erlangen wünschen, eben so gut, vielleicht noch besser erfüllen wird.
Herr Lovelace hat, wie es scheint, seinem Freunde, Herrn Belford, alles entdecket, was bey dem ganzen Verlauf der Sache nach und nach zwischen ihm und mir vorgegangen ist. Hr. Bel- ford hat es nicht läugnen können. Also hat ein armes junges Frauenzimmer, wie wir beyläufig bemerken mögen, welches durch ihre Unbedacht- samkeit einem liederlichen Kerl in die Hände ge- rathen ist, noch einen Grund, ihre Thorheit zu bereuen, den sie sich nicht einmal in den Sinn kommen lässet: indem diese nichtswürdigen Leute, welche nicht mehr Ehre in einem Stücke, als in dem andern beobachten, kein Bedenken tragen, bey ihren liederlichen Brüdern über ihre Schwachheit, als über einen Theil ihres Sieges, zu frohlocken.
Jch habe nichts dergleichen zu besorgen: wo mir in seinen Briefen die Gerechtigkeit wi- derfahren ist, welche mir nach Herrn Belfords Versicherung widerfahren seyn soll. Daher wer- den sich die besondern Umstände meiner Bege- benheit, und die niederträchtigen Kunstgriffe des schändlichen Kerls, wie ich denke, am besten aus diesen seinen eignen Briefen selbst zusammensu- chen lassen: wofern Herr Belford zu gewinnen ist, sie mitzutheilen. Jch kann mich auf diesel- ben mit eben der Wahrheit und eben dem Eifer berufen, welche bey demjenigen statt hatten, der da sagt: - - O daß mich jemand hören
wollte!
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erlangen wuͤnſchen, eben ſo gut, vielleicht noch beſſer erfuͤllen wird.
Herr Lovelace hat, wie es ſcheint, ſeinem Freunde, Herrn Belford, alles entdecket, was bey dem ganzen Verlauf der Sache nach und nach zwiſchen ihm und mir vorgegangen iſt. Hr. Bel- ford hat es nicht laͤugnen koͤnnen. Alſo hat ein armes junges Frauenzimmer, wie wir beylaͤufig bemerken moͤgen, welches durch ihre Unbedacht- ſamkeit einem liederlichen Kerl in die Haͤnde ge- rathen iſt, noch einen Grund, ihre Thorheit zu bereuen, den ſie ſich nicht einmal in den Sinn kommen laͤſſet: indem dieſe nichtswuͤrdigen Leute, welche nicht mehr Ehre in einem Stuͤcke, als in dem andern beobachten, kein Bedenken tragen, bey ihren liederlichen Bruͤdern uͤber ihre Schwachheit, als uͤber einen Theil ihres Sieges, zu frohlocken.
Jch habe nichts dergleichen zu beſorgen: wo mir in ſeinen Briefen die Gerechtigkeit wi- derfahren iſt, welche mir nach Herrn Belfords Verſicherung widerfahren ſeyn ſoll. Daher wer- den ſich die beſondern Umſtaͤnde meiner Bege- benheit, und die niedertraͤchtigen Kunſtgriffe des ſchaͤndlichen Kerls, wie ich denke, am beſten aus dieſen ſeinen eignen Briefen ſelbſt zuſammenſu- chen laſſen: wofern Herr Belford zu gewinnen iſt, ſie mitzutheilen. Jch kann mich auf dieſel- ben mit eben der Wahrheit und eben dem Eifer berufen, welche bey demjenigen ſtatt hatten, der da ſagt: ‒ ‒ O daß mich jemand hoͤren
wollte!
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erlangen wuͤnſchen, eben ſo gut, vielleicht noch
beſſer erfuͤllen wird.
Herr Lovelace hat, wie es ſcheint, ſeinem
Freunde, Herrn Belford, alles entdecket, was bey
dem ganzen Verlauf der Sache nach und nach
zwiſchen ihm und mir vorgegangen iſt. Hr. Bel-
ford hat es nicht laͤugnen koͤnnen. Alſo hat ein
armes junges Frauenzimmer, wie wir beylaͤufig
bemerken moͤgen, welches durch ihre Unbedacht-
ſamkeit einem liederlichen Kerl in die Haͤnde ge-
rathen iſt, noch einen Grund, ihre Thorheit zu
bereuen, den ſie ſich nicht einmal in den Sinn
kommen laͤſſet: indem dieſe nichtswuͤrdigen
Leute, welche nicht mehr Ehre in einem Stuͤcke,
als in dem andern beobachten, kein Bedenken
tragen, bey ihren liederlichen Bruͤdern uͤber ihre
Schwachheit, als uͤber einen Theil ihres Sieges,
zu frohlocken.
Jch habe nichts dergleichen zu beſorgen:
wo mir in ſeinen Briefen die Gerechtigkeit wi-
derfahren iſt, welche mir nach Herrn Belfords
Verſicherung widerfahren ſeyn ſoll. Daher wer-
den ſich die beſondern Umſtaͤnde meiner Bege-
benheit, und die niedertraͤchtigen Kunſtgriffe des
ſchaͤndlichen Kerls, wie ich denke, am beſten aus
dieſen ſeinen eignen Briefen ſelbſt zuſammenſu-
chen laſſen: wofern Herr Belford zu gewinnen
iſt, ſie mitzutheilen. Jch kann mich auf dieſel-
ben mit eben der Wahrheit und eben dem Eifer
berufen, welche bey demjenigen ſtatt hatten, der
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/649>, abgerufen am 22.11.2024.
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