Abend ihre Gesellschaft gönnete. Meine Reise, die ich nach M. Hall nothwendig thun sollte, war die Gelegenheit, worüber ich mit ihr sprechen mußte.
Jch sagte ihr, da sie so gütig gewesen wäre mir zu versprechen, daß sie sich bis den Donner- stag in künftiger Woche beruhigen und denselben vorbeygehen lassen wollte - - so hoffete ich, daß sie kein Bedenken tragen würde, mir gefällig zu seyn, und ihr Wort zu geben, daß ich sie bey mei- ner Rückkunft von M. Hall hier wieder finden sollte.
Nein, in Wahrheit, das wollte sie mir nicht versprechen. Es ward ja damals nichts von diesem Hause gegen mich erwähnet, sprach sie: das wissen sie selbst wohl. Und denken sie, daß ich zu meiner Gefangenschaft in demselben meine Einwilligung gegeben haben wollte?
Jch ward sehr verdrieslich, und auch selbst in meiner Hoffnung betrogen. Wenn ich nicht nach M. Hall hinuntergehe: so werden sie doch kein Bedenken haben, wie ich vermuthe, hier zu bleiben, bis der Donnerstag vorüber ist?
Wenn ich mir selbst nicht helfen kann: so muß ich wohl - - Aber ich dringe darauf, daß ich die Erlaubniß habe, aus diesem Hause weg- zugehen: sie mögen es verlassen, oder nicht.
Gut, gnädige Fräulein, so will ich mich dann nach ihren Befehlen achten. Jch will noch die- sen Abend ausgehen und Zimmer suchen, gegen die sie keine Einwendung haben werden.
Jch
Abend ihre Geſellſchaft goͤnnete. Meine Reiſe, die ich nach M. Hall nothwendig thun ſollte, war die Gelegenheit, woruͤber ich mit ihr ſprechen mußte.
Jch ſagte ihr, da ſie ſo guͤtig geweſen waͤre mir zu verſprechen, daß ſie ſich bis den Donner- ſtag in kuͤnftiger Woche beruhigen und denſelben vorbeygehen laſſen wollte ‒ ‒ ſo hoffete ich, daß ſie kein Bedenken tragen wuͤrde, mir gefaͤllig zu ſeyn, und ihr Wort zu geben, daß ich ſie bey mei- ner Ruͤckkunft von M. Hall hier wieder finden ſollte.
Nein, in Wahrheit, das wollte ſie mir nicht verſprechen. Es ward ja damals nichts von dieſem Hauſe gegen mich erwaͤhnet, ſprach ſie: das wiſſen ſie ſelbſt wohl. Und denken ſie, daß ich zu meiner Gefangenſchaft in demſelben meine Einwilligung gegeben haben wollte?
Jch ward ſehr verdrieslich, und auch ſelbſt in meiner Hoffnung betrogen. Wenn ich nicht nach M. Hall hinuntergehe: ſo werden ſie doch kein Bedenken haben, wie ich vermuthe, hier zu bleiben, bis der Donnerſtag voruͤber iſt?
Wenn ich mir ſelbſt nicht helfen kann: ſo muß ich wohl ‒ ‒ Aber ich dringe darauf, daß ich die Erlaubniß habe, aus dieſem Hauſe weg- zugehen: ſie moͤgen es verlaſſen, oder nicht.
Gut, gnaͤdige Fraͤulein, ſo will ich mich dann nach ihren Befehlen achten. Jch will noch die- ſen Abend ausgehen und Zimmer ſuchen, gegen die ſie keine Einwendung haben werden.
Jch
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Abend ihre Geſellſchaft goͤnnete. Meine Reiſe,
die ich nach M. Hall nothwendig thun ſollte, war
die Gelegenheit, woruͤber ich mit ihr ſprechen
mußte.
Jch ſagte ihr, da ſie ſo guͤtig geweſen waͤre
mir zu verſprechen, daß ſie ſich bis den Donner-
ſtag in kuͤnftiger Woche beruhigen und denſelben
vorbeygehen laſſen wollte ‒ ‒ ſo hoffete ich, daß
ſie kein Bedenken tragen wuͤrde, mir gefaͤllig zu
ſeyn, und ihr Wort zu geben, daß ich ſie bey mei-
ner Ruͤckkunft von M. Hall hier wieder finden
ſollte.
Nein, in Wahrheit, das wollte ſie mir nicht
verſprechen. Es ward ja damals nichts von
dieſem Hauſe gegen mich erwaͤhnet, ſprach ſie:
das wiſſen ſie ſelbſt wohl. Und denken ſie, daß
ich zu meiner Gefangenſchaft in demſelben
meine Einwilligung gegeben haben wollte?
Jch ward ſehr verdrieslich, und auch ſelbſt
in meiner Hoffnung betrogen. Wenn ich nicht
nach M. Hall hinuntergehe: ſo werden ſie doch
kein Bedenken haben, wie ich vermuthe, hier zu
bleiben, bis der Donnerſtag voruͤber iſt?
Wenn ich mir ſelbſt nicht helfen kann: ſo
muß ich wohl ‒ ‒ Aber ich dringe darauf, daß
ich die Erlaubniß habe, aus dieſem Hauſe weg-
zugehen: ſie moͤgen es verlaſſen, oder nicht.
Gut, gnaͤdige Fraͤulein, ſo will ich mich dann
nach ihren Befehlen achten. Jch will noch die-
ſen Abend ausgehen und Zimmer ſuchen, gegen
die ſie keine Einwendung haben werden.
Jch
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 770. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/776>, abgerufen am 24.11.2024.
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