nes ausgerichtet; und daß wir seine unglückliche Schwester zu ihm gebracht hatten, um mit ihm zu leben; indem wir uns nicht in den Sinn kom- men ließen, daß er seinem Ende so gar nahe wä- re: daher will ich nur bey meinem Vorsatz blei- ben, und dir melden, daß ich ihn bey meiner An- kunft in sein Haus am Sonnabend, Abends, ausnehmend schlecht gefunden habe. Er war aber eben aufgestanden, und saß in seinem Lehn- stuhl. Seine Wärterinn, und Mowbray, der rau- heste und unbequemlichste Mensch, welcher je- mals in eines Kranken Kammer gekommen ist, hielten ihn: da unterdessen die Mägde versuchten, ob sie ihm das Bette bequemer machen könnten, in welches er sich wieder legen sollte; wiewohl sein Gemüth noch zehnmal unbequemer war, als das seyn konnte, und die wahre Ursache enthielte, warum die Pflaumfedern für ihn nicht weicher waren.
Jhn hatte so sehr verlanget, mich zu sehen; wie mir seine Schwester erzählte, welche ich her- unter bitten ließ, mich zu erkundigen, wie es mit ihm stünde; daß sie sich alle freueten, da ich hin- ein kam. Hier, sagte Mowbray, hier, Thomas, ist der ehrliche Bruder Belford!
Wo, wo? fragte der arme Kerl.
Jch höre seine Stimme, rief Mowbray. Er kommt die Treppe herauf.
Vor Entzückung wollte er sich aufrichten, als ich hinein trat: wäre aber bald aus dem Stuhl darüber gefallen. Nachdem er wieder zu sich ge-
kom-
nes ausgerichtet; und daß wir ſeine ungluͤckliche Schweſter zu ihm gebracht hatten, um mit ihm zu leben; indem wir uns nicht in den Sinn kom- men ließen, daß er ſeinem Ende ſo gar nahe waͤ- re: daher will ich nur bey meinem Vorſatz blei- ben, und dir melden, daß ich ihn bey meiner An- kunft in ſein Haus am Sonnabend, Abends, ausnehmend ſchlecht gefunden habe. Er war aber eben aufgeſtanden, und ſaß in ſeinem Lehn- ſtuhl. Seine Waͤrterinn, und Mowbray, der rau- heſte und unbequemlichſte Menſch, welcher je- mals in eines Kranken Kammer gekommen iſt, hielten ihn: da unterdeſſen die Maͤgde verſuchten, ob ſie ihm das Bette bequemer machen koͤnnten, in welches er ſich wieder legen ſollte; wiewohl ſein Gemuͤth noch zehnmal unbequemer war, als das ſeyn konnte, und die wahre Urſache enthielte, warum die Pflaumfedern fuͤr ihn nicht weicher waren.
Jhn hatte ſo ſehr verlanget, mich zu ſehen; wie mir ſeine Schweſter erzaͤhlte, welche ich her- unter bitten ließ, mich zu erkundigen, wie es mit ihm ſtuͤnde; daß ſie ſich alle freueten, da ich hin- ein kam. Hier, ſagte Mowbray, hier, Thomas, iſt der ehrliche Bruder Belford!
Wo, wo? fragte der arme Kerl.
Jch hoͤre ſeine Stimme, rief Mowbray. Er kommt die Treppe herauf.
Vor Entzuͤckung wollte er ſich aufrichten, als ich hinein trat: waͤre aber bald aus dem Stuhl daruͤber gefallen. Nachdem er wieder zu ſich ge-
kom-
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[4/0010]
nes ausgerichtet; und daß wir ſeine ungluͤckliche
Schweſter zu ihm gebracht hatten, um mit ihm
zu leben; indem wir uns nicht in den Sinn kom-
men ließen, daß er ſeinem Ende ſo gar nahe waͤ-
re: daher will ich nur bey meinem Vorſatz blei-
ben, und dir melden, daß ich ihn bey meiner An-
kunft in ſein Haus am Sonnabend, Abends,
ausnehmend ſchlecht gefunden habe. Er war
aber eben aufgeſtanden, und ſaß in ſeinem Lehn-
ſtuhl. Seine Waͤrterinn, und Mowbray, der rau-
heſte und unbequemlichſte Menſch, welcher je-
mals in eines Kranken Kammer gekommen iſt,
hielten ihn: da unterdeſſen die Maͤgde verſuchten,
ob ſie ihm das Bette bequemer machen koͤnnten,
in welches er ſich wieder legen ſollte; wiewohl ſein
Gemuͤth noch zehnmal unbequemer war, als das
ſeyn konnte, und die wahre Urſache enthielte,
warum die Pflaumfedern fuͤr ihn nicht weicher
waren.
Jhn hatte ſo ſehr verlanget, mich zu ſehen;
wie mir ſeine Schweſter erzaͤhlte, welche ich her-
unter bitten ließ, mich zu erkundigen, wie es mit
ihm ſtuͤnde; daß ſie ſich alle freueten, da ich hin-
ein kam. Hier, ſagte Mowbray, hier, Thomas,
iſt der ehrliche Bruder Belford!
Wo, wo? fragte der arme Kerl.
Jch hoͤre ſeine Stimme, rief Mowbray. Er
kommt die Treppe herauf.
Vor Entzuͤckung wollte er ſich aufrichten, als
ich hinein trat: waͤre aber bald aus dem Stuhl
daruͤber gefallen. Nachdem er wieder zu ſich ge-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/10>, abgerufen am 23.11.2024.
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