Da ist so viel, daß sie für ihre Zimmer und für die gemachte Unruhe bezahlt seyn werden. Jch werde ihre Sicherheit nicht stören.
Aber vielleicht mögen Briefe oder Nachrich- ten für sie daselbst gelassen seyn.
Jch habe sehr wenige Freunde: und denen, die ich habe, will ich die Kränkung ersparen, daß sie wissen sollten, was mich befallen hat.
Wir wundern uns ungemein über ihre Gleich- gültigkeit, Fräulein Harlowe. Wollen sie nicht an jemand von ihren Freunden schreiben?
Nein.
Ey! sie denken hier doch wohl nicht bestän- dig zu bleiben?
Jch werde nicht beständig leben.
Gedenken sie denn hier so lange zu bleiben, als sie leben?
Wie es Gott, und denen, die mich hierher ge- bracht haben, gefallen wird.
Würde es ihnen lieb seyn, in Freyheit zu kom- men?
Jch bin elend! - - Was hilft die Freyheit einer Elenden mehr, als nur noch elender zu seyn!
Wie, elend, Fräulein? - - Sie können sich selbst so glücklich machen, als ihnen beliebt.
Jch hoffe, sie sind beyde glücklich.
Ja, das sind wir.
Sie mögen immer glücklicher werden!
Allein das wünschen wir Jhnen auch.
Jch
Da iſt ſo viel, daß ſie fuͤr ihre Zimmer und fuͤr die gemachte Unruhe bezahlt ſeyn werden. Jch werde ihre Sicherheit nicht ſtoͤren.
Aber vielleicht moͤgen Briefe oder Nachrich- ten fuͤr ſie daſelbſt gelaſſen ſeyn.
Jch habe ſehr wenige Freunde: und denen, die ich habe, will ich die Kraͤnkung erſparen, daß ſie wiſſen ſollten, was mich befallen hat.
Wir wundern uns ungemein uͤber ihre Gleich- guͤltigkeit, Fraͤulein Harlowe. Wollen ſie nicht an jemand von ihren Freunden ſchreiben?
Nein.
Ey! ſie denken hier doch wohl nicht beſtaͤn- dig zu bleiben?
Jch werde nicht beſtaͤndig leben.
Gedenken ſie denn hier ſo lange zu bleiben, als ſie leben?
Wie es Gott, und denen, die mich hierher ge- bracht haben, gefallen wird.
Wuͤrde es ihnen lieb ſeyn, in Freyheit zu kom- men?
Jch bin elend! ‒ ‒ Was hilft die Freyheit einer Elenden mehr, als nur noch elender zu ſeyn!
Wie, elend, Fraͤulein? ‒ ‒ Sie koͤnnen ſich ſelbſt ſo gluͤcklich machen, als ihnen beliebt.
Jch hoffe, ſie ſind beyde gluͤcklich.
Ja, das ſind wir.
Sie moͤgen immer gluͤcklicher werden!
Allein das wuͤnſchen wir Jhnen auch.
Jch
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Da iſt ſo viel, daß ſie fuͤr ihre Zimmer und
fuͤr die gemachte Unruhe bezahlt ſeyn werden.
Jch werde ihre Sicherheit nicht ſtoͤren.
Aber vielleicht moͤgen Briefe oder Nachrich-
ten fuͤr ſie daſelbſt gelaſſen ſeyn.
Jch habe ſehr wenige Freunde: und denen,
die ich habe, will ich die Kraͤnkung erſparen,
daß ſie wiſſen ſollten, was mich befallen hat.
Wir wundern uns ungemein uͤber ihre Gleich-
guͤltigkeit, Fraͤulein Harlowe. Wollen ſie nicht
an jemand von ihren Freunden ſchreiben?
Nein.
Ey! ſie denken hier doch wohl nicht beſtaͤn-
dig zu bleiben?
Jch werde nicht beſtaͤndig leben.
Gedenken ſie denn hier ſo lange zu bleiben,
als ſie leben?
Wie es Gott, und denen, die mich hierher ge-
bracht haben, gefallen wird.
Wuͤrde es ihnen lieb ſeyn, in Freyheit zu kom-
men?
Jch bin elend! ‒ ‒ Was hilft die Freyheit
einer Elenden mehr, als nur noch elender zu
ſeyn!
Wie, elend, Fraͤulein? ‒ ‒ Sie koͤnnen
ſich ſelbſt ſo gluͤcklich machen, als ihnen beliebt.
Jch hoffe, ſie ſind beyde gluͤcklich.
Ja, das ſind wir.
Sie moͤgen immer gluͤcklicher werden!
Allein das wuͤnſchen wir Jhnen auch.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/293>, abgerufen am 22.11.2024.
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