ich von einem solchen Kerl erwarten, als du dich mir gezeiget hast?
Jch war ganz in Bewegung gebracht. Ein Frauenzimmer von ihrer vollkommenen Gemüths- art, gnädige Fräulein, das sich krank gestellet hat, nur, damit sie denjenigen nicht sehen dürfte, der sie anbetete, sollte - -
Jch weiß, was du sagen willst, fiel sie mir ins Wort - - Zu zwanzig und abermal zwan- zig niederträchtigen Dingen bin ich durch deine ansteckende Gesellschaft, und durch die Noth- wendigkeit welche du mir aufgeleget hast, nieder- trächtig zu erscheinen, gebracht worden, worüber sonst meine Seele erhaben gewesen seyn würde, derer ich mich nicht schuldig gemacht hätte, und weswegen ich mir selbst verächtlich gewesen bin. Aber ich danke Gott, so verlassen ich auch bin, daß ich doch noch nicht so tief gesunken, daß ich wünschen sollte, die Deinige zu seyn.
Jch, als der Beleidiger, gnädige Fräulein, muß Gedult haben. Es steht nur der beleidig- ten Person zu, Verweise zu geben. Allein ihr Onkel ist doch hoffentlich nicht in einen Anschlag wider sie verwickelt. Es kommen Umstände in dem Briefe vor, den sie mit flüchtigen Augen durchgesehen haben - -
Wieder fiel sie mir in die Rede. Warum, ich frage dich noch einmal, werde ich in diesem Hause fest gehalten? - - Sehe ich mich nicht mit elenden Leuten umgeben, die zwar die Kleider von meinem Geschlechte tragen, aber dennoch, so
viel
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ich von einem ſolchen Kerl erwarten, als du dich mir gezeiget haſt?
Jch war ganz in Bewegung gebracht. Ein Frauenzimmer von ihrer vollkommenen Gemuͤths- art, gnaͤdige Fraͤulein, das ſich krank geſtellet hat, nur, damit ſie denjenigen nicht ſehen duͤrfte, der ſie anbetete, ſollte ‒ ‒
Jch weiß, was du ſagen willſt, fiel ſie mir ins Wort ‒ ‒ Zu zwanzig und abermal zwan- zig niedertraͤchtigen Dingen bin ich durch deine anſteckende Geſellſchaft, und durch die Noth- wendigkeit welche du mir aufgeleget haſt, nieder- traͤchtig zu erſcheinen, gebracht worden, woruͤber ſonſt meine Seele erhaben geweſen ſeyn wuͤrde, derer ich mich nicht ſchuldig gemacht haͤtte, und weswegen ich mir ſelbſt veraͤchtlich geweſen bin. Aber ich danke Gott, ſo verlaſſen ich auch bin, daß ich doch noch nicht ſo tief geſunken, daß ich wuͤnſchen ſollte, die Deinige zu ſeyn.
Jch, als der Beleidiger, gnaͤdige Fraͤulein, muß Gedult haben. Es ſteht nur der beleidig- ten Perſon zu, Verweiſe zu geben. Allein ihr Onkel iſt doch hoffentlich nicht in einen Anſchlag wider ſie verwickelt. Es kommen Umſtaͤnde in dem Briefe vor, den ſie mit fluͤchtigen Augen durchgeſehen haben ‒ ‒
Wieder fiel ſie mir in die Rede. Warum, ich frage dich noch einmal, werde ich in dieſem Hauſe feſt gehalten? ‒ ‒ Sehe ich mich nicht mit elenden Leuten umgeben, die zwar die Kleider von meinem Geſchlechte tragen, aber dennoch, ſo
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ich von einem ſolchen Kerl erwarten, als du dich
mir gezeiget haſt?
Jch war ganz in Bewegung gebracht. Ein
Frauenzimmer von ihrer vollkommenen Gemuͤths-
art, gnaͤdige Fraͤulein, das ſich krank geſtellet hat,
nur, damit ſie denjenigen nicht ſehen duͤrfte, der
ſie anbetete, ſollte ‒ ‒
Jch weiß, was du ſagen willſt, fiel ſie mir
ins Wort ‒ ‒ Zu zwanzig und abermal zwan-
zig niedertraͤchtigen Dingen bin ich durch deine
anſteckende Geſellſchaft, und durch die Noth-
wendigkeit welche du mir aufgeleget haſt, nieder-
traͤchtig zu erſcheinen, gebracht worden, woruͤber
ſonſt meine Seele erhaben geweſen ſeyn wuͤrde,
derer ich mich nicht ſchuldig gemacht haͤtte, und
weswegen ich mir ſelbſt veraͤchtlich geweſen bin.
Aber ich danke Gott, ſo verlaſſen ich auch bin,
daß ich doch noch nicht ſo tief geſunken, daß ich
wuͤnſchen ſollte, die Deinige zu ſeyn.
Jch, als der Beleidiger, gnaͤdige Fraͤulein,
muß Gedult haben. Es ſteht nur der beleidig-
ten Perſon zu, Verweiſe zu geben. Allein ihr
Onkel iſt doch hoffentlich nicht in einen Anſchlag
wider ſie verwickelt. Es kommen Umſtaͤnde in
dem Briefe vor, den ſie mit fluͤchtigen Augen
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Wieder fiel ſie mir in die Rede. Warum,
ich frage dich noch einmal, werde ich in dieſem
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 743. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/749>, abgerufen am 23.11.2024.
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