freygelassene Väter zu vertheidigen. Allein die edlen Sarmater hielten es sich für eine Schande, ihre Knechte mit gleichen Waffen anzugreiffen, und versahen sich nur mit eben der Art von Peit- schen, womit sie dieselben vormals zu züchtigen gewohnt gewesen. Da sie mit diesen den An- griff auf sie thaten: flohen die Abtrünnigen vor ihnen. - - Zum Andenken hievon sieht man noch, bis auf diesen Tag, auf der Münze in No- vogrod in Rußland, einer Stadt von dem alten Sarmatien, einen Kerl zu Pferde mit einer Peit- sche in der Hand.
Der arme Mensch nimmt es übel, daß ihr ihn nicht inständiger, als wie ihr gethan, gebeten habt, zu M. Hall von eurer Gesellschaft zu seyn. Es kommt von Mowbray her, ist er versichert, daß er von dem, der in seinen Einladungen so feurig zu seyn pflegte, so sehr obenhin gebeten worden.
Mowbrays Rede gegen ihn, sagt er, wolle er ihm niemals vergeben. "Ey Thoms", waren die Worte des übermüthigen Kerls, mit einem Fluch, "du lässest ja den Kopf hängen, wie ein "Huhn, das den Pips hat. Du solltest munte- "rer werden, oder dich entschließen, eine vierzigtä- "gige Frist in der Einsamkeit zu halten, wenn du "nicht den ganzen Haufen anstecken wolltest."
Jch meines Theils bin nur darum beküm- mert, daß dieser arme Kerl so wohl in Ansehung seiner Umstände, als seines Gemüths, elend dar- an ist: sonst würde ich eurer aller überdrüßig seyn.
So
freygelaſſene Vaͤter zu vertheidigen. Allein die edlen Sarmater hielten es ſich fuͤr eine Schande, ihre Knechte mit gleichen Waffen anzugreiffen, und verſahen ſich nur mit eben der Art von Peit- ſchen, womit ſie dieſelben vormals zu zuͤchtigen gewohnt geweſen. Da ſie mit dieſen den An- griff auf ſie thaten: flohen die Abtruͤnnigen vor ihnen. ‒ ‒ Zum Andenken hievon ſieht man noch, bis auf dieſen Tag, auf der Muͤnze in No- vogrod in Rußland, einer Stadt von dem alten Sarmatien, einen Kerl zu Pferde mit einer Peit- ſche in der Hand.
Der arme Menſch nimmt es uͤbel, daß ihr ihn nicht inſtaͤndiger, als wie ihr gethan, gebeten habt, zu M. Hall von eurer Geſellſchaft zu ſeyn. Es kommt von Mowbray her, iſt er verſichert, daß er von dem, der in ſeinen Einladungen ſo feurig zu ſeyn pflegte, ſo ſehr obenhin gebeten worden.
Mowbrays Rede gegen ihn, ſagt er, wolle er ihm niemals vergeben. „Ey Thoms“, waren die Worte des uͤbermuͤthigen Kerls, mit einem Fluch, „du laͤſſeſt ja den Kopf haͤngen, wie ein „Huhn, das den Pips hat. Du ſollteſt munte- „rer werden, oder dich entſchließen, eine vierzigtaͤ- „gige Friſt in der Einſamkeit zu halten, wenn du „nicht den ganzen Haufen anſtecken wollteſt.“
Jch meines Theils bin nur darum bekuͤm- mert, daß dieſer arme Kerl ſo wohl in Anſehung ſeiner Umſtaͤnde, als ſeines Gemuͤths, elend dar- an iſt: ſonſt wuͤrde ich eurer aller uͤberdruͤßig ſeyn.
So
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freygelaſſene Vaͤter zu vertheidigen. Allein die
edlen Sarmater hielten es ſich fuͤr eine Schande,
ihre Knechte mit gleichen Waffen anzugreiffen,
und verſahen ſich nur mit eben der Art von Peit-
ſchen, womit ſie dieſelben vormals zu zuͤchtigen
gewohnt geweſen. Da ſie mit dieſen den An-
griff auf ſie thaten: flohen die Abtruͤnnigen vor
ihnen. ‒ ‒ Zum Andenken hievon ſieht man
noch, bis auf dieſen Tag, auf der Muͤnze in No-
vogrod in Rußland, einer Stadt von dem alten
Sarmatien, einen Kerl zu Pferde mit einer Peit-
ſche in der Hand.
Der arme Menſch nimmt es uͤbel, daß ihr
ihn nicht inſtaͤndiger, als wie ihr gethan, gebeten
habt, zu M. Hall von eurer Geſellſchaft zu ſeyn.
Es kommt von Mowbray her, iſt er verſichert,
daß er von dem, der in ſeinen Einladungen ſo
feurig zu ſeyn pflegte, ſo ſehr obenhin gebeten
worden.
Mowbrays Rede gegen ihn, ſagt er, wolle er
ihm niemals vergeben. „Ey Thoms“, waren
die Worte des uͤbermuͤthigen Kerls, mit einem
Fluch, „du laͤſſeſt ja den Kopf haͤngen, wie ein
„Huhn, das den Pips hat. Du ſollteſt munte-
„rer werden, oder dich entſchließen, eine vierzigtaͤ-
„gige Friſt in der Einſamkeit zu halten, wenn du
„nicht den ganzen Haufen anſtecken wollteſt.“
Jch meines Theils bin nur darum bekuͤm-
mert, daß dieſer arme Kerl ſo wohl in Anſehung
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/403>, abgerufen am 23.11.2024.
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