ihrem guten Namen leiden können, weil sie in ih- rer Gesellschaft gesehen werden.
Was den Herrn Brand betrifft, setzte sie hin- zu, so muß man Mitleiden mit ihm haben: und erlauben sie mir, Herr Belford, ihnen auf das nachdrücklichste zu empfehlen, daß sie keinen Wi- derwillen gegen ihn fassen, der seiner Person oder seinen Gütern nachtheilig seyn möchte. Lassen sie sein Amt und seine gute Meynung für ihn sprechen. Er wird Kummer genug haben, wenn er findet, daß ein jeder, dessen Unwillen mich itzo drücket, mein Angedenken von aller verkehrten Schuld losspricht, und sich mit den andern zu ei- nem allgemeinen Mittleiden mit mir vereiniget.
Dieß, Lovelace, ist die Fräulein, deren Leben du in ihrer Blüte verkürzet hast! - - Wie viele Gelegenheiten mußt du gehabt haben, ihren un- schätzbaren Werth zu bewundern! Und dennoch konntest du deine Sinne durch das Frauenzim- mer in ihrer reizenden Person so betäuben lassen, daß du gegen den Engel, der in so vollkommener Pracht aus ihrem Gemüthe hervorblicket, blind warest? Jn der That, mir ist es allezeit, so oft ich das Glück gehabt, mit ihr umzugehen, nicht anders vorgekommen, als wenn ich mit einem wirklichen Engel in Gesellschaft wäre: und ich bin versichert, daß es für mich unmöglich seyn würde, wenn sie auch noch eben so schön und von einer eben so blühenden Gesundheit wäre, als ich sie gesehen habe, den geringsten Gedanken von ei-
ner
ihrem guten Namen leiden koͤnnen, weil ſie in ih- rer Geſellſchaft geſehen werden.
Was den Herrn Brand betrifft, ſetzte ſie hin- zu, ſo muß man Mitleiden mit ihm haben: und erlauben ſie mir, Herr Belford, ihnen auf das nachdruͤcklichſte zu empfehlen, daß ſie keinen Wi- derwillen gegen ihn faſſen, der ſeiner Perſon oder ſeinen Guͤtern nachtheilig ſeyn moͤchte. Laſſen ſie ſein Amt und ſeine gute Meynung fuͤr ihn ſprechen. Er wird Kummer genug haben, wenn er findet, daß ein jeder, deſſen Unwillen mich itzo druͤcket, mein Angedenken von aller verkehrten Schuld losſpricht, und ſich mit den andern zu ei- nem allgemeinen Mittleiden mit mir vereiniget.
Dieß, Lovelace, iſt die Fraͤulein, deren Leben du in ihrer Bluͤte verkuͤrzet haſt! ‒ ‒ Wie viele Gelegenheiten mußt du gehabt haben, ihren un- ſchaͤtzbaren Werth zu bewundern! Und dennoch konnteſt du deine Sinne durch das Frauenzim- mer in ihrer reizenden Perſon ſo betaͤuben laſſen, daß du gegen den Engel, der in ſo vollkommener Pracht aus ihrem Gemuͤthe hervorblicket, blind wareſt? Jn der That, mir iſt es allezeit, ſo oft ich das Gluͤck gehabt, mit ihr umzugehen, nicht anders vorgekommen, als wenn ich mit einem wirklichen Engel in Geſellſchaft waͤre: und ich bin verſichert, daß es fuͤr mich unmoͤglich ſeyn wuͤrde, wenn ſie auch noch eben ſo ſchoͤn und von einer eben ſo bluͤhenden Geſundheit waͤre, als ich ſie geſehen habe, den geringſten Gedanken von ei-
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ihrem guten Namen leiden koͤnnen, weil ſie in ih-
rer Geſellſchaft geſehen werden.
Was den Herrn Brand betrifft, ſetzte ſie hin-
zu, ſo muß man Mitleiden mit ihm haben: und
erlauben ſie mir, Herr Belford, ihnen auf das
nachdruͤcklichſte zu empfehlen, daß ſie keinen Wi-
derwillen gegen ihn faſſen, der ſeiner Perſon oder
ſeinen Guͤtern nachtheilig ſeyn moͤchte. Laſſen
ſie ſein Amt und ſeine gute Meynung fuͤr ihn
ſprechen. Er wird Kummer genug haben, wenn
er findet, daß ein jeder, deſſen Unwillen mich itzo
druͤcket, mein Angedenken von aller verkehrten
Schuld losſpricht, und ſich mit den andern zu ei-
nem allgemeinen Mittleiden mit mir vereiniget.
Dieß, Lovelace, iſt die Fraͤulein, deren Leben
du in ihrer Bluͤte verkuͤrzet haſt! ‒ ‒ Wie viele
Gelegenheiten mußt du gehabt haben, ihren un-
ſchaͤtzbaren Werth zu bewundern! Und dennoch
konnteſt du deine Sinne durch das Frauenzim-
mer in ihrer reizenden Perſon ſo betaͤuben laſſen,
daß du gegen den Engel, der in ſo vollkommener
Pracht aus ihrem Gemuͤthe hervorblicket, blind
wareſt? Jn der That, mir iſt es allezeit, ſo oft
ich das Gluͤck gehabt, mit ihr umzugehen, nicht
anders vorgekommen, als wenn ich mit einem
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bin verſichert, daß es fuͤr mich unmoͤglich ſeyn
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/257>, abgerufen am 03.12.2024.
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