Sie werden weder mir, noch sonst jemand, Verbindlichkeit haben. Sie sind wegen einer Schuldforderung, die sie nicht erkennen, in Ver- haft gewesen. Die Klage ist aufgehoben: und sie werden nur so gut seyn, mir ihre Hand bis an die Kutsche zu geben, die so nahe bey diesem Hau- se stehet, als sie hat herauf kommen können. Jch will sie entweder an dem Schlage der Kutsche verlassen, oder sie begleiten, wohin es ihnen be- liebt, und ihnen so lange aufwarten, bis ich sie sicher dahin gekommen sehe, wo sie zu seyn wün- schen möchten.
Wollen sie mich denn zwingen, mein Herr, ihnen verbunden zu seyn?
Sie werden mich vielmehr unaussprechlich verbinden, gnädige Fräulein, wenn sie mir befeh- len, ihnen einen Dienst oder etwas gefälliges zu erweisen.
Wohlan denn, mein Herr - - Sie sahe mich an - - Aber warum treiben sie in der de- müthigen Stellung Spott mit mir! Stehen sie auf, mein Herr! Jch kann sonst nicht mit ihnen reden.
Jch stand auf.
Nehmen sie nur diesen Ring, mein Herr. Jch habe eine Schwester, die ihn, um des vori- gen Besitzers willen, gern für den Preiß, wie man ihn schätzen mag, nehmen wird! - - Von dem Gelde, was sie dafür giebet, lassen sie diesen Mann bezahlet, gut bezahlet werden. Jch habe noch einige Kostbarkeiten in dem vorigen Hause;
Dor-
Sechster Theil. X
Sie werden weder mir, noch ſonſt jemand, Verbindlichkeit haben. Sie ſind wegen einer Schuldforderung, die ſie nicht erkennen, in Ver- haft geweſen. Die Klage iſt aufgehoben: und ſie werden nur ſo gut ſeyn, mir ihre Hand bis an die Kutſche zu geben, die ſo nahe bey dieſem Hau- ſe ſtehet, als ſie hat herauf kommen koͤnnen. Jch will ſie entweder an dem Schlage der Kutſche verlaſſen, oder ſie begleiten, wohin es ihnen be- liebt, und ihnen ſo lange aufwarten, bis ich ſie ſicher dahin gekommen ſehe, wo ſie zu ſeyn wuͤn- ſchen moͤchten.
Wollen ſie mich denn zwingen, mein Herr, ihnen verbunden zu ſeyn?
Sie werden mich vielmehr unausſprechlich verbinden, gnaͤdige Fraͤulein, wenn ſie mir befeh- len, ihnen einen Dienſt oder etwas gefaͤlliges zu erweiſen.
Wohlan denn, mein Herr ‒ ‒ Sie ſahe mich an ‒ ‒ Aber warum treiben ſie in der de- muͤthigen Stellung Spott mit mir! Stehen ſie auf, mein Herr! Jch kann ſonſt nicht mit ihnen reden.
Jch ſtand auf.
Nehmen ſie nur dieſen Ring, mein Herr. Jch habe eine Schweſter, die ihn, um des vori- gen Beſitzers willen, gern fuͤr den Preiß, wie man ihn ſchaͤtzen mag, nehmen wird! ‒ ‒ Von dem Gelde, was ſie dafuͤr giebet, laſſen ſie dieſen Mann bezahlet, gut bezahlet werden. Jch habe noch einige Koſtbarkeiten in dem vorigen Hauſe;
Dor-
Sechſter Theil. X
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0327"n="321"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Sie werden weder mir, noch ſonſt jemand,<lb/>
Verbindlichkeit haben. Sie ſind wegen einer<lb/>
Schuldforderung, die ſie nicht erkennen, in Ver-<lb/>
haft geweſen. Die Klage iſt aufgehoben: und<lb/>ſie werden nur ſo gut ſeyn, mir ihre Hand bis an<lb/>
die Kutſche zu geben, die ſo nahe bey dieſem Hau-<lb/>ſe ſtehet, als ſie hat herauf kommen koͤnnen. Jch<lb/>
will ſie entweder an dem Schlage der Kutſche<lb/>
verlaſſen, oder ſie begleiten, wohin es ihnen be-<lb/>
liebt, und ihnen ſo lange aufwarten, bis ich ſie<lb/>ſicher dahin gekommen ſehe, wo ſie zu ſeyn wuͤn-<lb/>ſchen moͤchten.</p><lb/><p>Wollen ſie mich denn <hirendition="#fr">zwingen,</hi> mein Herr,<lb/>
ihnen verbunden zu ſeyn?</p><lb/><p>Sie werden mich vielmehr unausſprechlich<lb/>
verbinden, gnaͤdige Fraͤulein, wenn ſie mir befeh-<lb/>
len, ihnen einen Dienſt oder etwas gefaͤlliges zu<lb/>
erweiſen.</p><lb/><p>Wohlan denn, mein Herr ‒‒ Sie ſahe<lb/>
mich an ‒‒ Aber warum treiben ſie in der de-<lb/>
muͤthigen Stellung Spott mit mir! Stehen ſie<lb/>
auf, mein Herr! Jch kann ſonſt nicht mit ihnen<lb/>
reden.</p><lb/><p>Jch ſtand auf.</p><lb/><p>Nehmen ſie nur dieſen Ring, mein Herr.<lb/>
Jch habe eine Schweſter, die ihn, um des <hirendition="#fr">vori-<lb/>
gen</hi> Beſitzers willen, gern fuͤr den Preiß, wie<lb/>
man ihn ſchaͤtzen mag, nehmen wird! ‒‒ Von<lb/>
dem Gelde, was ſie dafuͤr giebet, laſſen ſie dieſen<lb/>
Mann bezahlet, gut bezahlet werden. Jch habe<lb/>
noch einige Koſtbarkeiten in dem vorigen Hauſe;<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Sechſter Theil.</hi> X</fw><fwplace="bottom"type="catch">Dor-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[321/0327]
Sie werden weder mir, noch ſonſt jemand,
Verbindlichkeit haben. Sie ſind wegen einer
Schuldforderung, die ſie nicht erkennen, in Ver-
haft geweſen. Die Klage iſt aufgehoben: und
ſie werden nur ſo gut ſeyn, mir ihre Hand bis an
die Kutſche zu geben, die ſo nahe bey dieſem Hau-
ſe ſtehet, als ſie hat herauf kommen koͤnnen. Jch
will ſie entweder an dem Schlage der Kutſche
verlaſſen, oder ſie begleiten, wohin es ihnen be-
liebt, und ihnen ſo lange aufwarten, bis ich ſie
ſicher dahin gekommen ſehe, wo ſie zu ſeyn wuͤn-
ſchen moͤchten.
Wollen ſie mich denn zwingen, mein Herr,
ihnen verbunden zu ſeyn?
Sie werden mich vielmehr unausſprechlich
verbinden, gnaͤdige Fraͤulein, wenn ſie mir befeh-
len, ihnen einen Dienſt oder etwas gefaͤlliges zu
erweiſen.
Wohlan denn, mein Herr ‒ ‒ Sie ſahe
mich an ‒ ‒ Aber warum treiben ſie in der de-
muͤthigen Stellung Spott mit mir! Stehen ſie
auf, mein Herr! Jch kann ſonſt nicht mit ihnen
reden.
Jch ſtand auf.
Nehmen ſie nur dieſen Ring, mein Herr.
Jch habe eine Schweſter, die ihn, um des vori-
gen Beſitzers willen, gern fuͤr den Preiß, wie
man ihn ſchaͤtzen mag, nehmen wird! ‒ ‒ Von
dem Gelde, was ſie dafuͤr giebet, laſſen ſie dieſen
Mann bezahlet, gut bezahlet werden. Jch habe
noch einige Koſtbarkeiten in dem vorigen Hauſe;
Dor-
Sechſter Theil. X
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/327>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.