ner Frauensperson zu haben, so bald ich sie reden hörte.
Donnerstags, um drey, den 31ten August.
Als ich die Fräulein wieder besuchte: fand ich, daß sie beynahe eben so viel vor Freuden lit- te, als sie bisweilen vor Kummer gelitten hatte. Denn sie hatte eben einen sehr liebreichen Brief von ihren Vetter Morden bekommen, welchen sie die Güte hatte mir zum Durchlesen zu zeigen. Weil sie schon den Anfang gemacht hatte, ihn zu beantworten: so bat ich mir die Erlaubniß aus, ihr des Abends aufzuwarten, damit ich sie darin- ne nicht stören möchte.
Der Brief ist sehr zärtlich abgefaßt **** Hier theilt Herr Belford den Hauptinhalt desselben aus dem Gedächnisse mit. Man sehe den folgenden Brief. Als- denn setzt er hinzu:
Aber ach! alles wird nunmehr zu spät seyn. Denn das Urtheil ist gewiß ausgesprochen. Die Welt ist ihrer nicht werth!
Der
ner Frauensperſon zu haben, ſo bald ich ſie reden hoͤrte.
Donnerſtags, um drey, den 31ten Auguſt.
Als ich die Fraͤulein wieder beſuchte: fand ich, daß ſie beynahe eben ſo viel vor Freuden lit- te, als ſie bisweilen vor Kummer gelitten hatte. Denn ſie hatte eben einen ſehr liebreichen Brief von ihren Vetter Morden bekommen, welchen ſie die Guͤte hatte mir zum Durchleſen zu zeigen. Weil ſie ſchon den Anfang gemacht hatte, ihn zu beantworten: ſo bat ich mir die Erlaubniß aus, ihr des Abends aufzuwarten, damit ich ſie darin- ne nicht ſtoͤren moͤchte.
Der Brief iſt ſehr zaͤrtlich abgefaßt **** Hier theilt Herr Belford den Hauptinhalt deſſelben aus dem Gedaͤchniſſe mit. Man ſehe den folgenden Brief. Als- denn ſetzt er hinzu:
Aber ach! alles wird nunmehr zu ſpaͤt ſeyn. Denn das Urtheil iſt gewiß ausgeſprochen. Die Welt iſt ihrer nicht werth!
Der
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ner Frauensperſon zu haben, ſo bald ich ſie reden
hoͤrte.
Donnerſtags, um drey, den 31ten
Auguſt.
Als ich die Fraͤulein wieder beſuchte: fand ich,
daß ſie beynahe eben ſo viel vor Freuden lit-
te, als ſie bisweilen vor Kummer gelitten hatte.
Denn ſie hatte eben einen ſehr liebreichen Brief
von ihren Vetter Morden bekommen, welchen ſie
die Guͤte hatte mir zum Durchleſen zu zeigen.
Weil ſie ſchon den Anfang gemacht hatte, ihn zu
beantworten: ſo bat ich mir die Erlaubniß aus,
ihr des Abends aufzuwarten, damit ich ſie darin-
ne nicht ſtoͤren moͤchte.
Der Brief iſt ſehr zaͤrtlich abgefaßt ****
Hier theilt Herr Belford den Hauptinhalt
deſſelben aus dem Gedaͤchniſſe mit.
Man ſehe den folgenden Brief. Als-
denn ſetzt er hinzu:
Aber ach! alles wird nunmehr zu ſpaͤt ſeyn.
Denn das Urtheil iſt gewiß ausgeſprochen. Die
Welt iſt ihrer nicht werth!
Der
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/258>, abgerufen am 13.05.2024.
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