Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



ihr, mit dergleichen Ausrufungen nicht mehr ge-
meynet wissen?

Hiefür trug ich einen Schlag mit ihrem Fe-
cher, eine Erröthung an ihrer Seite, und von dem
Lord M. eine Anmerkung, davon, daß ich alles,
was sie sagten, zu einem Scherze machte.

Jch fragte, ob sie gedächten, daß die Harlo-
wes einige Achtung von mir verdienten: und ob
diese Familie nicht über mich höhnisch frohlocken
würde, wenn ich ihre Tochter heyrathen sollte,
als wenn ich es nicht anders thun dürfte?

Lady Sarah. Vormals war ich selbst über
diese Familie zornig: wie wir alle waren. Al-
lein itzo bedaure ich sie, und glaube, daß sie, Herr
Lovelace, die ärgste Begegnung, welche ihnen von
denselben widerfahren ist, durch ihre Aufführung
nur allzu wohl, als verdient, gerechtfertiget
haben.

Lord M. Jhre Familie ist alt, zählt lau-
ter rechtschaffene Cavallier, ist reich und ansehn-
lich. Jch kann ihnen sagen, daß viele von un-
serm Stande sich freuen würden, wenn sie ihre
Ahnen von keinem schlechtern Stamme, als der
Harloweische ist, ableiten könnten.

Lovel. Es ist eine unedelmüthige und un-
versöhnliche Familie. Jch hasse sie: und ob ich
gleich gegen die Fräulein Ehrerbietung hege; so
ist mir doch sonst alles, was zu ihnen gehöret,
verächtlich.

Lady Elisab. Jch möchte wünschen, daß
man von dem, der über gemeine Fehler an an-

dern



ihr, mit dergleichen Ausrufungen nicht mehr ge-
meynet wiſſen?

Hiefuͤr trug ich einen Schlag mit ihrem Fe-
cher, eine Erroͤthung an ihrer Seite, und von dem
Lord M. eine Anmerkung, davon, daß ich alles,
was ſie ſagten, zu einem Scherze machte.

Jch fragte, ob ſie gedaͤchten, daß die Harlo-
wes einige Achtung von mir verdienten: und ob
dieſe Familie nicht uͤber mich hoͤhniſch frohlocken
wuͤrde, wenn ich ihre Tochter heyrathen ſollte,
als wenn ich es nicht anders thun duͤrfte?

Lady Sarah. Vormals war ich ſelbſt uͤber
dieſe Familie zornig: wie wir alle waren. Al-
lein itzo bedaure ich ſie, und glaube, daß ſie, Herr
Lovelace, die aͤrgſte Begegnung, welche ihnen von
denſelben widerfahren iſt, durch ihre Auffuͤhrung
nur allzu wohl, als verdient, gerechtfertiget
haben.

Lord M. Jhre Familie iſt alt, zaͤhlt lau-
ter rechtſchaffene Cavallier, iſt reich und anſehn-
lich. Jch kann ihnen ſagen, daß viele von un-
ſerm Stande ſich freuen wuͤrden, wenn ſie ihre
Ahnen von keinem ſchlechtern Stamme, als der
Harloweiſche iſt, ableiten koͤnnten.

Lovel. Es iſt eine unedelmuͤthige und un-
verſoͤhnliche Familie. Jch haſſe ſie: und ob ich
gleich gegen die Fraͤulein Ehrerbietung hege; ſo
iſt mir doch ſonſt alles, was zu ihnen gehoͤret,
veraͤchtlich.

Lady Eliſab. Jch moͤchte wuͤnſchen, daß
man von dem, der uͤber gemeine Fehler an an-

dern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0227" n="221"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><hi rendition="#fr">ihr,</hi> mit dergleichen Ausrufungen nicht mehr ge-<lb/>
meynet wi&#x017F;&#x017F;en?</p><lb/>
          <p>Hiefu&#x0364;r trug ich einen Schlag mit ihrem Fe-<lb/>
cher, eine Erro&#x0364;thung an ihrer Seite, und von dem<lb/>
Lord M. eine Anmerkung, davon, daß ich alles,<lb/>
was &#x017F;ie &#x017F;agten, zu einem Scherze machte.</p><lb/>
          <p>Jch fragte, ob &#x017F;ie geda&#x0364;chten, daß die Harlo-<lb/>
wes einige Achtung von mir verdienten: und ob<lb/>
die&#x017F;e Familie nicht u&#x0364;ber mich ho&#x0364;hni&#x017F;ch frohlocken<lb/>
wu&#x0364;rde, wenn ich ihre Tochter heyrathen &#x017F;ollte,<lb/>
als wenn ich es nicht anders thun <hi rendition="#fr">du&#x0364;rfte?</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lady Sarah.</hi> Vormals war ich &#x017F;elb&#x017F;t u&#x0364;ber<lb/>
die&#x017F;e Familie zornig: wie wir alle waren. Al-<lb/>
lein itzo bedaure ich &#x017F;ie, und glaube, daß &#x017F;ie, Herr<lb/>
Lovelace, die a&#x0364;rg&#x017F;te Begegnung, welche ihnen von<lb/>
den&#x017F;elben widerfahren i&#x017F;t, durch ihre Auffu&#x0364;hrung<lb/>
nur allzu wohl, als verdient, gerechtfertiget<lb/>
haben.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lord M.</hi> Jhre Familie i&#x017F;t alt, za&#x0364;hlt lau-<lb/>
ter recht&#x017F;chaffene Cavallier, i&#x017F;t reich und an&#x017F;ehn-<lb/>
lich. Jch kann ihnen &#x017F;agen, daß viele von un-<lb/>
&#x017F;erm Stande &#x017F;ich freuen wu&#x0364;rden, wenn &#x017F;ie ihre<lb/>
Ahnen von keinem &#x017F;chlechtern Stamme, als der<lb/>
Harlowei&#x017F;che i&#x017F;t, ableiten ko&#x0364;nnten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lovel.</hi> Es i&#x017F;t eine unedelmu&#x0364;thige und un-<lb/>
ver&#x017F;o&#x0364;hnliche Familie. Jch ha&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie: und ob ich<lb/>
gleich gegen die Fra&#x0364;ulein Ehrerbietung hege; &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t mir doch &#x017F;on&#x017F;t alles, was zu ihnen geho&#x0364;ret,<lb/>
vera&#x0364;chtlich.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lady Eli&#x017F;ab.</hi> Jch mo&#x0364;chte wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß<lb/>
man von <hi rendition="#fr">dem,</hi> der u&#x0364;ber gemeine Fehler an <hi rendition="#fr">an-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">dern</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0227] ihr, mit dergleichen Ausrufungen nicht mehr ge- meynet wiſſen? Hiefuͤr trug ich einen Schlag mit ihrem Fe- cher, eine Erroͤthung an ihrer Seite, und von dem Lord M. eine Anmerkung, davon, daß ich alles, was ſie ſagten, zu einem Scherze machte. Jch fragte, ob ſie gedaͤchten, daß die Harlo- wes einige Achtung von mir verdienten: und ob dieſe Familie nicht uͤber mich hoͤhniſch frohlocken wuͤrde, wenn ich ihre Tochter heyrathen ſollte, als wenn ich es nicht anders thun duͤrfte? Lady Sarah. Vormals war ich ſelbſt uͤber dieſe Familie zornig: wie wir alle waren. Al- lein itzo bedaure ich ſie, und glaube, daß ſie, Herr Lovelace, die aͤrgſte Begegnung, welche ihnen von denſelben widerfahren iſt, durch ihre Auffuͤhrung nur allzu wohl, als verdient, gerechtfertiget haben. Lord M. Jhre Familie iſt alt, zaͤhlt lau- ter rechtſchaffene Cavallier, iſt reich und anſehn- lich. Jch kann ihnen ſagen, daß viele von un- ſerm Stande ſich freuen wuͤrden, wenn ſie ihre Ahnen von keinem ſchlechtern Stamme, als der Harloweiſche iſt, ableiten koͤnnten. Lovel. Es iſt eine unedelmuͤthige und un- verſoͤhnliche Familie. Jch haſſe ſie: und ob ich gleich gegen die Fraͤulein Ehrerbietung hege; ſo iſt mir doch ſonſt alles, was zu ihnen gehoͤret, veraͤchtlich. Lady Eliſab. Jch moͤchte wuͤnſchen, daß man von dem, der uͤber gemeine Fehler an an- dern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/227
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/227>, abgerufen am 22.11.2024.