Besser, mit dem, was sie Stolz nennen, fal- len, als mit Niederträchtigkeit stehen.
Wer thut das?
Jch habe sonst eine bessere Meynung von ihnen gehabt, Jungfer Horton! - - Jn der That, sie sollten einer Elenden nicht spotten.
Die Elende, sagte Sarah, sollte auch ande- rer Leute für ihre Höflichkeit nicht spotten.
Es sollte mir leid seyn, wenn ich es thäte.
Fr. Sinclair soll alsobald zu ihnen kommen, um zu wissen, ob sie ihr etwas zu befehlen haben.
Jch wünsche mir gar keine Freyheit, als diese, daß ich es abschlagen könne, sie und noch eine Person zu sehen.
Die Ursache, warum wir gekommen sind, ist keine andere gewesen, als zu erfahren, ob sie zu ihrer Erlassung einige Vorschläge zu thun hät- ten.
Darauf, scheint es, kam der Gerichtsdiener herein. Sie haben sehr gute Freunde, Mada- me, wie ich vernehme. Jst es nicht besser, daß sie es abthun? Die Kosten werden hoch auflau- fen. Hundert und funfzig Guineas lassen sich eher bezahlen, als zwey hundert. Lassen sie diese Jungfern für sich gut sagen, und gehen mit ihnen, oder schreiben sie an ihre Freunde, es abzuthun.
Sarah sagte: Es ist ein ansehnlicher Herr, der sie einführen sahe und so viel Mitleiden für sie hatte, Fräulein Harlowe, daß er das Geld für sie gern vorschießen, und ihnen, wenn sie kön- nen, zu bezahlen freylassen wollte.
Siehe,
Sechster Theil. T
Beſſer, mit dem, was ſie Stolz nennen, fal- len, als mit Niedertraͤchtigkeit ſtehen.
Wer thut das?
Jch habe ſonſt eine beſſere Meynung von ihnen gehabt, Jungfer Horton! ‒ ‒ Jn der That, ſie ſollten einer Elenden nicht ſpotten.
Die Elende, ſagte Sarah, ſollte auch ande- rer Leute fuͤr ihre Hoͤflichkeit nicht ſpotten.
Es ſollte mir leid ſeyn, wenn ich es thaͤte.
Fr. Sinclair ſoll alſobald zu ihnen kommen, um zu wiſſen, ob ſie ihr etwas zu befehlen haben.
Jch wuͤnſche mir gar keine Freyheit, als dieſe, daß ich es abſchlagen koͤnne, ſie und noch eine Perſon zu ſehen.
Die Urſache, warum wir gekommen ſind, iſt keine andere geweſen, als zu erfahren, ob ſie zu ihrer Erlaſſung einige Vorſchlaͤge zu thun haͤt- ten.
Darauf, ſcheint es, kam der Gerichtsdiener herein. Sie haben ſehr gute Freunde, Mada- me, wie ich vernehme. Jſt es nicht beſſer, daß ſie es abthun? Die Koſten werden hoch auflau- fen. Hundert und funfzig Guineas laſſen ſich eher bezahlen, als zwey hundert. Laſſen ſie dieſe Jungfern fuͤr ſich gut ſagen, und gehen mit ihnen, oder ſchreiben ſie an ihre Freunde, es abzuthun.
Sarah ſagte: Es iſt ein anſehnlicher Herr, der ſie einfuͤhren ſahe und ſo viel Mitleiden fuͤr ſie hatte, Fraͤulein Harlowe, daß er das Geld fuͤr ſie gern vorſchießen, und ihnen, wenn ſie koͤn- nen, zu bezahlen freylaſſen wollte.
Siehe,
Sechſter Theil. T
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Beſſer, mit dem, was ſie Stolz nennen, fal-
len, als mit Niedertraͤchtigkeit ſtehen.
Wer thut das?
Jch habe ſonſt eine beſſere Meynung von
ihnen gehabt, Jungfer Horton! ‒ ‒ Jn der
That, ſie ſollten einer Elenden nicht ſpotten.
Die Elende, ſagte Sarah, ſollte auch ande-
rer Leute fuͤr ihre Hoͤflichkeit nicht ſpotten.
Es ſollte mir leid ſeyn, wenn ich es thaͤte.
Fr. Sinclair ſoll alſobald zu ihnen kommen,
um zu wiſſen, ob ſie ihr etwas zu befehlen haben.
Jch wuͤnſche mir gar keine Freyheit, als dieſe,
daß ich es abſchlagen koͤnne, ſie und noch eine
Perſon zu ſehen.
Die Urſache, warum wir gekommen ſind, iſt
keine andere geweſen, als zu erfahren, ob ſie zu
ihrer Erlaſſung einige Vorſchlaͤge zu thun haͤt-
ten.
Darauf, ſcheint es, kam der Gerichtsdiener
herein. Sie haben ſehr gute Freunde, Mada-
me, wie ich vernehme. Jſt es nicht beſſer, daß
ſie es abthun? Die Koſten werden hoch auflau-
fen. Hundert und funfzig Guineas laſſen ſich
eher bezahlen, als zwey hundert. Laſſen ſie dieſe
Jungfern fuͤr ſich gut ſagen, und gehen mit ihnen,
oder ſchreiben ſie an ihre Freunde, es abzuthun.
Sarah ſagte: Es iſt ein anſehnlicher Herr,
der ſie einfuͤhren ſahe und ſo viel Mitleiden fuͤr
ſie hatte, Fraͤulein Harlowe, daß er das Geld
fuͤr ſie gern vorſchießen, und ihnen, wenn ſie koͤn-
nen, zu bezahlen freylaſſen wollte.
Siehe,
Sechſter Theil. T
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/295>, abgerufen am 22.11.2024.
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