtswuͤrdigen Boͤſewicht zu
reizen.
Jch finde nicht, ſo viele Achtung ſie auch alle
gegen den Obriſt Morden zu bezeigen pflegten,
daß er genug bey ihnen gilt, ſie zu einem Ver-
gleich zur Ausſoͤhnung zu bringen.
Was koͤnnen ſie darunter ſuchen! ‒ ‒ Allein
Jhr Bruder iſt zu Hauſe gekommen: und ſo iſt
die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/302>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.