meiner Geliebten mit ihren Freunden komme, und was die Ursache sey, daß sie mich so großmüthig einladet, nach Verlauf einiger Zeit in ihres Va- ters Haus zu ihr zu kommen?
Du mußt itzo gewiß um das Geheimniß wis- sen: und ich kann dir sagen, ich werde gewaltig eifersüchtig seyn, wo irgend etwas zwischen mei- nem Engel und dir vorgeht, das vor mir geheim gehalten werden soll. Denn entweder ich bin ei- ne Hauptperson in dieser Sache, oder ich bin nichts. Jch habe meinen Wilhelm eiligst abge- fertigt, damit ich die Ursache deiner Nachläßigkeit erfahre.
Aber ich muß dir ein oder ein paar Worte ins Ohr sagen. Jch fange an zu besorgen, nach- dem ich alles überlege, daß dieser Brief nur ein Kunstgriff gewesen, mich aus London zu bringen, und sonst zu nichts diene: denn fürs erste meldet mir Tourville in einem Briefe, den ich heute frü- he bekommen habe, daß sich die Fräulein wirklich sehr schlecht befindet - - Es ist mir von ganzem Herzen leid! - Dieß, wirst du sagen, mag ich als eine Ursache ansehen, warum sie noch nicht abreisen kann: allein hiernächst habe ich auch an der andern Seite nur erst gestern Abends ge- höret, daß ihre Familie noch eben so unversöhn- lich ist, als sie jemals gewesen; und mein Lord und ich erwarten eben diesen Nachmittag einen Be- such von dem Obristen Morden, welcher willens ist, wie es scheint, mich wegen meiner Gesinnung gegen seine Base zu befragen.
Dieß
meiner Geliebten mit ihren Freunden komme, und was die Urſache ſey, daß ſie mich ſo großmuͤthig einladet, nach Verlauf einiger Zeit in ihres Va- ters Haus zu ihr zu kommen?
Du mußt itzo gewiß um das Geheimniß wiſ- ſen: und ich kann dir ſagen, ich werde gewaltig eiferſuͤchtig ſeyn, wo irgend etwas zwiſchen mei- nem Engel und dir vorgeht, das vor mir geheim gehalten werden ſoll. Denn entweder ich bin ei- ne Hauptperſon in dieſer Sache, oder ich bin nichts. Jch habe meinen Wilhelm eiligſt abge- fertigt, damit ich die Urſache deiner Nachlaͤßigkeit erfahre.
Aber ich muß dir ein oder ein paar Worte ins Ohr ſagen. Jch fange an zu beſorgen, nach- dem ich alles uͤberlege, daß dieſer Brief nur ein Kunſtgriff geweſen, mich aus London zu bringen, und ſonſt zu nichts diene: denn fuͤrs erſte meldet mir Tourville in einem Briefe, den ich heute fruͤ- he bekommen habe, daß ſich die Fraͤulein wirklich ſehr ſchlecht befindet ‒ ‒ Es iſt mir von ganzem Herzen leid! ‒ Dieß, wirſt du ſagen, mag ich als eine Urſache anſehen, warum ſie noch nicht abreiſen kann: allein hiernaͤchſt habe ich auch an der andern Seite nur erſt geſtern Abends ge- hoͤret, daß ihre Familie noch eben ſo unverſoͤhn- lich iſt, als ſie jemals geweſen; und mein Lord und ich erwarten eben dieſen Nachmittag einen Be- ſuch von dem Obriſten Morden, welcher willens iſt, wie es ſcheint, mich wegen meiner Geſinnung gegen ſeine Baſe zu befragen.
Dieß
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meiner Geliebten mit ihren Freunden komme, und
was die Urſache ſey, daß ſie mich ſo großmuͤthig
einladet, nach Verlauf einiger Zeit in ihres Va-
ters Haus zu ihr zu kommen?
Du mußt itzo gewiß um das Geheimniß wiſ-
ſen: und ich kann dir ſagen, ich werde gewaltig
eiferſuͤchtig ſeyn, wo irgend etwas zwiſchen mei-
nem Engel und dir vorgeht, das vor mir geheim
gehalten werden ſoll. Denn entweder ich bin ei-
ne Hauptperſon in dieſer Sache, oder ich bin
nichts. Jch habe meinen Wilhelm eiligſt abge-
fertigt, damit ich die Urſache deiner Nachlaͤßigkeit
erfahre.
Aber ich muß dir ein oder ein paar Worte
ins Ohr ſagen. Jch fange an zu beſorgen, nach-
dem ich alles uͤberlege, daß dieſer Brief nur ein
Kunſtgriff geweſen, mich aus London zu bringen,
und ſonſt zu nichts diene: denn fuͤrs erſte meldet
mir Tourville in einem Briefe, den ich heute fruͤ-
he bekommen habe, daß ſich die Fraͤulein wirklich
ſehr ſchlecht befindet ‒ ‒ Es iſt mir von ganzem
Herzen leid! ‒ Dieß, wirſt du ſagen, mag ich
als eine Urſache anſehen, warum ſie noch nicht
abreiſen kann: allein hiernaͤchſt habe ich auch
an der andern Seite nur erſt geſtern Abends ge-
hoͤret, daß ihre Familie noch eben ſo unverſoͤhn-
lich iſt, als ſie jemals geweſen; und mein Lord und
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ſuch von dem Obriſten Morden, welcher willens
iſt, wie es ſcheint, mich wegen meiner Geſinnung
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/160>, abgerufen am 23.11.2024.
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