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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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Jch weiß, Sie werden über meinen Einfall,
einem solchen Menschen die Vollziehung meines
letzten Willens aufzutragen, stutzen. Aber ich
bitte, liebste Freundinn, überlegen Sie, was ich
unter meinen gegenwärtigen Umständen bessers
thun kann: da ich die Macht habe ein Testament
zu machen, und über ansehnliche Güter vollkom-
mene Gewalt besitze.

Jhre Fr. Mutter, bin ich versichert, würde
es nicht zugeben, daß Sie diesen Liebesdienst
über sich nehmen sollten. Hr. Hickmann möch-
te dadurch den Anfällen des ungestümen Men-
schen bloßgestellet werden. Fr. Norton kann
es aus verschiedenen Ursachen, in Betrachtung
ihrer selbst, nicht thun. Mein Bruder siehet
das, was ich billig haben sollte, als etwas an,
worauf er ein Recht hat. Mein Onkel Har-
lowe
hat schon, nebst meinem Vetter Morden,
die Vollziehung des Testaments von meinem
Großvater, in Ansehung des mir von diesem ver-
machten Guts, auf sich: allein Sie sehen, daß ich
nicht einmal die wenigen Stücke, die ich zu Har-
lowe-Burg zurückgelassen, von meiner eignen
Familie habe bekommen können; und mein On-
kel Anton
drohete schon einmal, meines Groß-
vaters Testament streitig zu machen. Mein
Vater! - - Gewiß, meine Wertheste, ich könn-
te nicht vermuthen, daß mein Vater alles thun
würde, was ich wünsche: und über dieß schließet
die Vollziehung des letzten Willens einer Toch-
ter durch den Vater, wobey vielleicht einige Stü-

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S s 3


Jch weiß, Sie werden uͤber meinen Einfall,
einem ſolchen Menſchen die Vollziehung meines
letzten Willens aufzutragen, ſtutzen. Aber ich
bitte, liebſte Freundinn, uͤberlegen Sie, was ich
unter meinen gegenwaͤrtigen Umſtaͤnden beſſers
thun kann: da ich die Macht habe ein Teſtament
zu machen, und uͤber anſehnliche Guͤter vollkom-
mene Gewalt beſitze.

Jhre Fr. Mutter, bin ich verſichert, wuͤrde
es nicht zugeben, daß Sie dieſen Liebesdienſt
uͤber ſich nehmen ſollten. Hr. Hickmann moͤch-
te dadurch den Anfaͤllen des ungeſtuͤmen Men-
ſchen bloßgeſtellet werden. Fr. Norton kann
es aus verſchiedenen Urſachen, in Betrachtung
ihrer ſelbſt, nicht thun. Mein Bruder ſiehet
das, was ich billig haben ſollte, als etwas an,
worauf er ein Recht hat. Mein Onkel Har-
lowe
hat ſchon, nebſt meinem Vetter Morden,
die Vollziehung des Teſtaments von meinem
Großvater, in Anſehung des mir von dieſem ver-
machten Guts, auf ſich: allein Sie ſehen, daß ich
nicht einmal die wenigen Stuͤcke, die ich zu Har-
lowe-Burg zuruͤckgelaſſen, von meiner eignen
Familie habe bekommen koͤnnen; und mein On-
kel Anton
drohete ſchon einmal, meines Groß-
vaters Teſtament ſtreitig zu machen. Mein
Vater! ‒ ‒ Gewiß, meine Wertheſte, ich koͤnn-
te nicht vermuthen, daß mein Vater alles thun
wuͤrde, was ich wuͤnſche: und uͤber dieß ſchließet
die Vollziehung des letzten Willens einer Toch-
ter durch den Vater, wobey vielleicht einige Stuͤ-

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[645/0651] Jch weiß, Sie werden uͤber meinen Einfall, einem ſolchen Menſchen die Vollziehung meines letzten Willens aufzutragen, ſtutzen. Aber ich bitte, liebſte Freundinn, uͤberlegen Sie, was ich unter meinen gegenwaͤrtigen Umſtaͤnden beſſers thun kann: da ich die Macht habe ein Teſtament zu machen, und uͤber anſehnliche Guͤter vollkom- mene Gewalt beſitze. Jhre Fr. Mutter, bin ich verſichert, wuͤrde es nicht zugeben, daß Sie dieſen Liebesdienſt uͤber ſich nehmen ſollten. Hr. Hickmann moͤch- te dadurch den Anfaͤllen des ungeſtuͤmen Men- ſchen bloßgeſtellet werden. Fr. Norton kann es aus verſchiedenen Urſachen, in Betrachtung ihrer ſelbſt, nicht thun. Mein Bruder ſiehet das, was ich billig haben ſollte, als etwas an, worauf er ein Recht hat. Mein Onkel Har- lowe hat ſchon, nebſt meinem Vetter Morden, die Vollziehung des Teſtaments von meinem Großvater, in Anſehung des mir von dieſem ver- machten Guts, auf ſich: allein Sie ſehen, daß ich nicht einmal die wenigen Stuͤcke, die ich zu Har- lowe-Burg zuruͤckgelaſſen, von meiner eignen Familie habe bekommen koͤnnen; und mein On- kel Anton drohete ſchon einmal, meines Groß- vaters Teſtament ſtreitig zu machen. Mein Vater! ‒ ‒ Gewiß, meine Wertheſte, ich koͤnn- te nicht vermuthen, daß mein Vater alles thun wuͤrde, was ich wuͤnſche: und uͤber dieß ſchließet die Vollziehung des letzten Willens einer Toch- ter durch den Vater, wobey vielleicht einige Stuͤ- cke S s 3

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/651>, abgerufen am 22.11.2024.