Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


Jch will keine Zimmer annehmen, die sie be-
stellet haben, mein Herr. - - Jch will zu der
Fr. Moore nach Hampstead gehen.

Zur Fr. Moore, gnädige Fräulein? - - Jch
habe nichts gegen Fr. Moore einzuwenden - -
Allein wollen sie mir versprechen, daß sie mich da-
selbst vor sich lassen wollen?

Wie ich hier thue - - Wenn ich es nicht än-
dern kann.

Wohlan denn, gnädige Fräulein - - Wol-
len sie so gut seyn, mich wissen zu lassen, was sie
bey ihrem Versprechen im Sinne gehabt ha ben,
daß sie sich beruhigen wollten - -

Mich zu beruhigen suchen wollte, mein
Herr - - waren die Worte - - bis sie sähen,
was am künftigen Donnerstage erfolgen
würde?

Legen sie mir keine Fragen vor, wodurch ich
gefangen werden könnte. Jch bin zu ehrlich für
die Gesellschaft, in der ich bin.

Erlauben sie mir zu fragen, gnädige Fräu-
lein: Was meynten sie damit, als sie sagten,
"wenn es keine Sünde wäre, so wollten sie eher
"sterben, als daß sie mir die Versicherung gäben.

Sie schwieg voll Widerwillen stille.

Sie dachten, gnädige Fräulein, daß sie mir
Gelegenheit gegeben hätten, mir dadurch Hoff-
nung zur Verzeihung zu machen.

Wenn ich erst glauben werde, daß ich schul-
dig sey, ihnen mit Gedult zu antworten: so will
ich reden.

Den-
C c c 2


Jch will keine Zimmer annehmen, die ſie be-
ſtellet haben, mein Herr. ‒ ‒ Jch will zu der
Fr. Moore nach Hampſtead gehen.

Zur Fr. Moore, gnaͤdige Fraͤulein? ‒ ‒ Jch
habe nichts gegen Fr. Moore einzuwenden ‒ ‒
Allein wollen ſie mir verſprechen, daß ſie mich da-
ſelbſt vor ſich laſſen wollen?

Wie ich hier thue ‒ ‒ Wenn ich es nicht aͤn-
dern kann.

Wohlan denn, gnaͤdige Fraͤulein ‒ ‒ Wol-
len ſie ſo gut ſeyn, mich wiſſen zu laſſen, was ſie
bey ihrem Verſprechen im Sinne gehabt ha ben,
daß ſie ſich beruhigen wollten ‒ ‒

Mich zu beruhigen ſuchen wollte, mein
Herr ‒ ‒ waren die Worte ‒ ‒ bis ſie ſaͤhen,
was am kuͤnftigen Donnerſtage erfolgen
wuͤrde?

Legen ſie mir keine Fragen vor, wodurch ich
gefangen werden koͤnnte. Jch bin zu ehrlich fuͤr
die Geſellſchaft, in der ich bin.

Erlauben ſie mir zu fragen, gnaͤdige Fraͤu-
lein: Was meynten ſie damit, als ſie ſagten,
„wenn es keine Suͤnde waͤre, ſo wollten ſie eher
„ſterben, als daß ſie mir die Verſicherung gaͤben.

Sie ſchwieg voll Widerwillen ſtille.

Sie dachten, gnaͤdige Fraͤulein, daß ſie mir
Gelegenheit gegeben haͤtten, mir dadurch Hoff-
nung zur Verzeihung zu machen.

Wenn ich erſt glauben werde, daß ich ſchul-
dig ſey, ihnen mit Gedult zu antworten: ſo will
ich reden.

Den-
C c c 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0777" n="771"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Jch will keine Zimmer annehmen, die &#x017F;ie be-<lb/>
&#x017F;tellet haben, mein Herr. &#x2012; &#x2012; Jch will zu der<lb/>
Fr. Moore nach Hamp&#x017F;tead gehen.</p><lb/>
          <p>Zur Fr. Moore, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;ulein? &#x2012; &#x2012; Jch<lb/>
habe nichts gegen Fr. Moore einzuwenden &#x2012; &#x2012;<lb/>
Allein wollen &#x017F;ie mir ver&#x017F;prechen, daß &#x017F;ie mich da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t vor &#x017F;ich la&#x017F;&#x017F;en wollen?</p><lb/>
          <p>Wie ich hier thue &#x2012; &#x2012; Wenn ich es nicht a&#x0364;n-<lb/>
dern kann.</p><lb/>
          <p>Wohlan denn, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;ulein &#x2012; &#x2012; Wol-<lb/>
len &#x017F;ie &#x017F;o gut &#x017F;eyn, mich wi&#x017F;&#x017F;en zu la&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;ie<lb/>
bey ihrem Ver&#x017F;prechen im Sinne gehabt ha ben,<lb/>
daß <hi rendition="#fr">&#x017F;ie &#x017F;ich beruhigen wollten</hi> &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p>Mich zu beruhigen <hi rendition="#fr">&#x017F;uchen</hi> wollte, mein<lb/>
Herr &#x2012; &#x2012; waren die Worte &#x2012; &#x2012; <hi rendition="#fr">bis &#x017F;ie &#x017F;a&#x0364;hen,<lb/>
was am ku&#x0364;nftigen Donner&#x017F;tage erfolgen<lb/>
wu&#x0364;rde?</hi></p><lb/>
          <p>Legen &#x017F;ie mir keine Fragen vor, wodurch ich<lb/>
gefangen werden ko&#x0364;nnte. Jch bin zu ehrlich fu&#x0364;r<lb/>
die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, in der ich bin.</p><lb/>
          <p>Erlauben &#x017F;ie mir zu fragen, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;u-<lb/>
lein: Was meynten &#x017F;ie damit, als &#x017F;ie &#x017F;agten,<lb/>
&#x201E;wenn es keine Su&#x0364;nde wa&#x0364;re, &#x017F;o wollten &#x017F;ie eher<lb/>
&#x201E;&#x017F;terben, als daß &#x017F;ie mir die Ver&#x017F;icherung ga&#x0364;ben.</p><lb/>
          <p>Sie &#x017F;chwieg voll Widerwillen &#x017F;tille.</p><lb/>
          <p>Sie dachten, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;ulein, daß &#x017F;ie mir<lb/>
Gelegenheit gegeben ha&#x0364;tten, mir dadurch Hoff-<lb/>
nung zur Verzeihung zu machen.</p><lb/>
          <p>Wenn ich er&#x017F;t glauben werde, daß ich &#x017F;chul-<lb/>
dig &#x017F;ey, ihnen mit Gedult zu antworten: &#x017F;o will<lb/>
ich reden.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">C c c 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Den-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[771/0777] Jch will keine Zimmer annehmen, die ſie be- ſtellet haben, mein Herr. ‒ ‒ Jch will zu der Fr. Moore nach Hampſtead gehen. Zur Fr. Moore, gnaͤdige Fraͤulein? ‒ ‒ Jch habe nichts gegen Fr. Moore einzuwenden ‒ ‒ Allein wollen ſie mir verſprechen, daß ſie mich da- ſelbſt vor ſich laſſen wollen? Wie ich hier thue ‒ ‒ Wenn ich es nicht aͤn- dern kann. Wohlan denn, gnaͤdige Fraͤulein ‒ ‒ Wol- len ſie ſo gut ſeyn, mich wiſſen zu laſſen, was ſie bey ihrem Verſprechen im Sinne gehabt ha ben, daß ſie ſich beruhigen wollten ‒ ‒ Mich zu beruhigen ſuchen wollte, mein Herr ‒ ‒ waren die Worte ‒ ‒ bis ſie ſaͤhen, was am kuͤnftigen Donnerſtage erfolgen wuͤrde? Legen ſie mir keine Fragen vor, wodurch ich gefangen werden koͤnnte. Jch bin zu ehrlich fuͤr die Geſellſchaft, in der ich bin. Erlauben ſie mir zu fragen, gnaͤdige Fraͤu- lein: Was meynten ſie damit, als ſie ſagten, „wenn es keine Suͤnde waͤre, ſo wollten ſie eher „ſterben, als daß ſie mir die Verſicherung gaͤben. Sie ſchwieg voll Widerwillen ſtille. Sie dachten, gnaͤdige Fraͤulein, daß ſie mir Gelegenheit gegeben haͤtten, mir dadurch Hoff- nung zur Verzeihung zu machen. Wenn ich erſt glauben werde, daß ich ſchul- dig ſey, ihnen mit Gedult zu antworten: ſo will ich reden. Den- C c c 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/777
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 771. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/777>, abgerufen am 22.11.2024.