ben. Jch willigte mit Vergnügen darein: und hierauf erklärte sie sich, daß sie die Sänfte, wel- che ich ihr angeboten hätte, annehmen wollte.
Jch ging hinaus: und bediente mich der Gelegenheit, mich gegen Rowland und seine Magd gütlich zu beweisen. Denn die Fräulein hatte in Betrachtung dessen, was sie waren, an ihrem Bezeigen nichts auszusetzen: und der Kerl scheint jämmerlich arm zu seyn. Jch schickte auch nach dem Apotheker, der eben so arm ist, als der Kerkermeister; ja ich darf wohl sagen, noch ärmer, in Ansehung der Wissenschaft, die zu seinem Geschäffte erfordert wird; und befriedigte ihn besser, als er gehoffet hatte.
Die Fräulein versuchte, nachdem ich weg- gegangen war, die Briefe zu lesen, welche ich ihr gebracht hatte. Aber sie konnte nur ein kleines Stück von dem einen lesen, und gerieth über den- selben sehr in Bewegung.
Sie vermeldete dem Weibe, daß sie alsobald Gelegenheit nehmen wollte, ihrer aller Mühe zu vergütigen, und den Apotheker zu befriedigen, welcher seine Rechnung zu ihrer Wohnung sen- den möchte.
Der Magd gab sie etwas: vermuthlich die einzige halbe Guinea, die sie hatte. Und sodann kam sie mit großer Mühe die Treppen hinunter: indem ihre Füße unter ihr zitterten, und Row- lands Weib ihr zu einer Stütze diente.
Jch reichte ihr meinen Arm. Sie ließ sich gefallen, sich darauf zu lehnen. Jch besorge,
mein
ben. Jch willigte mit Vergnuͤgen darein: und hierauf erklaͤrte ſie ſich, daß ſie die Saͤnfte, wel- che ich ihr angeboten haͤtte, annehmen wollte.
Jch ging hinaus: und bediente mich der Gelegenheit, mich gegen Rowland und ſeine Magd guͤtlich zu beweiſen. Denn die Fraͤulein hatte in Betrachtung deſſen, was ſie waren, an ihrem Bezeigen nichts auszuſetzen: und der Kerl ſcheint jaͤmmerlich arm zu ſeyn. Jch ſchickte auch nach dem Apotheker, der eben ſo arm iſt, als der Kerkermeiſter; ja ich darf wohl ſagen, noch aͤrmer, in Anſehung der Wiſſenſchaft, die zu ſeinem Geſchaͤffte erfordert wird; und befriedigte ihn beſſer, als er gehoffet hatte.
Die Fraͤulein verſuchte, nachdem ich weg- gegangen war, die Briefe zu leſen, welche ich ihr gebracht hatte. Aber ſie konnte nur ein kleines Stuͤck von dem einen leſen, und gerieth uͤber den- ſelben ſehr in Bewegung.
Sie vermeldete dem Weibe, daß ſie alſobald Gelegenheit nehmen wollte, ihrer aller Muͤhe zu verguͤtigen, und den Apotheker zu befriedigen, welcher ſeine Rechnung zu ihrer Wohnung ſen- den moͤchte.
Der Magd gab ſie etwas: vermuthlich die einzige halbe Guinea, die ſie hatte. Und ſodann kam ſie mit großer Muͤhe die Treppen hinunter: indem ihre Fuͤße unter ihr zitterten, und Row- lands Weib ihr zu einer Stuͤtze diente.
Jch reichte ihr meinen Arm. Sie ließ ſich gefallen, ſich darauf zu lehnen. Jch beſorge,
mein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0344"n="338"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
ben. Jch willigte mit Vergnuͤgen darein: und<lb/>
hierauf erklaͤrte ſie ſich, daß ſie die Saͤnfte, wel-<lb/>
che ich ihr angeboten haͤtte, annehmen wollte.</p><lb/><p>Jch ging hinaus: und bediente mich der<lb/>
Gelegenheit, mich gegen Rowland und ſeine<lb/>
Magd guͤtlich zu beweiſen. Denn die Fraͤulein<lb/>
hatte in Betrachtung deſſen, was ſie <hirendition="#fr">waren,</hi> an<lb/>
ihrem Bezeigen nichts auszuſetzen: und der Kerl<lb/>ſcheint jaͤmmerlich arm zu ſeyn. Jch ſchickte<lb/>
auch nach dem Apotheker, der eben ſo arm iſt,<lb/>
als der Kerkermeiſter; ja ich darf wohl ſagen,<lb/>
noch aͤrmer, in Anſehung der Wiſſenſchaft, die zu<lb/>ſeinem Geſchaͤffte erfordert wird; und befriedigte<lb/>
ihn beſſer, als er gehoffet hatte.</p><lb/><p>Die Fraͤulein verſuchte, nachdem ich weg-<lb/>
gegangen war, die Briefe zu leſen, welche ich ihr<lb/>
gebracht hatte. Aber ſie konnte nur ein kleines<lb/>
Stuͤck von dem einen leſen, und gerieth uͤber den-<lb/>ſelben ſehr in Bewegung.</p><lb/><p>Sie vermeldete dem Weibe, daß ſie alſobald<lb/>
Gelegenheit nehmen wollte, ihrer aller Muͤhe zu<lb/>
verguͤtigen, und den Apotheker zu befriedigen,<lb/>
welcher ſeine Rechnung zu ihrer Wohnung ſen-<lb/>
den moͤchte.</p><lb/><p>Der Magd gab ſie etwas: vermuthlich die<lb/>
einzige halbe Guinea, die ſie hatte. Und ſodann<lb/>
kam ſie mit großer Muͤhe die Treppen hinunter:<lb/>
indem ihre Fuͤße unter ihr zitterten, und Row-<lb/>
lands Weib ihr zu einer Stuͤtze diente.</p><lb/><p>Jch reichte ihr meinen Arm. Sie ließ ſich<lb/>
gefallen, ſich darauf zu lehnen. Jch beſorge,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">mein</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[338/0344]
ben. Jch willigte mit Vergnuͤgen darein: und
hierauf erklaͤrte ſie ſich, daß ſie die Saͤnfte, wel-
che ich ihr angeboten haͤtte, annehmen wollte.
Jch ging hinaus: und bediente mich der
Gelegenheit, mich gegen Rowland und ſeine
Magd guͤtlich zu beweiſen. Denn die Fraͤulein
hatte in Betrachtung deſſen, was ſie waren, an
ihrem Bezeigen nichts auszuſetzen: und der Kerl
ſcheint jaͤmmerlich arm zu ſeyn. Jch ſchickte
auch nach dem Apotheker, der eben ſo arm iſt,
als der Kerkermeiſter; ja ich darf wohl ſagen,
noch aͤrmer, in Anſehung der Wiſſenſchaft, die zu
ſeinem Geſchaͤffte erfordert wird; und befriedigte
ihn beſſer, als er gehoffet hatte.
Die Fraͤulein verſuchte, nachdem ich weg-
gegangen war, die Briefe zu leſen, welche ich ihr
gebracht hatte. Aber ſie konnte nur ein kleines
Stuͤck von dem einen leſen, und gerieth uͤber den-
ſelben ſehr in Bewegung.
Sie vermeldete dem Weibe, daß ſie alſobald
Gelegenheit nehmen wollte, ihrer aller Muͤhe zu
verguͤtigen, und den Apotheker zu befriedigen,
welcher ſeine Rechnung zu ihrer Wohnung ſen-
den moͤchte.
Der Magd gab ſie etwas: vermuthlich die
einzige halbe Guinea, die ſie hatte. Und ſodann
kam ſie mit großer Muͤhe die Treppen hinunter:
indem ihre Fuͤße unter ihr zitterten, und Row-
lands Weib ihr zu einer Stuͤtze diente.
Jch reichte ihr meinen Arm. Sie ließ ſich
gefallen, ſich darauf zu lehnen. Jch beſorge,
mein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/344>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.