ihre Nachsicht, eine sanfte, eine mütterliche Zeile zu schreiben, da sie sahe, daß ihre arme Tochter so hart angegriffen würde?
O nein, sie hätte es nicht thun mögen! - - Weil gewiß ihr Herz die Maaßregeln der Uebri- gen billiget! - - Und hält sie dieselben für recht: so müssen sie vielleicht recht seyn! - - Wenig- stens in so fern, als sie nur das wissen, was sie wissen! - - Jedoch könnten sie ja alles wissen, wenn sie wollten! - - Und vielleicht gedenken sie zu ihnen beliebiger Zeit sich gehörig zu erkundigen. - - Jch habe mich nur erst neulich an sie gewandt - - Allein wie wird es gleichwohl ihre Herzen krän- ken, wenn die ihnen beliebige Zeit schon außer der Zeit seyn sollte!
Aus denen Briefen, welche ich an die Fräu- lein Howe geschickt habe, werden Sie sehen, wenn sie vor Jhnen sind, daß der Lord M. und die La- dies und Fräuleins von seiner Familie, so eifer- süchtig sie auch auf die Ehre ihres Hauses hal- ten, damit ich mich nach ihrer eignen Sprache ausdrücke, doch eine bessere Meynung von mir haben, als meine eigne Verwandten. Sie wer- den eine Probe von ihrer großmüthigen Freyge- bigkeit gegen mich sehen, welche mich sehr gerüh- ret hat.
Einige von den Briefen in eben dem Packet, werden Jhnen auch einen wunderlichen Schritt, den ich gethan habe, entdecken. Für wunderlich werden sie ihn ansehen. Die Briefe aber werden
Jhnen
ihre Nachſicht, eine ſanfte, eine muͤtterliche Zeile zu ſchreiben, da ſie ſahe, daß ihre arme Tochter ſo hart angegriffen wuͤrde?
O nein, ſie haͤtte es nicht thun moͤgen! ‒ ‒ Weil gewiß ihr Herz die Maaßregeln der Uebri- gen billiget! ‒ ‒ Und haͤlt ſie dieſelben fuͤr recht: ſo muͤſſen ſie vielleicht recht ſeyn! ‒ ‒ Wenig- ſtens in ſo fern, als ſie nur das wiſſen, was ſie wiſſen! ‒ ‒ Jedoch koͤnnten ſie ja alles wiſſen, wenn ſie wollten! ‒ ‒ Und vielleicht gedenken ſie zu ihnen beliebiger Zeit ſich gehoͤrig zu erkundigen. ‒ ‒ Jch habe mich nur erſt neulich an ſie gewandt ‒ ‒ Allein wie wird es gleichwohl ihre Herzen kraͤn- ken, wenn die ihnen beliebige Zeit ſchon außer der Zeit ſeyn ſollte!
Aus denen Briefen, welche ich an die Fraͤu- lein Howe geſchickt habe, werden Sie ſehen, wenn ſie vor Jhnen ſind, daß der Lord M. und die La- dies und Fraͤuleins von ſeiner Familie, ſo eifer- ſuͤchtig ſie auch auf die Ehre ihres Hauſes hal- ten, damit ich mich nach ihrer eignen Sprache ausdruͤcke, doch eine beſſere Meynung von mir haben, als meine eigne Verwandten. Sie wer- den eine Probe von ihrer großmuͤthigen Freyge- bigkeit gegen mich ſehen, welche mich ſehr geruͤh- ret hat.
Einige von den Briefen in eben dem Packet, werden Jhnen auch einen wunderlichen Schritt, den ich gethan habe, entdecken. Fuͤr wunderlich werden ſie ihn anſehen. Die Briefe aber werden
Jhnen
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ihre Nachſicht, eine ſanfte, eine muͤtterliche Zeile
zu ſchreiben, da ſie ſahe, daß ihre arme Tochter
ſo hart angegriffen wuͤrde?
O nein, ſie haͤtte es nicht thun moͤgen! ‒ ‒
Weil gewiß ihr Herz die Maaßregeln der Uebri-
gen billiget! ‒ ‒ Und haͤlt ſie dieſelben fuͤr recht:
ſo muͤſſen ſie vielleicht recht ſeyn! ‒ ‒ Wenig-
ſtens in ſo fern, als ſie nur das wiſſen, was ſie
wiſſen! ‒ ‒ Jedoch koͤnnten ſie ja alles wiſſen,
wenn ſie wollten! ‒ ‒ Und vielleicht gedenken ſie zu
ihnen beliebiger Zeit ſich gehoͤrig zu erkundigen. ‒ ‒
Jch habe mich nur erſt neulich an ſie gewandt ‒ ‒
Allein wie wird es gleichwohl ihre Herzen kraͤn-
ken, wenn die ihnen beliebige Zeit ſchon außer
der Zeit ſeyn ſollte!
Aus denen Briefen, welche ich an die Fraͤu-
lein Howe geſchickt habe, werden Sie ſehen, wenn
ſie vor Jhnen ſind, daß der Lord M. und die La-
dies und Fraͤuleins von ſeiner Familie, ſo eifer-
ſuͤchtig ſie auch auf die Ehre ihres Hauſes hal-
ten, damit ich mich nach ihrer eignen Sprache
ausdruͤcke, doch eine beſſere Meynung von mir
haben, als meine eigne Verwandten. Sie wer-
den eine Probe von ihrer großmuͤthigen Freyge-
bigkeit gegen mich ſehen, welche mich ſehr geruͤh-
ret hat.
Einige von den Briefen in eben dem Packet,
werden Jhnen auch einen wunderlichen Schritt,
den ich gethan habe, entdecken. Fuͤr wunderlich
werden ſie ihn anſehen. Die Briefe aber werden
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/768>, abgerufen am 23.11.2024.
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