gewesen wärest! - - Du, der Urheber von allen diesen widrigen Trauerspielen! Gewiß du hättest nicht weniger gerühret seyn können, als ich, der ich in Ansehung ihrer nichts zu verantworten habe.
Nachdem sie den Leuten befohlen, ihn in ihre Schlafkammer zu bringen: kam sie mit einer Un- erschrockenheit, die der Zubereitung vollkommen gleich war, wieder zu uns. Sie hätten ihn nicht eher bringen sollen, waren ihre Worte, als wenn es finster geworden - - Haben sie die Güte, Hr. Belford, und entschuldigen mich: und betrüben sie sich nicht, Fr. Lovick; auch sie nicht, Fr. Smithinn. Warum wollten sie es thun? Es ist nichts mehr daran, als die Ungewöhnlichkeit der Sache. Warum sollten wir nicht mit eben so vieler Vernunft stutzen, wenn wir zur Kirche ge- hen, wo die Gräber unserer Voreltern sind, mit deren Staub so gar unser Staub, wie wir hof- fen, vermenget werden soll, als daß wir bey ei- nem solchen Anblick, wie dieß ist, in Bewegung gerathen?
Weil wir alle noch beständig stille schwiegen und die Frauensleute ihre Schürzen an den Augen hatten: so redete sie fort. - - Was soll diese Traurigkeit um nichts und gar nichts? - - Wo ich irgend zu tadeln bin: so ist es deswegen, daß ich, wie man denken mag, zu viele Sorge für diesen irdischen Theil trage. Jch mag gern alles für mich selbst thun, was ich thun kann. Das ist allezeit mei- ne Weise gewesen. Alle andere Dinge von Erheb-
lichkeit
geweſen waͤreſt! ‒ ‒ Du, der Urheber von allen dieſen widrigen Trauerſpielen! Gewiß du haͤtteſt nicht weniger geruͤhret ſeyn koͤnnen, als ich, der ich in Anſehung ihrer nichts zu verantworten habe.
Nachdem ſie den Leuten befohlen, ihn in ihre Schlafkammer zu bringen: kam ſie mit einer Un- erſchrockenheit, die der Zubereitung vollkommen gleich war, wieder zu uns. Sie haͤtten ihn nicht eher bringen ſollen, waren ihre Worte, als wenn es finſter geworden ‒ ‒ Haben ſie die Guͤte, Hr. Belford, und entſchuldigen mich: und betruͤben ſie ſich nicht, Fr. Lovick; auch ſie nicht, Fr. Smithinn. Warum wollten ſie es thun? Es iſt nichts mehr daran, als die Ungewoͤhnlichkeit der Sache. Warum ſollten wir nicht mit eben ſo vieler Vernunft ſtutzen, wenn wir zur Kirche ge- hen, wo die Graͤber unſerer Voreltern ſind, mit deren Staub ſo gar unſer Staub, wie wir hof- fen, vermenget werden ſoll, als daß wir bey ei- nem ſolchen Anblick, wie dieß iſt, in Bewegung gerathen?
Weil wir alle noch beſtaͤndig ſtille ſchwiegen und die Frauensleute ihre Schuͤrzen an den Augen hatten: ſo redete ſie fort. ‒ ‒ Was ſoll dieſe Traurigkeit um nichts und gar nichts? ‒ ‒ Wo ich irgend zu tadeln bin: ſo iſt es deswegen, daß ich, wie man denken mag, zu viele Sorge fuͤr dieſen irdiſchen Theil trage. Jch mag gern alles fuͤr mich ſelbſt thun, was ich thun kann. Das iſt allezeit mei- ne Weiſe geweſen. Alle andere Dinge von Erheb-
lichkeit
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geweſen waͤreſt! ‒ ‒ Du, der Urheber von allen
dieſen widrigen Trauerſpielen! Gewiß du haͤtteſt
nicht weniger geruͤhret ſeyn koͤnnen, als ich, der
ich in Anſehung ihrer nichts zu verantworten
habe.
Nachdem ſie den Leuten befohlen, ihn in ihre
Schlafkammer zu bringen: kam ſie mit einer Un-
erſchrockenheit, die der Zubereitung vollkommen
gleich war, wieder zu uns. Sie haͤtten ihn nicht
eher bringen ſollen, waren ihre Worte, als wenn
es finſter geworden ‒ ‒ Haben ſie die Guͤte, Hr.
Belford, und entſchuldigen mich: und betruͤben
ſie ſich nicht, Fr. Lovick; auch ſie nicht, Fr.
Smithinn. Warum wollten ſie es thun? Es iſt
nichts mehr daran, als die Ungewoͤhnlichkeit der
Sache. Warum ſollten wir nicht mit eben ſo
vieler Vernunft ſtutzen, wenn wir zur Kirche ge-
hen, wo die Graͤber unſerer Voreltern ſind, mit
deren Staub ſo gar unſer Staub, wie wir hof-
fen, vermenget werden ſoll, als daß wir bey ei-
nem ſolchen Anblick, wie dieß iſt, in Bewegung
gerathen?
Weil wir alle noch beſtaͤndig ſtille ſchwiegen
und die Frauensleute ihre Schuͤrzen an den Augen
hatten: ſo redete ſie fort. ‒ ‒ Was ſoll dieſe
Traurigkeit um nichts und gar nichts? ‒ ‒ Wo
ich irgend zu tadeln bin: ſo iſt es deswegen, daß
ich, wie man denken mag, zu viele Sorge fuͤr dieſen
irdiſchen Theil trage. Jch mag gern alles fuͤr mich
ſelbſt thun, was ich thun kann. Das iſt allezeit mei-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/275>, abgerufen am 23.11.2024.
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