Jhnen zu gleicher Zeit meine Ursachen dazu er- öffnen (*).
Man muß allemal vermuthen, daß außeror- dentlich widerwärtige Umstände eine Nothwen- digkeit mit sich bringen werden, einige außeror- dentliche Schritte zu wagen, welche unter andern, als diesen Umständen, schwerlich zu entschuldigen seyn würden. Es wird in der That ein großes Glück, und einigermaßen ein Wunder seyn, wenn alle die Maaßregeln, welche ich zu nehmen ge- zwungen bin, recht seyn sollten. Eine lautere Absicht, ohne allen unerlaubten Zorn und Wider- willen, muß mein Trost seyn: was auch andere immer von diesen Maaßregeln gedenken mögen, wenn sie ihnen bekannt werden. Dieß wird gleich- wohl schwerlich eher geschehen, als bis es nicht mehr in meiner Gewalt ist, sie zu rechtfertigen, oder mich zu verantworten.
Jch höre mit Vergnügen, daß mein Vetter Morden gesund und wohl angelanget ist. Mich deucht, ich möchte wünschen ihn zu sehen: aber ich besorge, daß er mit dem Strohm schwimmen wird; weil man vermuthen muß, daß er zuerst hören werde, was jene zu sagen haben. - - - Allein was ich am meisten befürchte, ist dieses, daß er übernehmen wird, mich zu rächen. - - - Viel lieber, als daß dieß geschehen sollte, möchte ich wünschen, von ihm als eine Person angesehen
zu
(*) Sie meynt den, daß sie dem Herrn Belford die Vollziehung ihres letzten Willens aufgetragen hat.
Jhnen zu gleicher Zeit meine Urſachen dazu er- oͤffnen (*).
Man muß allemal vermuthen, daß außeror- dentlich widerwaͤrtige Umſtaͤnde eine Nothwen- digkeit mit ſich bringen werden, einige außeror- dentliche Schritte zu wagen, welche unter andern, als dieſen Umſtaͤnden, ſchwerlich zu entſchuldigen ſeyn wuͤrden. Es wird in der That ein großes Gluͤck, und einigermaßen ein Wunder ſeyn, wenn alle die Maaßregeln, welche ich zu nehmen ge- zwungen bin, recht ſeyn ſollten. Eine lautere Abſicht, ohne allen unerlaubten Zorn und Wider- willen, muß mein Troſt ſeyn: was auch andere immer von dieſen Maaßregeln gedenken moͤgen, wenn ſie ihnen bekannt werden. Dieß wird gleich- wohl ſchwerlich eher geſchehen, als bis es nicht mehr in meiner Gewalt iſt, ſie zu rechtfertigen, oder mich zu verantworten.
Jch hoͤre mit Vergnuͤgen, daß mein Vetter Morden geſund und wohl angelanget iſt. Mich deucht, ich moͤchte wuͤnſchen ihn zu ſehen: aber ich beſorge, daß er mit dem Strohm ſchwimmen wird; weil man vermuthen muß, daß er zuerſt hoͤren werde, was jene zu ſagen haben. ‒ ‒ ‒ Allein was ich am meiſten befuͤrchte, iſt dieſes, daß er uͤbernehmen wird, mich zu raͤchen. ‒ ‒ ‒ Viel lieber, als daß dieß geſchehen ſollte, moͤchte ich wuͤnſchen, von ihm als eine Perſon angeſehen
zu
(*) Sie meynt den, daß ſie dem Herrn Belford die Vollziehung ihres letzten Willens aufgetragen hat.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0769"n="763"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Jhnen zu gleicher Zeit meine Urſachen dazu er-<lb/>
oͤffnen <noteplace="foot"n="(*)">Sie meynt den, daß ſie dem Herrn Belford die<lb/>
Vollziehung ihres letzten Willens aufgetragen hat.</note>.</p><lb/><p>Man muß allemal vermuthen, daß außeror-<lb/>
dentlich widerwaͤrtige Umſtaͤnde eine Nothwen-<lb/>
digkeit mit ſich bringen werden, einige außeror-<lb/>
dentliche Schritte zu wagen, welche unter andern,<lb/>
als dieſen Umſtaͤnden, ſchwerlich zu entſchuldigen<lb/>ſeyn wuͤrden. Es wird in der That ein großes<lb/>
Gluͤck, und einigermaßen ein Wunder ſeyn, wenn<lb/>
alle die Maaßregeln, welche ich zu nehmen ge-<lb/>
zwungen bin, recht ſeyn ſollten. Eine lautere<lb/>
Abſicht, ohne allen unerlaubten Zorn und Wider-<lb/>
willen, muß mein Troſt ſeyn: was auch andere<lb/>
immer von dieſen Maaßregeln gedenken moͤgen,<lb/>
wenn ſie ihnen bekannt werden. Dieß wird gleich-<lb/>
wohl ſchwerlich eher geſchehen, als bis es nicht<lb/>
mehr in meiner Gewalt iſt, ſie zu rechtfertigen,<lb/>
oder mich zu verantworten.</p><lb/><p>Jch hoͤre mit Vergnuͤgen, daß mein Vetter<lb/>
Morden geſund und wohl angelanget iſt. Mich<lb/>
deucht, ich moͤchte wuͤnſchen ihn zu ſehen: aber<lb/>
ich beſorge, daß er mit dem Strohm ſchwimmen<lb/>
wird; weil man vermuthen muß, daß er zuerſt<lb/>
hoͤren werde, was jene zu ſagen haben. ‒‒‒<lb/>
Allein was ich am meiſten befuͤrchte, iſt dieſes,<lb/>
daß er uͤbernehmen wird, mich zu raͤchen. ‒‒‒<lb/>
Viel lieber, als daß dieß geſchehen ſollte, moͤchte<lb/>
ich wuͤnſchen, von ihm als eine Perſon angeſehen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zu</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[763/0769]
Jhnen zu gleicher Zeit meine Urſachen dazu er-
oͤffnen (*).
Man muß allemal vermuthen, daß außeror-
dentlich widerwaͤrtige Umſtaͤnde eine Nothwen-
digkeit mit ſich bringen werden, einige außeror-
dentliche Schritte zu wagen, welche unter andern,
als dieſen Umſtaͤnden, ſchwerlich zu entſchuldigen
ſeyn wuͤrden. Es wird in der That ein großes
Gluͤck, und einigermaßen ein Wunder ſeyn, wenn
alle die Maaßregeln, welche ich zu nehmen ge-
zwungen bin, recht ſeyn ſollten. Eine lautere
Abſicht, ohne allen unerlaubten Zorn und Wider-
willen, muß mein Troſt ſeyn: was auch andere
immer von dieſen Maaßregeln gedenken moͤgen,
wenn ſie ihnen bekannt werden. Dieß wird gleich-
wohl ſchwerlich eher geſchehen, als bis es nicht
mehr in meiner Gewalt iſt, ſie zu rechtfertigen,
oder mich zu verantworten.
Jch hoͤre mit Vergnuͤgen, daß mein Vetter
Morden geſund und wohl angelanget iſt. Mich
deucht, ich moͤchte wuͤnſchen ihn zu ſehen: aber
ich beſorge, daß er mit dem Strohm ſchwimmen
wird; weil man vermuthen muß, daß er zuerſt
hoͤren werde, was jene zu ſagen haben. ‒ ‒ ‒
Allein was ich am meiſten befuͤrchte, iſt dieſes,
daß er uͤbernehmen wird, mich zu raͤchen. ‒ ‒ ‒
Viel lieber, als daß dieß geſchehen ſollte, moͤchte
ich wuͤnſchen, von ihm als eine Perſon angeſehen
zu
(*) Sie meynt den, daß ſie dem Herrn Belford die
Vollziehung ihres letzten Willens aufgetragen hat.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 763. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/769>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.