Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



ner Frauensperson zu haben, so bald ich sie reden
hörte.


Als ich die Fräulein wieder besuchte: fand ich,
daß sie beynahe eben so viel vor Freuden lit-
te, als sie bisweilen vor Kummer gelitten hatte.
Denn sie hatte eben einen sehr liebreichen Brief
von ihren Vetter Morden bekommen, welchen sie
die Güte hatte mir zum Durchlesen zu zeigen.
Weil sie schon den Anfang gemacht hatte, ihn zu
beantworten: so bat ich mir die Erlaubniß aus,
ihr des Abends aufzuwarten, damit ich sie darin-
ne nicht stören möchte.

Der Brief ist sehr zärtlich abgefaßt ****
Hier theilt Herr Belford den Hauptinhalt
desselben aus dem Gedächnisse mit.
Man sehe den folgenden Brief. Als-
denn setzt er hinzu:

Aber ach! alles wird nunmehr zu spät seyn.
Denn das Urtheil ist gewiß ausgesprochen. Die
Welt ist ihrer nicht werth!



Der



ner Frauensperſon zu haben, ſo bald ich ſie reden
hoͤrte.


Als ich die Fraͤulein wieder beſuchte: fand ich,
daß ſie beynahe eben ſo viel vor Freuden lit-
te, als ſie bisweilen vor Kummer gelitten hatte.
Denn ſie hatte eben einen ſehr liebreichen Brief
von ihren Vetter Morden bekommen, welchen ſie
die Guͤte hatte mir zum Durchleſen zu zeigen.
Weil ſie ſchon den Anfang gemacht hatte, ihn zu
beantworten: ſo bat ich mir die Erlaubniß aus,
ihr des Abends aufzuwarten, damit ich ſie darin-
ne nicht ſtoͤren moͤchte.

Der Brief iſt ſehr zaͤrtlich abgefaßt ****
Hier theilt Herr Belford den Hauptinhalt
deſſelben aus dem Gedaͤchniſſe mit.
Man ſehe den folgenden Brief. Als-
denn ſetzt er hinzu:

Aber ach! alles wird nunmehr zu ſpaͤt ſeyn.
Denn das Urtheil iſt gewiß ausgeſprochen. Die
Welt iſt ihrer nicht werth!



Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0258" n="252"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
ner Frauensper&#x017F;on zu haben, &#x017F;o bald ich &#x017F;ie reden<lb/>
ho&#x0364;rte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <dateline> <hi rendition="#et">Donner&#x017F;tags, um drey, den 31ten<lb/>
Augu&#x017F;t.</hi> </dateline><lb/>
            <p><hi rendition="#in">A</hi>ls ich die Fra&#x0364;ulein wieder be&#x017F;uchte: fand ich,<lb/>
daß &#x017F;ie beynahe eben &#x017F;o viel vor Freuden lit-<lb/>
te, als &#x017F;ie bisweilen vor Kummer gelitten hatte.<lb/>
Denn &#x017F;ie hatte eben einen &#x017F;ehr liebreichen Brief<lb/>
von ihren Vetter Morden bekommen, welchen &#x017F;ie<lb/>
die Gu&#x0364;te hatte mir zum Durchle&#x017F;en zu zeigen.<lb/>
Weil &#x017F;ie &#x017F;chon den Anfang gemacht hatte, ihn zu<lb/>
beantworten: &#x017F;o bat ich mir die Erlaubniß aus,<lb/>
ihr des Abends aufzuwarten, damit ich &#x017F;ie darin-<lb/>
ne nicht &#x017F;to&#x0364;ren mo&#x0364;chte.</p><lb/>
            <note>Der Brief i&#x017F;t &#x017F;ehr za&#x0364;rtlich abgefaßt ****</note><lb/>
            <note> <hi rendition="#fr">Hier theilt Herr Belford den Hauptinhalt<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben aus dem Geda&#x0364;chni&#x017F;&#x017F;e mit.<lb/>
Man &#x017F;ehe den folgenden Brief. Als-<lb/>
denn &#x017F;etzt er hinzu:</hi> </note><lb/>
            <p>Aber ach! alles wird nunmehr zu &#x017F;pa&#x0364;t &#x017F;eyn.<lb/>
Denn das Urtheil i&#x017F;t gewiß ausge&#x017F;prochen. Die<lb/>
Welt i&#x017F;t ihrer nicht werth!</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252/0258] ner Frauensperſon zu haben, ſo bald ich ſie reden hoͤrte. Donnerſtags, um drey, den 31ten Auguſt. Als ich die Fraͤulein wieder beſuchte: fand ich, daß ſie beynahe eben ſo viel vor Freuden lit- te, als ſie bisweilen vor Kummer gelitten hatte. Denn ſie hatte eben einen ſehr liebreichen Brief von ihren Vetter Morden bekommen, welchen ſie die Guͤte hatte mir zum Durchleſen zu zeigen. Weil ſie ſchon den Anfang gemacht hatte, ihn zu beantworten: ſo bat ich mir die Erlaubniß aus, ihr des Abends aufzuwarten, damit ich ſie darin- ne nicht ſtoͤren moͤchte. Der Brief iſt ſehr zaͤrtlich abgefaßt **** Hier theilt Herr Belford den Hauptinhalt deſſelben aus dem Gedaͤchniſſe mit. Man ſehe den folgenden Brief. Als- denn ſetzt er hinzu: Aber ach! alles wird nunmehr zu ſpaͤt ſeyn. Denn das Urtheil iſt gewiß ausgeſprochen. Die Welt iſt ihrer nicht werth! Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/258
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/258>, abgerufen am 13.05.2024.