arten der Fräulein ausdrücke; die ich niemals vergeben kann, niemals vergeben will.
Was aber deine Gedanken und die Meynung der beyden Frauensleute in Smithens Hause be- trifft, daß ihr Herz gebrochen sey: so ist das die rechte Weibersprache. Jch wundere mich, wie du dazu gekommen bist: da du doch so manches Sterben und Wiederaufleben der Weibs- leute gesehen und gehöret hast.
Jch will dir sagen, was wider diese Vorstel- lungen, die sie sich machen, streitet.
Jhre Lebenszeit, und vortreffliche Natur; das Gute, welches sie allemal zu thun Vergnü- gen gefunden, wozu sie sich eingebildet hat, geboh- ren zu seyn, und welches sie noch ferner in einem eben so hohen Grade, als jemals, thun kann, ja noch in einem größern Maaße, weil ich, wie du weißt, kein Knicker bin; ihre Neigung zu der Re- ligion, eine Neigung, die sie allezeit lehren wird, unvermeidliche Uebel mit Gedult zu ertragen; die Betrachtung ihres letzten herrlichen Sieges über mich und die ganze Rotte; die Betrachtung ihrer glücklich ausgefallenen Flucht von uns al- len; ihr unbefleckter Wille; und der stolze Ruhm, den sie in sich empfindet, die Begegnung, welche ihr widerfahren ist, nicht verdient zu ha- ben.
Wie ist es möglich, sich einzubilden, daß eine Weibsperson, die alle diese Trostgründe zu über- legen hat, an einem gebrochenen Herzen sterben werde?
Jm
arten der Fraͤulein ausdruͤcke; die ich niemals vergeben kann, niemals vergeben will.
Was aber deine Gedanken und die Meynung der beyden Frauensleute in Smithens Hauſe be- trifft, daß ihr Herz gebrochen ſey: ſo iſt das die rechte Weiberſprache. Jch wundere mich, wie du dazu gekommen biſt: da du doch ſo manches Sterben und Wiederaufleben der Weibs- leute geſehen und gehoͤret haſt.
Jch will dir ſagen, was wider dieſe Vorſtel- lungen, die ſie ſich machen, ſtreitet.
Jhre Lebenszeit, und vortreffliche Natur; das Gute, welches ſie allemal zu thun Vergnuͤ- gen gefunden, wozu ſie ſich eingebildet hat, geboh- ren zu ſeyn, und welches ſie noch ferner in einem eben ſo hohen Grade, als jemals, thun kann, ja noch in einem groͤßern Maaße, weil ich, wie du weißt, kein Knicker bin; ihre Neigung zu der Re- ligion, eine Neigung, die ſie allezeit lehren wird, unvermeidliche Uebel mit Gedult zu ertragen; die Betrachtung ihres letzten herrlichen Sieges uͤber mich und die ganze Rotte; die Betrachtung ihrer gluͤcklich ausgefallenen Flucht von uns al- len; ihr unbefleckter Wille; und der ſtolze Ruhm, den ſie in ſich empfindet, die Begegnung, welche ihr widerfahren iſt, nicht verdient zu ha- ben.
Wie iſt es moͤglich, ſich einzubilden, daß eine Weibsperſon, die alle dieſe Troſtgruͤnde zu uͤber- legen hat, an einem gebrochenen Herzen ſterben werde?
Jm
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arten der Fraͤulein ausdruͤcke; die ich niemals
vergeben kann, niemals vergeben will.
Was aber deine Gedanken und die Meynung
der beyden Frauensleute in Smithens Hauſe be-
trifft, daß ihr Herz gebrochen ſey: ſo iſt das die
rechte Weiberſprache. Jch wundere mich, wie
du dazu gekommen biſt: da du doch ſo manches
Sterben und Wiederaufleben der Weibs-
leute geſehen und gehoͤret haſt.
Jch will dir ſagen, was wider dieſe Vorſtel-
lungen, die ſie ſich machen, ſtreitet.
Jhre Lebenszeit, und vortreffliche Natur;
das Gute, welches ſie allemal zu thun Vergnuͤ-
gen gefunden, wozu ſie ſich eingebildet hat, geboh-
ren zu ſeyn, und welches ſie noch ferner in einem
eben ſo hohen Grade, als jemals, thun kann, ja
noch in einem groͤßern Maaße, weil ich, wie du
weißt, kein Knicker bin; ihre Neigung zu der Re-
ligion, eine Neigung, die ſie allezeit lehren wird,
unvermeidliche Uebel mit Gedult zu ertragen;
die Betrachtung ihres letzten herrlichen Sieges
uͤber mich und die ganze Rotte; die Betrachtung
ihrer gluͤcklich ausgefallenen Flucht von uns al-
len; ihr unbefleckter Wille; und der ſtolze
Ruhm, den ſie in ſich empfindet, die Begegnung,
welche ihr widerfahren iſt, nicht verdient zu ha-
ben.
Wie iſt es moͤglich, ſich einzubilden, daß eine
Weibsperſon, die alle dieſe Troſtgruͤnde zu uͤber-
legen hat, an einem gebrochenen Herzen ſterben
werde?
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/385>, abgerufen am 27.11.2024.
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