euch, schändlichster Kerl! - - Drey oder viermal wiederholte ich diese Worte, noch dazu mit Stammlen - - Jch war ausnehmend in Be- wegung.
Sie können mich nicht so arg nennen, gnädi- ge Fräulein, als ich mich selbst nennen will - - Jch bin, in Wahrheit, der schändlichste Kerl ge- wesen - - Aber nun bin ich es nicht mehr - - Erlauben sie mir - - Aller Augen waren auf uns gewandt - - Erlauben sie mir nur auf ei- nen Augenblick Gehör zu finden - - Nur zehn Worte mit ihnen zu wechseln, wertheste Fräu- lein Howe - - in wessen Gegenwart es ihnen beliebt - - um ihrer liebsten Freundinn willen - - nur zehn Worte mit ihnen in dem nächsten Zim- mer.
Es ist eine Beschimpfung für mich, wenn man gedenket, daß ich nur ein einziges mit euch wechseln würde, wenn ich es ändern konnte! - - Mir aus dem Wege und Gesichte, Kerl!
Hiemit wollte ich davon fliehen: allein er ergriff mich bey der Hand. Jch war über alle Maaßen in Unordnung - - Jedermanns Au- gen wurden immer mehr und mehr aufmerksam über uns.
Herr Hickmann, den meine Mutter auf die Seite geführet hatte, ihm eine Geduld einzuschär- fen, welche ihm vielleicht nicht nöthig war auf- zudringen, kam hierauf eben mit meiner Mutter herauf. Sie hatte ihn an seinem Leitseil - - An seinem Ermel, sollte ich sagen.
Herr
M m 4
euch, ſchaͤndlichſter Kerl! ‒ ‒ Drey oder viermal wiederholte ich dieſe Worte, noch dazu mit Stammlen ‒ ‒ Jch war ausnehmend in Be- wegung.
Sie koͤnnen mich nicht ſo arg nennen, gnaͤdi- ge Fraͤulein, als ich mich ſelbſt nennen will ‒ ‒ Jch bin, in Wahrheit, der ſchaͤndlichſte Kerl ge- weſen ‒ ‒ Aber nun bin ich es nicht mehr ‒ ‒ Erlauben ſie mir ‒ ‒ Aller Augen waren auf uns gewandt ‒ ‒ Erlauben ſie mir nur auf ei- nen Augenblick Gehoͤr zu finden ‒ ‒ Nur zehn Worte mit ihnen zu wechſeln, wertheſte Fraͤu- lein Howe ‒ ‒ in weſſen Gegenwart es ihnen beliebt ‒ ‒ um ihrer liebſten Freundinn willen ‒ ‒ nur zehn Worte mit ihnen in dem naͤchſten Zim- mer.
Es iſt eine Beſchimpfung fuͤr mich, wenn man gedenket, daß ich nur ein einziges mit euch wechſeln wuͤrde, wenn ich es aͤndern konnte! ‒ ‒ Mir aus dem Wege und Geſichte, Kerl!
Hiemit wollte ich davon fliehen: allein er ergriff mich bey der Hand. Jch war uͤber alle Maaßen in Unordnung ‒ ‒ Jedermanns Au- gen wurden immer mehr und mehr aufmerkſam uͤber uns.
Herr Hickmann, den meine Mutter auf die Seite gefuͤhret hatte, ihm eine Geduld einzuſchaͤr- fen, welche ihm vielleicht nicht noͤthig war auf- zudringen, kam hierauf eben mit meiner Mutter herauf. Sie hatte ihn an ſeinem Leitſeil ‒ ‒ An ſeinem Ermel, ſollte ich ſagen.
Herr
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euch, ſchaͤndlichſter Kerl! ‒ ‒ Drey oder viermal
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wegung.
Sie koͤnnen mich nicht ſo arg nennen, gnaͤdi-
ge Fraͤulein, als ich mich ſelbſt nennen will ‒ ‒
Jch bin, in Wahrheit, der ſchaͤndlichſte Kerl ge-
weſen ‒ ‒ Aber nun bin ich es nicht mehr ‒ ‒
Erlauben ſie mir ‒ ‒ Aller Augen waren auf
uns gewandt ‒ ‒ Erlauben ſie mir nur auf ei-
nen Augenblick Gehoͤr zu finden ‒ ‒ Nur zehn
Worte mit ihnen zu wechſeln, wertheſte Fraͤu-
lein Howe ‒ ‒ in weſſen Gegenwart es ihnen
beliebt ‒ ‒ um ihrer liebſten Freundinn willen ‒ ‒
nur zehn Worte mit ihnen in dem naͤchſten Zim-
mer.
Es iſt eine Beſchimpfung fuͤr mich, wenn
man gedenket, daß ich nur ein einziges mit euch
wechſeln wuͤrde, wenn ich es aͤndern konnte! ‒ ‒
Mir aus dem Wege und Geſichte, Kerl!
Hiemit wollte ich davon fliehen: allein er
ergriff mich bey der Hand. Jch war uͤber alle
Maaßen in Unordnung ‒ ‒ Jedermanns Au-
gen wurden immer mehr und mehr aufmerkſam
uͤber uns.
Herr Hickmann, den meine Mutter auf die
Seite gefuͤhret hatte, ihm eine Geduld einzuſchaͤr-
fen, welche ihm vielleicht nicht noͤthig war auf-
zudringen, kam hierauf eben mit meiner Mutter
herauf. Sie hatte ihn an ſeinem Leitſeil ‒ ‒ An
ſeinem Ermel, ſollte ich ſagen.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/557>, abgerufen am 23.11.2024.
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