Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



das Ansehen desjenigen Standes, den sie ange-
nommen hatte, und machte sich über beyde lustig:
mit dem Wesen einer Person, die sich auf den
Vorzug ihrer Jahre und Glücksumstände über
jüngere Personen, welche eine Absicht haben
mochten, ihr entweder in ihrem Leben, oder nach
ihrem Tode, verbunden zu seyn, verlässet.

Das Härteste in ihren Scherzreden fiel in-
zwischen auf Herrn Lovelace, bey Gelegenheit
des Rufs, in dem die Leute stünden, welche un-
sere vorigen Zimmer zu London vermietheten.
Jch hätte wohl gethan, sagte sie, daß ich mich
am besten gesichert gehalten, wenn ich sie in ge-
heim verließe.

Dieß machte mich stutzig. Denn, da ich da-
mals noch keinen Verdacht auf den schändlichen
Tomlinson hatte: so schloß ich; und Jhr Brief
vom 7ten (*) kam meinen Schlüssen zu statten;
daß, wenn das Haus berüchtigt wäre, entweder
er, oder Herr Mennell, mir oder ihm etwas da-
von würde zu verstehen gegeben haben. - - Jch
hatte auch, ob mir gleich die Leute nicht gefielen,
nichts sehr tadelnswürdiges an ihnen bemerket,
bis auf den Mittwochen Abend vorher, da sie
mir nicht zu Hülfe kommen wollten, ob sie gleich
so nahe waren, wie ich versichert bin, daß sie
meine Beklemmung hören konnten, und auch
über das Feuer, wenn es nicht bloß etwas ver-

abredetes
(*) Der von ihm geschmiedete Brief in dem V.
Theile, S. 358. u. f.



das Anſehen desjenigen Standes, den ſie ange-
nommen hatte, und machte ſich uͤber beyde luſtig:
mit dem Weſen einer Perſon, die ſich auf den
Vorzug ihrer Jahre und Gluͤcksumſtaͤnde uͤber
juͤngere Perſonen, welche eine Abſicht haben
mochten, ihr entweder in ihrem Leben, oder nach
ihrem Tode, verbunden zu ſeyn, verlaͤſſet.

Das Haͤrteſte in ihren Scherzreden fiel in-
zwiſchen auf Herrn Lovelace, bey Gelegenheit
des Rufs, in dem die Leute ſtuͤnden, welche un-
ſere vorigen Zimmer zu London vermietheten.
Jch haͤtte wohl gethan, ſagte ſie, daß ich mich
am beſten geſichert gehalten, wenn ich ſie in ge-
heim verließe.

Dieß machte mich ſtutzig. Denn, da ich da-
mals noch keinen Verdacht auf den ſchaͤndlichen
Tomlinſon hatte: ſo ſchloß ich; und Jhr Brief
vom 7ten (*) kam meinen Schluͤſſen zu ſtatten;
daß, wenn das Haus beruͤchtigt waͤre, entweder
er, oder Herr Mennell, mir oder ihm etwas da-
von wuͤrde zu verſtehen gegeben haben. ‒ ‒ Jch
hatte auch, ob mir gleich die Leute nicht gefielen,
nichts ſehr tadelnswuͤrdiges an ihnen bemerket,
bis auf den Mittwochen Abend vorher, da ſie
mir nicht zu Huͤlfe kommen wollten, ob ſie gleich
ſo nahe waren, wie ich verſichert bin, daß ſie
meine Beklemmung hoͤren konnten, und auch
uͤber das Feuer, wenn es nicht bloß etwas ver-

abredetes
(*) Der von ihm geſchmiedete Brief in dem V.
Theile, S. 358. u. f.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0116" n="110"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
das An&#x017F;ehen desjenigen Standes, den &#x017F;ie ange-<lb/>
nommen hatte, und machte &#x017F;ich u&#x0364;ber beyde lu&#x017F;tig:<lb/>
mit dem We&#x017F;en einer Per&#x017F;on, die &#x017F;ich auf den<lb/>
Vorzug ihrer Jahre und Glu&#x0364;cksum&#x017F;ta&#x0364;nde u&#x0364;ber<lb/>
ju&#x0364;ngere Per&#x017F;onen, welche eine Ab&#x017F;icht haben<lb/>
mochten, ihr entweder in ihrem Leben, oder nach<lb/>
ihrem Tode, verbunden zu &#x017F;eyn, verla&#x0364;&#x017F;&#x017F;et.</p><lb/>
          <p>Das Ha&#x0364;rte&#x017F;te in ihren Scherzreden fiel in-<lb/>
zwi&#x017F;chen auf Herrn Lovelace, bey Gelegenheit<lb/>
des Rufs, in dem die Leute &#x017F;tu&#x0364;nden, welche un-<lb/>
&#x017F;ere vorigen Zimmer zu London vermietheten.<lb/>
Jch ha&#x0364;tte wohl gethan, &#x017F;agte &#x017F;ie, daß ich mich<lb/>
am be&#x017F;ten ge&#x017F;ichert gehalten, wenn ich &#x017F;ie in ge-<lb/>
heim verließe.</p><lb/>
          <p>Dieß machte mich &#x017F;tutzig. Denn, da ich da-<lb/>
mals noch keinen Verdacht auf den &#x017F;cha&#x0364;ndlichen<lb/>
Tomlin&#x017F;on hatte: &#x017F;o &#x017F;chloß ich; und Jhr Brief<lb/>
vom 7ten <note place="foot" n="(*)">Der von ihm ge&#x017F;chmiedete Brief in dem <hi rendition="#aq">V.</hi><lb/>
Theile, S. 358. u. f.</note> kam meinen Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zu &#x017F;tatten;<lb/>
daß, wenn das Haus beru&#x0364;chtigt wa&#x0364;re, entweder<lb/>
er, oder Herr Mennell, mir oder ihm etwas da-<lb/>
von wu&#x0364;rde zu ver&#x017F;tehen gegeben haben. &#x2012; &#x2012; Jch<lb/>
hatte auch, ob mir gleich die Leute nicht gefielen,<lb/>
nichts &#x017F;ehr tadelnswu&#x0364;rdiges an ihnen bemerket,<lb/>
bis auf den Mittwochen Abend vorher, da &#x017F;ie<lb/>
mir nicht zu Hu&#x0364;lfe kommen wollten, ob &#x017F;ie gleich<lb/>
&#x017F;o nahe waren, wie ich ver&#x017F;ichert bin, daß &#x017F;ie<lb/>
meine Beklemmung ho&#x0364;ren konnten, und auch<lb/>
u&#x0364;ber das Feuer, wenn es nicht bloß etwas ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">abredetes</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0116] das Anſehen desjenigen Standes, den ſie ange- nommen hatte, und machte ſich uͤber beyde luſtig: mit dem Weſen einer Perſon, die ſich auf den Vorzug ihrer Jahre und Gluͤcksumſtaͤnde uͤber juͤngere Perſonen, welche eine Abſicht haben mochten, ihr entweder in ihrem Leben, oder nach ihrem Tode, verbunden zu ſeyn, verlaͤſſet. Das Haͤrteſte in ihren Scherzreden fiel in- zwiſchen auf Herrn Lovelace, bey Gelegenheit des Rufs, in dem die Leute ſtuͤnden, welche un- ſere vorigen Zimmer zu London vermietheten. Jch haͤtte wohl gethan, ſagte ſie, daß ich mich am beſten geſichert gehalten, wenn ich ſie in ge- heim verließe. Dieß machte mich ſtutzig. Denn, da ich da- mals noch keinen Verdacht auf den ſchaͤndlichen Tomlinſon hatte: ſo ſchloß ich; und Jhr Brief vom 7ten (*) kam meinen Schluͤſſen zu ſtatten; daß, wenn das Haus beruͤchtigt waͤre, entweder er, oder Herr Mennell, mir oder ihm etwas da- von wuͤrde zu verſtehen gegeben haben. ‒ ‒ Jch hatte auch, ob mir gleich die Leute nicht gefielen, nichts ſehr tadelnswuͤrdiges an ihnen bemerket, bis auf den Mittwochen Abend vorher, da ſie mir nicht zu Huͤlfe kommen wollten, ob ſie gleich ſo nahe waren, wie ich verſichert bin, daß ſie meine Beklemmung hoͤren konnten, und auch uͤber das Feuer, wenn es nicht bloß etwas ver- abredetes (*) Der von ihm geſchmiedete Brief in dem V. Theile, S. 358. u. f.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/116
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/116>, abgerufen am 26.06.2024.