Herr Hickmann, sprach der kühne Bösewicht, legen sie für mich eine Fürbitte ein, daß ich nur zehn Worte, in dem nächsten Zimmer, mit der Fräulein Howe in ihrer, und der gnädigen Frau- en Gegenwart zu reden Erlaubniß bekomme.
Hört, Annchen, was er euch zu sagen hat. Um seiner loszuwerden, hört seine zehn Worte.
Jch bitte um Entschuldigung, Frau Mutter. Sein Athem selbst - - Lassen sie mich los, mein Herr!
Er seufzete, und sahe aus - - O wie seufze- te der ausgelernte Bösewicht! Wie sahe er aus! Er ließ endlich meine Hand fahren; mit einer solchen Ehrerbietung in seinem Bezeigen, daß ei- nige mich deswegen tadelten, weil ich ihn nicht hören wollte. - - Dieß reizte mich noch mehr. O! meine liebste Freundinn, dieser Kerl ist ein Teufel! - - Dieser Kerl ist in Wahrheit ein Teufel! - - - So gedultig, wenn es ihm be- liebt! So sanftmüthig! - - Und doch so ver- messen, so halsstarrig, so verwegen!
Jch wollte in großer Verwirrung aus der Gesellschaft gehen. Er war eben so bald an der Thür, als ich.
Wie gütig ist dieß! sprach der nichtswürdige Kerl und öffnete die Thür für mich, weil er be- reit war, mir zu folgen.
Jch kehrte darauf um, und weil ich nicht wußte was ich that! so fuhr ich ihm eben, da er
mir
Herr Hickmann, ſprach der kuͤhne Boͤſewicht, legen ſie fuͤr mich eine Fuͤrbitte ein, daß ich nur zehn Worte, in dem naͤchſten Zimmer, mit der Fraͤulein Howe in ihrer, und der gnaͤdigen Frau- en Gegenwart zu reden Erlaubniß bekomme.
Hoͤrt, Annchen, was er euch zu ſagen hat. Um ſeiner loszuwerden, hoͤrt ſeine zehn Worte.
Jch bitte um Entſchuldigung, Frau Mutter. Sein Athem ſelbſt ‒ ‒ Laſſen ſie mich los, mein Herr!
Er ſeufzete, und ſahe aus ‒ ‒ O wie ſeufze- te der ausgelernte Boͤſewicht! Wie ſahe er aus! Er ließ endlich meine Hand fahren; mit einer ſolchen Ehrerbietung in ſeinem Bezeigen, daß ei- nige mich deswegen tadelten, weil ich ihn nicht hoͤren wollte. ‒ ‒ Dieß reizte mich noch mehr. O! meine liebſte Freundinn, dieſer Kerl iſt ein Teufel! ‒ ‒ Dieſer Kerl iſt in Wahrheit ein Teufel! ‒ ‒ ‒ So gedultig, wenn es ihm be- liebt! So ſanftmuͤthig! ‒ ‒ Und doch ſo ver- meſſen, ſo halsſtarrig, ſo verwegen!
Jch wollte in großer Verwirrung aus der Geſellſchaft gehen. Er war eben ſo bald an der Thuͤr, als ich.
Wie guͤtig iſt dieß! ſprach der nichtswuͤrdige Kerl und oͤffnete die Thuͤr fuͤr mich, weil er be- reit war, mir zu folgen.
Jch kehrte darauf um, und weil ich nicht wußte was ich that! ſo fuhr ich ihm eben, da er
mir
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Herr Hickmann, ſprach der kuͤhne Boͤſewicht,
legen ſie fuͤr mich eine Fuͤrbitte ein, daß ich nur
zehn Worte, in dem naͤchſten Zimmer, mit der
Fraͤulein Howe in ihrer, und der gnaͤdigen Frau-
en Gegenwart zu reden Erlaubniß bekomme.
Hoͤrt, Annchen, was er euch zu ſagen hat.
Um ſeiner loszuwerden, hoͤrt ſeine zehn
Worte.
Jch bitte um Entſchuldigung, Frau Mutter.
Sein Athem ſelbſt ‒ ‒ Laſſen ſie mich los, mein
Herr!
Er ſeufzete, und ſahe aus ‒ ‒ O wie ſeufze-
te der ausgelernte Boͤſewicht! Wie ſahe er aus!
Er ließ endlich meine Hand fahren; mit einer
ſolchen Ehrerbietung in ſeinem Bezeigen, daß ei-
nige mich deswegen tadelten, weil ich ihn nicht
hoͤren wollte. ‒ ‒ Dieß reizte mich noch mehr.
O! meine liebſte Freundinn, dieſer Kerl iſt ein
Teufel! ‒ ‒ Dieſer Kerl iſt in Wahrheit ein
Teufel! ‒ ‒ ‒ So gedultig, wenn es ihm be-
liebt! So ſanftmuͤthig! ‒ ‒ Und doch ſo ver-
meſſen, ſo halsſtarrig, ſo verwegen!
Jch wollte in großer Verwirrung aus der
Geſellſchaft gehen. Er war eben ſo bald an der
Thuͤr, als ich.
Wie guͤtig iſt dieß! ſprach der nichtswuͤrdige
Kerl und oͤffnete die Thuͤr fuͤr mich, weil er be-
reit war, mir zu folgen.
Jch kehrte darauf um, und weil ich nicht
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/558>, abgerufen am 23.11.2024.
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