Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



lerley, bald diese, bald jene) - - Jn Wahrheit,
sie müssen aussteigen, meine liebe Fräulein.

Er wüßte, sprach er, mir würde den Augen-
blick wohl seyn, wenn die Kutsche nur von der
Thüre fortginge. Jch sollte nicht aussteigen.
Bey seiner Seele, ich sollte nicht.

Himmel, Himmel, mein Engel, Himmel,
Himmel, Vetter; riefen beyde Weibsleute in ei-
nem Athem; was machen sie für Wesens über
nichts und wieder nichts! - - Sie überreden
ihre Fräulein, daß sie sich scheue auszusteigen!
- - Sehen sie nicht, daß sie eben itzo in Ohn-
macht sinken wird?

Jn Wahrheit, gnädige Frau, versetzte der
schändliche Betrüger, mein liebster Engel muß in
diesem Stücke nicht gegen ihren Willen getrieben
werden! - - Jch bitte, man bestehe nicht dar-
auf.

Wischwasch, alberner Mensch! - - Was
steckt dahinter! - - Jch vermuthe, wie es seyn
wird. Sie schämen sich, uns sehen zu lassen,
unter was für Leute sie ihre Fräulein gebracht ha-
ben! - - Aber steigen sie denn einmal aus, und
sprechen mit ihrem Freunde, und holen ihre
Briefe.

Er trat hierauf heraus, machte aber den
Schlag hinter sich zu, um mir gefällig zu seyn.

Die Kutsche mag wegfahren, gnädige Frau,
sprach ich.

Die Kutsche soll wegfahren, mein liebstes
Leben, waren seine Worte - - Allein er befahl

nicht,



lerley, bald dieſe, bald jene) ‒ ‒ Jn Wahrheit,
ſie muͤſſen ausſteigen, meine liebe Fraͤulein.

Er wuͤßte, ſprach er, mir wuͤrde den Augen-
blick wohl ſeyn, wenn die Kutſche nur von der
Thuͤre fortginge. Jch ſollte nicht ausſteigen.
Bey ſeiner Seele, ich ſollte nicht.

Himmel, Himmel, mein Engel, Himmel,
Himmel, Vetter; riefen beyde Weibsleute in ei-
nem Athem; was machen ſie fuͤr Weſens uͤber
nichts und wieder nichts! ‒ ‒ Sie uͤberreden
ihre Fraͤulein, daß ſie ſich ſcheue auszuſteigen!
‒ ‒ Sehen ſie nicht, daß ſie eben itzo in Ohn-
macht ſinken wird?

Jn Wahrheit, gnaͤdige Frau, verſetzte der
ſchaͤndliche Betruͤger, mein liebſter Engel muß in
dieſem Stuͤcke nicht gegen ihren Willen getrieben
werden! ‒ ‒ Jch bitte, man beſtehe nicht dar-
auf.

Wiſchwaſch, alberner Menſch! ‒ ‒ Was
ſteckt dahinter! ‒ ‒ Jch vermuthe, wie es ſeyn
wird. Sie ſchaͤmen ſich, uns ſehen zu laſſen,
unter was fuͤr Leute ſie ihre Fraͤulein gebracht ha-
ben! ‒ ‒ Aber ſteigen ſie denn einmal aus, und
ſprechen mit ihrem Freunde, und holen ihre
Briefe.

Er trat hierauf heraus, machte aber den
Schlag hinter ſich zu, um mir gefaͤllig zu ſeyn.

Die Kutſche mag wegfahren, gnaͤdige Frau,
ſprach ich.

Die Kutſche ſoll wegfahren, mein liebſtes
Leben, waren ſeine Worte ‒ ‒ Allein er befahl

nicht,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0131" n="125"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
lerley, bald die&#x017F;e, bald jene) &#x2012; &#x2012; Jn Wahrheit,<lb/>
&#x017F;ie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en aus&#x017F;teigen, meine liebe Fra&#x0364;ulein.</p><lb/>
          <p>Er wu&#x0364;ßte, &#x017F;prach er, mir wu&#x0364;rde den Augen-<lb/>
blick wohl &#x017F;eyn, wenn die Kut&#x017F;che nur von der<lb/>
Thu&#x0364;re fortginge. Jch &#x017F;ollte <hi rendition="#fr">nicht</hi> aus&#x017F;teigen.<lb/>
Bey &#x017F;einer Seele, ich &#x017F;ollte nicht.</p><lb/>
          <p>Himmel, Himmel, mein Engel, Himmel,<lb/>
Himmel, Vetter; riefen beyde Weibsleute in ei-<lb/>
nem Athem; was machen &#x017F;ie fu&#x0364;r We&#x017F;ens u&#x0364;ber<lb/>
nichts und wieder nichts! &#x2012; &#x2012; Sie <hi rendition="#fr">u&#x0364;berreden</hi><lb/>
ihre Fra&#x0364;ulein, daß &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;cheue auszu&#x017F;teigen!<lb/>
&#x2012; &#x2012; Sehen &#x017F;ie nicht, daß &#x017F;ie eben itzo in Ohn-<lb/>
macht &#x017F;inken wird?</p><lb/>
          <p>Jn Wahrheit, gna&#x0364;dige Frau, ver&#x017F;etzte der<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ndliche Betru&#x0364;ger, mein lieb&#x017F;ter Engel muß in<lb/>
die&#x017F;em Stu&#x0364;cke nicht gegen ihren Willen getrieben<lb/>
werden! &#x2012; &#x2012; Jch bitte, man be&#x017F;tehe nicht dar-<lb/>
auf.</p><lb/>
          <p>Wi&#x017F;chwa&#x017F;ch, alberner Men&#x017F;ch! &#x2012; &#x2012; Was<lb/>
&#x017F;teckt dahinter! &#x2012; &#x2012; Jch vermuthe, wie es &#x017F;eyn<lb/>
wird. Sie &#x017F;cha&#x0364;men &#x017F;ich, uns &#x017F;ehen zu la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
unter was fu&#x0364;r Leute &#x017F;ie ihre Fra&#x0364;ulein gebracht ha-<lb/>
ben! &#x2012; &#x2012; Aber &#x017F;teigen &#x017F;ie denn einmal aus, und<lb/>
&#x017F;prechen mit ihrem Freunde, und holen ihre<lb/>
Briefe.</p><lb/>
          <p>Er trat hierauf heraus, machte aber den<lb/>
Schlag hinter &#x017F;ich zu, um mir gefa&#x0364;llig zu &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Die Kut&#x017F;che mag wegfahren, gna&#x0364;dige Frau,<lb/>
&#x017F;prach ich.</p><lb/>
          <p>Die Kut&#x017F;che <hi rendition="#fr">&#x017F;oll</hi> wegfahren, mein lieb&#x017F;tes<lb/>
Leben, waren &#x017F;eine Worte &#x2012; &#x2012; Allein er befahl<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0131] lerley, bald dieſe, bald jene) ‒ ‒ Jn Wahrheit, ſie muͤſſen ausſteigen, meine liebe Fraͤulein. Er wuͤßte, ſprach er, mir wuͤrde den Augen- blick wohl ſeyn, wenn die Kutſche nur von der Thuͤre fortginge. Jch ſollte nicht ausſteigen. Bey ſeiner Seele, ich ſollte nicht. Himmel, Himmel, mein Engel, Himmel, Himmel, Vetter; riefen beyde Weibsleute in ei- nem Athem; was machen ſie fuͤr Weſens uͤber nichts und wieder nichts! ‒ ‒ Sie uͤberreden ihre Fraͤulein, daß ſie ſich ſcheue auszuſteigen! ‒ ‒ Sehen ſie nicht, daß ſie eben itzo in Ohn- macht ſinken wird? Jn Wahrheit, gnaͤdige Frau, verſetzte der ſchaͤndliche Betruͤger, mein liebſter Engel muß in dieſem Stuͤcke nicht gegen ihren Willen getrieben werden! ‒ ‒ Jch bitte, man beſtehe nicht dar- auf. Wiſchwaſch, alberner Menſch! ‒ ‒ Was ſteckt dahinter! ‒ ‒ Jch vermuthe, wie es ſeyn wird. Sie ſchaͤmen ſich, uns ſehen zu laſſen, unter was fuͤr Leute ſie ihre Fraͤulein gebracht ha- ben! ‒ ‒ Aber ſteigen ſie denn einmal aus, und ſprechen mit ihrem Freunde, und holen ihre Briefe. Er trat hierauf heraus, machte aber den Schlag hinter ſich zu, um mir gefaͤllig zu ſeyn. Die Kutſche mag wegfahren, gnaͤdige Frau, ſprach ich. Die Kutſche ſoll wegfahren, mein liebſtes Leben, waren ſeine Worte ‒ ‒ Allein er befahl nicht,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/131
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/131>, abgerufen am 23.11.2024.