Jch denke, ich will es ihrer Amme, Norton, und ihrer Fräulein Howe, durch meine Unter- händler in den Kopf setzen, dem lieben unerfahr- nen Kinde für ihr Ausplaudern den Pelz zu wa- schen.
Allein im Ernst muß ich dir sagen, daß, so hart und übermüthig es auch ist, wenn sie so ver- ächtlich fragt: "Was für ein Mensch ist ihr "Freund, mein Herr, daß er sich aufwirft, die "Schuldigen zu bestrafen!" ich doch niemals den verfluchten Weibsleuten vergeben werde, die ver- mögend gewesen sind, diese letzte abscheuliche Ge- waltthätigkeit an einer so unvergleichlichen Per- son auszuüben.
Die grausamen Verspottungen von den bey- den Nymphen in ihren Besuchen bey ihr; die Arglist, die abscheulichste Höle auszusuchen, wel- che zu finden war, sonder Zweifel in der Absicht, sie zu bewegen, daß sie wieder nach ihrem Hause zurückkehrte; und der noch abscheulichere Ver- such, ihr eine Mannsperson vorzuschlagen, welche die Schuld bezahlen wollte; eine Falle, wie ich nicht zweifele, die ihrem Herzen, in der Verzwei- felung und dem höchsten Unwillen, von der teufe- lischen Sarah gestellet wurde; weil sie ohne Zweifel dachte, daß sie eine Weibsperson wä- re; damit sie ihr meine Gunst völlig entziehen, und mich reizen möchte, sie ihrer gewissenlosen Grausamkeit in der Hitze zu übergeben; sind Beschimpfungen; daß ich mich mit den Redens-
arten
Jch denke, ich will es ihrer Amme, Norton, und ihrer Fraͤulein Howe, durch meine Unter- haͤndler in den Kopf ſetzen, dem lieben unerfahr- nen Kinde fuͤr ihr Ausplaudern den Pelz zu wa- ſchen.
Allein im Ernſt muß ich dir ſagen, daß, ſo hart und uͤbermuͤthig es auch iſt, wenn ſie ſo ver- aͤchtlich fragt: „Was fuͤr ein Menſch iſt ihr „Freund, mein Herr, daß er ſich aufwirft, die „Schuldigen zu beſtrafen!“ ich doch niemals den verfluchten Weibsleuten vergeben werde, die ver- moͤgend geweſen ſind, dieſe letzte abſcheuliche Ge- waltthaͤtigkeit an einer ſo unvergleichlichen Per- ſon auszuuͤben.
Die grauſamen Verſpottungen von den bey- den Nymphen in ihren Beſuchen bey ihr; die Argliſt, die abſcheulichſte Hoͤle auszuſuchen, wel- che zu finden war, ſonder Zweifel in der Abſicht, ſie zu bewegen, daß ſie wieder nach ihrem Hauſe zuruͤckkehrte; und der noch abſcheulichere Ver- ſuch, ihr eine Mannsperſon vorzuſchlagen, welche die Schuld bezahlen wollte; eine Falle, wie ich nicht zweifele, die ihrem Herzen, in der Verzwei- felung und dem hoͤchſten Unwillen, von der teufe- liſchen Sarah geſtellet wurde; weil ſie ohne Zweifel dachte, daß ſie eine Weibsperſon waͤ- re; damit ſie ihr meine Gunſt voͤllig entziehen, und mich reizen moͤchte, ſie ihrer gewiſſenloſen Grauſamkeit in der Hitze zu uͤbergeben; ſind Beſchimpfungen; daß ich mich mit den Redens-
arten
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Jch denke, ich will es ihrer Amme, Norton,
und ihrer Fraͤulein Howe, durch meine Unter-
haͤndler in den Kopf ſetzen, dem lieben unerfahr-
nen Kinde fuͤr ihr Ausplaudern den Pelz zu wa-
ſchen.
Allein im Ernſt muß ich dir ſagen, daß, ſo
hart und uͤbermuͤthig es auch iſt, wenn ſie ſo ver-
aͤchtlich fragt: „Was fuͤr ein Menſch iſt ihr
„Freund, mein Herr, daß er ſich aufwirft, die
„Schuldigen zu beſtrafen!“ ich doch niemals den
verfluchten Weibsleuten vergeben werde, die ver-
moͤgend geweſen ſind, dieſe letzte abſcheuliche Ge-
waltthaͤtigkeit an einer ſo unvergleichlichen Per-
ſon auszuuͤben.
Die grauſamen Verſpottungen von den bey-
den Nymphen in ihren Beſuchen bey ihr; die
Argliſt, die abſcheulichſte Hoͤle auszuſuchen, wel-
che zu finden war, ſonder Zweifel in der Abſicht,
ſie zu bewegen, daß ſie wieder nach ihrem Hauſe
zuruͤckkehrte; und der noch abſcheulichere Ver-
ſuch, ihr eine Mannsperſon vorzuſchlagen, welche
die Schuld bezahlen wollte; eine Falle, wie ich
nicht zweifele, die ihrem Herzen, in der Verzwei-
felung und dem hoͤchſten Unwillen, von der teufe-
liſchen Sarah geſtellet wurde; weil ſie ohne
Zweifel dachte, daß ſie eine Weibsperſon waͤ-
re; damit ſie ihr meine Gunſt voͤllig entziehen,
und mich reizen moͤchte, ſie ihrer gewiſſenloſen
Grauſamkeit in der Hitze zu uͤbergeben; ſind
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/384>, abgerufen am 23.11.2024.
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