Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



Jn der That mir ist wohl - - Kutscher, fah-
ret zu - - Jch reckte den Kopf hiebey aus dem
Wagen - - Kutscher, fahret zu! - - Wie
wohl meine Stimme war zu schwach, daß man
sie hätte hören können.

Die Kutsche blieb vor der Thüre halten. O
wie zitterte ich!

Dorcas kam heraus, als sie hier stille hielte.

Mein liebster Engel! sprach der schändliche
Kerl, und schnappete nach der Luft, als wenn er
nicht Athem holen könnte; sie sollen nicht aus-
steigen - - Sind Briefe an mich da, Dorcas?

Ja es sind zween da, gnädiger Herr. Es
ist auch ein Cavallier, Herr Belton, hier, der auf
ihre Gnaden wartet, und schon über eine Stunde
gewartet hat.

Jch habe ihn eben zu sprechen. Macht den
Schlag auf - - Sie sollen nicht aussteigen, mei-
ne Allerliebste - - Vielleicht ist schon ein Brief
von dem Capitain da - - Sie sollen nicht aus-
steigen, meine Allerliebste.

Jch seufzete, als wenn mir das Herz bersten
wollte.

Aber wir müssen aussteigen, Vetter: ihre
Fräulein wird in Ohnmacht fallen - - Mägd-
chen, ein Glaß mit Wasser und Hirschhorn! - -
Meine Wertheste, sie müssen aussteigen - -
Sie werden eine Ohnmacht bekommen, Kind - -
Wir müssen ihre Schnürbänder aufschneiden - -
(Jch glaube, meine Farbe war wechselsweise al-

lerley,



Jn der That mir iſt wohl ‒ ‒ Kutſcher, fah-
ret zu ‒ ‒ Jch reckte den Kopf hiebey aus dem
Wagen ‒ ‒ Kutſcher, fahret zu! ‒ ‒ Wie
wohl meine Stimme war zu ſchwach, daß man
ſie haͤtte hoͤren koͤnnen.

Die Kutſche blieb vor der Thuͤre halten. O
wie zitterte ich!

Dorcas kam heraus, als ſie hier ſtille hielte.

Mein liebſter Engel! ſprach der ſchaͤndliche
Kerl, und ſchnappete nach der Luft, als wenn er
nicht Athem holen koͤnnte; ſie ſollen nicht aus-
ſteigen ‒ ‒ Sind Briefe an mich da, Dorcas?

Ja es ſind zween da, gnaͤdiger Herr. Es
iſt auch ein Cavallier, Herr Belton, hier, der auf
ihre Gnaden wartet, und ſchon uͤber eine Stunde
gewartet hat.

Jch habe ihn eben zu ſprechen. Macht den
Schlag auf ‒ ‒ Sie ſollen nicht ausſteigen, mei-
ne Allerliebſte ‒ ‒ Vielleicht iſt ſchon ein Brief
von dem Capitain da ‒ ‒ Sie ſollen nicht aus-
ſteigen, meine Allerliebſte.

Jch ſeufzete, als wenn mir das Herz berſten
wollte.

Aber wir muͤſſen ausſteigen, Vetter: ihre
Fraͤulein wird in Ohnmacht fallen ‒ ‒ Maͤgd-
chen, ein Glaß mit Waſſer und Hirſchhorn! ‒ ‒
Meine Wertheſte, ſie muͤſſen ausſteigen ‒ ‒
Sie werden eine Ohnmacht bekommen, Kind ‒ ‒
Wir muͤſſen ihre Schnuͤrbaͤnder aufſchneiden ‒ ‒
(Jch glaube, meine Farbe war wechſelsweiſe al-

lerley,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0130" n="124"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Jn der That mir i&#x017F;t wohl &#x2012; &#x2012; <hi rendition="#fr">Kut&#x017F;cher,</hi> fah-<lb/>
ret zu &#x2012; &#x2012; Jch reckte den Kopf hiebey aus dem<lb/>
Wagen &#x2012; &#x2012; <hi rendition="#fr">Kut&#x017F;cher,</hi> fahret zu! &#x2012; &#x2012; Wie<lb/>
wohl meine Stimme war zu &#x017F;chwach, daß man<lb/>
&#x017F;ie ha&#x0364;tte ho&#x0364;ren ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Die Kut&#x017F;che blieb vor der Thu&#x0364;re halten. O<lb/>
wie zitterte ich!</p><lb/>
          <p>Dorcas kam heraus, als &#x017F;ie hier &#x017F;tille hielte.</p><lb/>
          <p>Mein lieb&#x017F;ter Engel! &#x017F;prach der &#x017F;cha&#x0364;ndliche<lb/>
Kerl, und &#x017F;chnappete nach der Luft, als wenn er<lb/>
nicht Athem holen ko&#x0364;nnte; &#x017F;ie &#x017F;ollen <hi rendition="#fr">nicht</hi> aus-<lb/>
&#x017F;teigen &#x2012; &#x2012; Sind Briefe an mich da, Dorcas?</p><lb/>
          <p>Ja es &#x017F;ind zween da, gna&#x0364;diger Herr. Es<lb/>
i&#x017F;t auch ein Cavallier, Herr Belton, hier, der auf<lb/>
ihre Gnaden wartet, und &#x017F;chon u&#x0364;ber eine Stunde<lb/>
gewartet hat.</p><lb/>
          <p>Jch habe ihn eben zu &#x017F;prechen. Macht den<lb/>
Schlag auf &#x2012; &#x2012; Sie &#x017F;ollen nicht aus&#x017F;teigen, mei-<lb/>
ne Allerlieb&#x017F;te &#x2012; &#x2012; Vielleicht i&#x017F;t &#x017F;chon ein Brief<lb/>
von dem Capitain da &#x2012; &#x2012; Sie &#x017F;ollen nicht aus-<lb/>
&#x017F;teigen, meine Allerlieb&#x017F;te.</p><lb/>
          <p>Jch &#x017F;eufzete, als wenn mir das Herz ber&#x017F;ten<lb/>
wollte.</p><lb/>
          <p>Aber wir <hi rendition="#fr">mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en</hi> aus&#x017F;teigen, Vetter: ihre<lb/>
Fra&#x0364;ulein wird in Ohnmacht fallen &#x2012; &#x2012; Ma&#x0364;gd-<lb/>
chen, ein Glaß mit Wa&#x017F;&#x017F;er und Hir&#x017F;chhorn! &#x2012; &#x2012;<lb/>
Meine Werthe&#x017F;te, &#x017F;ie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en aus&#x017F;teigen &#x2012; &#x2012;<lb/>
Sie werden eine Ohnmacht bekommen, Kind &#x2012; &#x2012;<lb/>
Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ihre Schnu&#x0364;rba&#x0364;nder auf&#x017F;chneiden &#x2012; &#x2012;<lb/>
(Jch glaube, meine Farbe war wech&#x017F;elswei&#x017F;e al-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lerley,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0130] Jn der That mir iſt wohl ‒ ‒ Kutſcher, fah- ret zu ‒ ‒ Jch reckte den Kopf hiebey aus dem Wagen ‒ ‒ Kutſcher, fahret zu! ‒ ‒ Wie wohl meine Stimme war zu ſchwach, daß man ſie haͤtte hoͤren koͤnnen. Die Kutſche blieb vor der Thuͤre halten. O wie zitterte ich! Dorcas kam heraus, als ſie hier ſtille hielte. Mein liebſter Engel! ſprach der ſchaͤndliche Kerl, und ſchnappete nach der Luft, als wenn er nicht Athem holen koͤnnte; ſie ſollen nicht aus- ſteigen ‒ ‒ Sind Briefe an mich da, Dorcas? Ja es ſind zween da, gnaͤdiger Herr. Es iſt auch ein Cavallier, Herr Belton, hier, der auf ihre Gnaden wartet, und ſchon uͤber eine Stunde gewartet hat. Jch habe ihn eben zu ſprechen. Macht den Schlag auf ‒ ‒ Sie ſollen nicht ausſteigen, mei- ne Allerliebſte ‒ ‒ Vielleicht iſt ſchon ein Brief von dem Capitain da ‒ ‒ Sie ſollen nicht aus- ſteigen, meine Allerliebſte. Jch ſeufzete, als wenn mir das Herz berſten wollte. Aber wir muͤſſen ausſteigen, Vetter: ihre Fraͤulein wird in Ohnmacht fallen ‒ ‒ Maͤgd- chen, ein Glaß mit Waſſer und Hirſchhorn! ‒ ‒ Meine Wertheſte, ſie muͤſſen ausſteigen ‒ ‒ Sie werden eine Ohnmacht bekommen, Kind ‒ ‒ Wir muͤſſen ihre Schnuͤrbaͤnder aufſchneiden ‒ ‒ (Jch glaube, meine Farbe war wechſelsweiſe al- lerley,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/130
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/130>, abgerufen am 18.05.2024.