Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


Jch glaube, ich werde niemals ihrer Mey-
nung seyn, in dem, was Glückseligkeit heißt.

Was, denken sie, sey unsere Meynung von
der Glückseligkeit?

Jn Fr. Sinclairs Hause zu leben.

Vielleicht sind wir auch einmal so ekel, und
so voll Bedenklichkeit gewesen.

Wie ist es denn bey ihnen vorüber gegangen?

Weil wir gesehen haben, wie lächerlich das
spröde Wesen sey.

Kommen sie etwa hierher, mich zu bereden,
daß ich das spröde Wesen, wie sie es nennen, eben
so sehr hassen soll, als sie thun?

Wir sind gekommen, ihnen unsere Dienste
anzubieten.

Es steht nicht in ihrer Gewalt, mir zu die-
nen.

Vielleicht ist es nicht also.

Jch bin nicht geneigt, ihnen Mühe zu ma-
chen.

Sie mögen schlecht bedient werden.

Es kann vielleicht seyn.

Sie sind gewaltig kurz, Fräulein.

Wie ich ihren Besuch zu seyn wünschte,
Jungfern.

Leben sie wohl, verkehrte Schönheit!

Jhre Dienerinn, Jungfern.

Leben sie wohl, übermüthiges Gesicht!

Sie sehen mich erniedriget - -

Wie sie verdienen, Fräulein Harlowe. Der
Stolz will einen Fall haben.

Besser,


Jch glaube, ich werde niemals ihrer Mey-
nung ſeyn, in dem, was Gluͤckſeligkeit heißt.

Was, denken ſie, ſey unſere Meynung von
der Gluͤckſeligkeit?

Jn Fr. Sinclairs Hauſe zu leben.

Vielleicht ſind wir auch einmal ſo ekel, und
ſo voll Bedenklichkeit geweſen.

Wie iſt es denn bey ihnen voruͤber gegangen?

Weil wir geſehen haben, wie laͤcherlich das
ſproͤde Weſen ſey.

Kommen ſie etwa hierher, mich zu bereden,
daß ich das ſproͤde Weſen, wie ſie es nennen, eben
ſo ſehr haſſen ſoll, als ſie thun?

Wir ſind gekommen, ihnen unſere Dienſte
anzubieten.

Es ſteht nicht in ihrer Gewalt, mir zu die-
nen.

Vielleicht iſt es nicht alſo.

Jch bin nicht geneigt, ihnen Muͤhe zu ma-
chen.

Sie moͤgen ſchlecht bedient werden.

Es kann vielleicht ſeyn.

Sie ſind gewaltig kurz, Fraͤulein.

Wie ich ihren Beſuch zu ſeyn wuͤnſchte,
Jungfern.

Leben ſie wohl, verkehrte Schoͤnheit!

Jhre Dienerinn, Jungfern.

Leben ſie wohl, uͤbermuͤthiges Geſicht!

Sie ſehen mich erniedriget ‒ ‒

Wie ſie verdienen, Fraͤulein Harlowe. Der
Stolz will einen Fall haben.

Beſſer,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0294" n="288"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Jch glaube, ich werde niemals ihrer Mey-<lb/>
nung &#x017F;eyn, in dem, was Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit heißt.</p><lb/>
          <p>Was, denken &#x017F;ie, &#x017F;ey un&#x017F;ere Meynung von<lb/>
der Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit?</p><lb/>
          <p>Jn Fr. Sinclairs Hau&#x017F;e zu leben.</p><lb/>
          <p>Vielleicht &#x017F;ind wir auch einmal &#x017F;o ekel, und<lb/>
&#x017F;o voll Bedenklichkeit gewe&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Wie i&#x017F;t es denn bey ihnen voru&#x0364;ber gegangen?</p><lb/>
          <p>Weil wir ge&#x017F;ehen haben, wie la&#x0364;cherlich das<lb/>
&#x017F;pro&#x0364;de We&#x017F;en &#x017F;ey.</p><lb/>
          <p>Kommen &#x017F;ie etwa hierher, mich zu bereden,<lb/>
daß ich das &#x017F;pro&#x0364;de We&#x017F;en, wie &#x017F;ie es nennen, eben<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ehr ha&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll, als &#x017F;ie thun?</p><lb/>
          <p>Wir &#x017F;ind gekommen, ihnen un&#x017F;ere Dien&#x017F;te<lb/>
anzubieten.</p><lb/>
          <p>Es &#x017F;teht nicht in ihrer Gewalt, mir zu die-<lb/>
nen.</p><lb/>
          <p>Vielleicht i&#x017F;t es nicht al&#x017F;o.</p><lb/>
          <p>Jch bin nicht geneigt, ihnen Mu&#x0364;he zu ma-<lb/>
chen.</p><lb/>
          <p>Sie mo&#x0364;gen &#x017F;chlecht bedient werden.</p><lb/>
          <p>Es kann vielleicht &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Sie &#x017F;ind gewaltig kurz, <hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein.</hi></p><lb/>
          <p>Wie ich ihren Be&#x017F;uch zu &#x017F;eyn wu&#x0364;n&#x017F;chte,<lb/>
Jungfern.</p><lb/>
          <p>Leben &#x017F;ie wohl, verkehrte Scho&#x0364;nheit!</p><lb/>
          <p>Jhre Dienerinn, Jungfern.</p><lb/>
          <p>Leben &#x017F;ie wohl, u&#x0364;bermu&#x0364;thiges Ge&#x017F;icht!</p><lb/>
          <p>Sie &#x017F;ehen mich erniedriget &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p>Wie &#x017F;ie verdienen, <hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein Harlowe.</hi> Der<lb/>
Stolz will einen Fall haben.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Be&#x017F;&#x017F;er,</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288/0294] Jch glaube, ich werde niemals ihrer Mey- nung ſeyn, in dem, was Gluͤckſeligkeit heißt. Was, denken ſie, ſey unſere Meynung von der Gluͤckſeligkeit? Jn Fr. Sinclairs Hauſe zu leben. Vielleicht ſind wir auch einmal ſo ekel, und ſo voll Bedenklichkeit geweſen. Wie iſt es denn bey ihnen voruͤber gegangen? Weil wir geſehen haben, wie laͤcherlich das ſproͤde Weſen ſey. Kommen ſie etwa hierher, mich zu bereden, daß ich das ſproͤde Weſen, wie ſie es nennen, eben ſo ſehr haſſen ſoll, als ſie thun? Wir ſind gekommen, ihnen unſere Dienſte anzubieten. Es ſteht nicht in ihrer Gewalt, mir zu die- nen. Vielleicht iſt es nicht alſo. Jch bin nicht geneigt, ihnen Muͤhe zu ma- chen. Sie moͤgen ſchlecht bedient werden. Es kann vielleicht ſeyn. Sie ſind gewaltig kurz, Fraͤulein. Wie ich ihren Beſuch zu ſeyn wuͤnſchte, Jungfern. Leben ſie wohl, verkehrte Schoͤnheit! Jhre Dienerinn, Jungfern. Leben ſie wohl, uͤbermuͤthiges Geſicht! Sie ſehen mich erniedriget ‒ ‒ Wie ſie verdienen, Fraͤulein Harlowe. Der Stolz will einen Fall haben. Beſſer,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/294
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/294>, abgerufen am 22.11.2024.