hitziger Zorn, kein bedachter Vorsatz gewesen, der ihn bis auf das künftige Leben ausgedehnet hat!
Aber warum vermehre ich so Jhren Jam- mer? - - Wahrlich nicht deswegen, meine lie- be Frau Norton, weil ich so viel Gesühl von meiner eignen Noth habe, daß ich davor die Jhrige nicht empfinden kann! Nein, Jhr Kummer vergrößert gewiß meinen eignen noch mehr. Allein sie haben einen Trost, einen sehr wichtigen Trost, ten ich nicht habe: - - daß Jhre Trübsal, es sey in Ansehung Jhres mehr, oder in Ansehung Jhres weniger würdigen Kin- des, nicht von irgend einem Fehler, dessen Sie selbst schuldig wären, herrühret.
Was kann ich mehr für Sie thun, als be- ten? - - Glauben Sie sicherlich, daß ich in ei- nem jeden Gebete, welches ich für mich selbst ab- schicke, mit gleichem Eifer so wohl Jhrer, als Jh- res Sohnes, gedenken werde. Denn ich bin und werde allezeit seyn
Jhre wahrhaftig gleichgesinnte und gehorsame Clarissa Harlowe.
Der
hitziger Zorn, kein bedachter Vorſatz geweſen, der ihn bis auf das kuͤnftige Leben ausgedehnet hat!
Aber warum vermehre ich ſo Jhren Jam- mer? ‒ ‒ Wahrlich nicht deswegen, meine lie- be Frau Norton, weil ich ſo viel Geſuͤhl von meiner eignen Noth habe, daß ich davor die Jhrige nicht empfinden kann! Nein, Jhr Kummer vergroͤßert gewiß meinen eignen noch mehr. Allein ſie haben einen Troſt, einen ſehr wichtigen Troſt, ten ich nicht habe: ‒ ‒ daß Jhre Truͤbſal, es ſey in Anſehung Jhres mehr, oder in Anſehung Jhres weniger wuͤrdigen Kin- des, nicht von irgend einem Fehler, deſſen Sie ſelbſt ſchuldig waͤren, herruͤhret.
Was kann ich mehr fuͤr Sie thun, als be- ten? ‒ ‒ Glauben Sie ſicherlich, daß ich in ei- nem jeden Gebete, welches ich fuͤr mich ſelbſt ab- ſchicke, mit gleichem Eifer ſo wohl Jhrer, als Jh- res Sohnes, gedenken werde. Denn ich bin und werde allezeit ſeyn
Jhre wahrhaftig gleichgeſinnte und gehorſame Clariſſa Harlowe.
Der
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hitziger Zorn, kein bedachter Vorſatz geweſen, der
ihn bis auf das kuͤnftige Leben ausgedehnet
hat!
Aber warum vermehre ich ſo Jhren Jam-
mer? ‒ ‒ Wahrlich nicht deswegen, meine lie-
be Frau Norton, weil ich ſo viel Geſuͤhl von
meiner eignen Noth habe, daß ich davor die
Jhrige nicht empfinden kann! Nein, Jhr
Kummer vergroͤßert gewiß meinen eignen noch
mehr. Allein ſie haben einen Troſt, einen ſehr
wichtigen Troſt, ten ich nicht habe: ‒ ‒ daß
Jhre Truͤbſal, es ſey in Anſehung Jhres mehr,
oder in Anſehung Jhres weniger wuͤrdigen Kin-
des, nicht von irgend einem Fehler, deſſen Sie
ſelbſt ſchuldig waͤren, herruͤhret.
Was kann ich mehr fuͤr Sie thun, als be-
ten? ‒ ‒ Glauben Sie ſicherlich, daß ich in ei-
nem jeden Gebete, welches ich fuͤr mich ſelbſt ab-
ſchicke, mit gleichem Eifer ſo wohl Jhrer, als Jh-
res Sohnes, gedenken werde. Denn ich bin
und werde allezeit ſeyn
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gehorſame
Clariſſa Harlowe.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/83>, abgerufen am 27.11.2024.
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