haben, nach ihren eignen Einsichten über die Auf- führung derselben zu urtheilen, sie nicht für un- schuldig halten: wie ist denn der Sache zu helfen? Außer dem, mein Herr, wie wissen sie, daß nicht um meine Freunde auch Leute sind, die aus eben so guter Meynung, als Herr Brand wirklich zu thun scheinet, falsche Nachrichten brin- gen? Allein dem sey, wie ihm wolle: so ist kein Zweifel, daß es viele eben so unschuldige Perso- nen, als ich selbst bin, giebt und gegeben hat, die auf eben so unwahrscheinliche Vermuthungen, als diese sind, worauf Herr Brand sein Urtheil grün- det, gelitten haben. Jhre vertraute Freundschaft mit Herrn Lovelacen, mein Herr, und, darf ich es sagen? ein Ruf, den sie in den vorigen Zeiten, wie es scheint, weniger Sorge getragen haben zu rechtfertigen, als sie vielleicht auf das Zukünftige thun werden, und ihre öftere Besuche bey mir, mögen wohl für tadelnswürdige Umstände in meiner Aufführung angesehen werden.
Jch konnte nichts mehr thun, als sie still- schweigend bewundern.
Aber sie sehen, mein Herr, fuhr sie fort, wie nöthig es für junge Personen von unserm Ge- schlechte sey, unsere Gesellschaft sorgfältig zu wäh- len: und wie sehr es zu gleicher Zeit jungen Ca- valliers zustehe, ihren eignen guten Namen in Acht zu nehmen, wenn es auch nur um dererjeni- gen willen von uns, mit denen sie es ehrlich mey- nen mögen, geschehen sollte; als welche sonst an
ihrem
haben, nach ihren eignen Einſichten uͤber die Auf- fuͤhrung derſelben zu urtheilen, ſie nicht fuͤr un- ſchuldig halten: wie iſt denn der Sache zu helfen? Außer dem, mein Herr, wie wiſſen ſie, daß nicht um meine Freunde auch Leute ſind, die aus eben ſo guter Meynung, als Herr Brand wirklich zu thun ſcheinet, falſche Nachrichten brin- gen? Allein dem ſey, wie ihm wolle: ſo iſt kein Zweifel, daß es viele eben ſo unſchuldige Perſo- nen, als ich ſelbſt bin, giebt und gegeben hat, die auf eben ſo unwahrſcheinliche Vermuthungen, als dieſe ſind, worauf Herr Brand ſein Urtheil gruͤn- det, gelitten haben. Jhre vertraute Freundſchaft mit Herrn Lovelacen, mein Herr, und, darf ich es ſagen? ein Ruf, den ſie in den vorigen Zeiten, wie es ſcheint, weniger Sorge getragen haben zu rechtfertigen, als ſie vielleicht auf das Zukuͤnftige thun werden, und ihre oͤftere Beſuche bey mir, moͤgen wohl fuͤr tadelnswuͤrdige Umſtaͤnde in meiner Auffuͤhrung angeſehen werden.
Jch konnte nichts mehr thun, als ſie ſtill- ſchweigend bewundern.
Aber ſie ſehen, mein Herr, fuhr ſie fort, wie noͤthig es fuͤr junge Perſonen von unſerm Ge- ſchlechte ſey, unſere Geſellſchaft ſorgfaͤltig zu waͤh- len: und wie ſehr es zu gleicher Zeit jungen Ca- valliers zuſtehe, ihren eignen guten Namen in Acht zu nehmen, wenn es auch nur um dererjeni- gen willen von uns, mit denen ſie es ehrlich mey- nen moͤgen, geſchehen ſollte; als welche ſonſt an
ihrem
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haben, nach ihren eignen Einſichten uͤber die Auf-
fuͤhrung derſelben zu urtheilen, ſie nicht fuͤr un-
ſchuldig halten: wie iſt denn der Sache zu
helfen? Außer dem, mein Herr, wie wiſſen ſie,
daß nicht um meine Freunde auch Leute ſind, die
aus eben ſo guter Meynung, als Herr Brand
wirklich zu thun ſcheinet, falſche Nachrichten brin-
gen? Allein dem ſey, wie ihm wolle: ſo iſt kein
Zweifel, daß es viele eben ſo unſchuldige Perſo-
nen, als ich ſelbſt bin, giebt und gegeben hat, die
auf eben ſo unwahrſcheinliche Vermuthungen, als
dieſe ſind, worauf Herr Brand ſein Urtheil gruͤn-
det, gelitten haben. Jhre vertraute Freundſchaft
mit Herrn Lovelacen, mein Herr, und, darf ich
es ſagen? ein Ruf, den ſie in den vorigen Zeiten,
wie es ſcheint, weniger Sorge getragen haben zu
rechtfertigen, als ſie vielleicht auf das Zukuͤnftige
thun werden, und ihre oͤftere Beſuche bey mir,
moͤgen wohl fuͤr tadelnswuͤrdige Umſtaͤnde in
meiner Auffuͤhrung angeſehen werden.
Jch konnte nichts mehr thun, als ſie ſtill-
ſchweigend bewundern.
Aber ſie ſehen, mein Herr, fuhr ſie fort, wie
noͤthig es fuͤr junge Perſonen von unſerm Ge-
ſchlechte ſey, unſere Geſellſchaft ſorgfaͤltig zu waͤh-
len: und wie ſehr es zu gleicher Zeit jungen Ca-
valliers zuſtehe, ihren eignen guten Namen in
Acht zu nehmen, wenn es auch nur um dererjeni-
gen willen von uns, mit denen ſie es ehrlich mey-
nen moͤgen, geſchehen ſollte; als welche ſonſt an
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/256>, abgerufen am 27.11.2024.
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