machte ich mir Hoffnung, daß sie es die ganze Unterredung durch nicht so heftig treiben würde, als sie wirklich that.
So bald ich in den Saal trat, wünschte ich ihr und mir selbst zu ihrer plötzlichen Genesung Glück. Jch wollte sie mit einem ehrerbietig zärt- lichen Wesen bey der Hand fassen. Allein sie hatte sich vorgenommen, da wieder anzufangen, wo sie es gelassen hatte.
Sie wandte sich von mir, und zog ihre Hand mit einem verächtlichen und unwilligen Blick an sich. - - Jch komme noch einmal zu ihnen, sprach sie, weil ich es nicht ändern kann. Was haben sie mir zu sagen? Warum werde ich hier wider meinen Willen festgehalten?
Jch drang mit den feyerlichsten Worten und dem feyerlichsten Bezeigen auf die Trauung. Jch sahe, daß mir nichts anders übrig war. - - Jch hätte einen Brief in meiner Tasche, sagte ich, und fühlte darnach, ob ich ihn gleich von dem Tische, wo ich ihn liegen lassen, und bey welchem wir damals eben nahe waren, nicht weggenom- men hatte. Der Jnhalt desselben würde uns beyde glücklich machen: wenn er aufmerksam er- wogen würde. Jch hätte ihn ihr nur deswegen vorher nicht gern zeigen wollen, weil ich sie zu ge- winnen hoffte, daß sie noch eher, als an dem dar- inn gedachten Tage, die Meinige seyn möchte.
Jch sühlte in allen meinen Taschen darnach, und gab unterdessen auf ihre Augen Achtung.
Jch
A a a 3
machte ich mir Hoffnung, daß ſie es die ganze Unterredung durch nicht ſo heftig treiben wuͤrde, als ſie wirklich that.
So bald ich in den Saal trat, wuͤnſchte ich ihr und mir ſelbſt zu ihrer ploͤtzlichen Geneſung Gluͤck. Jch wollte ſie mit einem ehrerbietig zaͤrt- lichen Weſen bey der Hand faſſen. Allein ſie hatte ſich vorgenommen, da wieder anzufangen, wo ſie es gelaſſen hatte.
Sie wandte ſich von mir, und zog ihre Hand mit einem veraͤchtlichen und unwilligen Blick an ſich. ‒ ‒ Jch komme noch einmal zu ihnen, ſprach ſie, weil ich es nicht aͤndern kann. Was haben ſie mir zu ſagen? Warum werde ich hier wider meinen Willen feſtgehalten?
Jch drang mit den feyerlichſten Worten und dem feyerlichſten Bezeigen auf die Trauung. Jch ſahe, daß mir nichts anders uͤbrig war. ‒ ‒ Jch haͤtte einen Brief in meiner Taſche, ſagte ich, und fuͤhlte darnach, ob ich ihn gleich von dem Tiſche, wo ich ihn liegen laſſen, und bey welchem wir damals eben nahe waren, nicht weggenom- men hatte. Der Jnhalt deſſelben wuͤrde uns beyde gluͤcklich machen: wenn er aufmerkſam er- wogen wuͤrde. Jch haͤtte ihn ihr nur deswegen vorher nicht gern zeigen wollen, weil ich ſie zu ge- winnen hoffte, daß ſie noch eher, als an dem dar- inn gedachten Tage, die Meinige ſeyn moͤchte.
Jch ſuͤhlte in allen meinen Taſchen darnach, und gab unterdeſſen auf ihre Augen Achtung.
Jch
A a a 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0747"n="741"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
machte ich mir Hoffnung, daß ſie es die ganze<lb/>
Unterredung durch nicht ſo heftig treiben wuͤrde,<lb/>
als ſie wirklich that.</p><lb/><p>So bald ich in den Saal trat, wuͤnſchte ich ihr<lb/>
und mir ſelbſt zu ihrer <hirendition="#fr">ploͤtzlichen</hi> Geneſung<lb/>
Gluͤck. Jch wollte ſie mit einem ehrerbietig zaͤrt-<lb/>
lichen Weſen bey der Hand faſſen. Allein ſie<lb/>
hatte ſich vorgenommen, da wieder anzufangen,<lb/>
wo ſie es gelaſſen hatte.</p><lb/><p>Sie wandte ſich von mir, und zog ihre Hand<lb/>
mit einem veraͤchtlichen und unwilligen Blick an<lb/>ſich. ‒‒ Jch komme noch einmal zu ihnen,<lb/>ſprach ſie, weil ich es nicht aͤndern kann. Was<lb/>
haben ſie mir zu ſagen? Warum werde ich hier<lb/>
wider meinen Willen feſtgehalten?</p><lb/><p>Jch drang mit den feyerlichſten Worten und<lb/>
dem feyerlichſten Bezeigen auf die Trauung.<lb/>
Jch ſahe, daß mir nichts anders uͤbrig war. ‒‒<lb/>
Jch haͤtte einen Brief in meiner Taſche, ſagte<lb/>
ich, und fuͤhlte darnach, ob ich ihn gleich von dem<lb/>
Tiſche, wo ich ihn liegen laſſen, und bey welchem<lb/>
wir damals eben nahe waren, nicht weggenom-<lb/>
men hatte. Der Jnhalt deſſelben wuͤrde uns<lb/>
beyde gluͤcklich machen: wenn er aufmerkſam er-<lb/>
wogen wuͤrde. Jch haͤtte ihn ihr nur deswegen<lb/>
vorher nicht gern zeigen wollen, weil ich ſie zu ge-<lb/>
winnen hoffte, daß ſie noch eher, als an dem dar-<lb/>
inn gedachten Tage, die Meinige ſeyn moͤchte.</p><lb/><p>Jch ſuͤhlte in allen meinen Taſchen darnach,<lb/>
und gab unterdeſſen auf ihre Augen Achtung.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A a a 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Jch</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[741/0747]
machte ich mir Hoffnung, daß ſie es die ganze
Unterredung durch nicht ſo heftig treiben wuͤrde,
als ſie wirklich that.
So bald ich in den Saal trat, wuͤnſchte ich ihr
und mir ſelbſt zu ihrer ploͤtzlichen Geneſung
Gluͤck. Jch wollte ſie mit einem ehrerbietig zaͤrt-
lichen Weſen bey der Hand faſſen. Allein ſie
hatte ſich vorgenommen, da wieder anzufangen,
wo ſie es gelaſſen hatte.
Sie wandte ſich von mir, und zog ihre Hand
mit einem veraͤchtlichen und unwilligen Blick an
ſich. ‒ ‒ Jch komme noch einmal zu ihnen,
ſprach ſie, weil ich es nicht aͤndern kann. Was
haben ſie mir zu ſagen? Warum werde ich hier
wider meinen Willen feſtgehalten?
Jch drang mit den feyerlichſten Worten und
dem feyerlichſten Bezeigen auf die Trauung.
Jch ſahe, daß mir nichts anders uͤbrig war. ‒ ‒
Jch haͤtte einen Brief in meiner Taſche, ſagte
ich, und fuͤhlte darnach, ob ich ihn gleich von dem
Tiſche, wo ich ihn liegen laſſen, und bey welchem
wir damals eben nahe waren, nicht weggenom-
men hatte. Der Jnhalt deſſelben wuͤrde uns
beyde gluͤcklich machen: wenn er aufmerkſam er-
wogen wuͤrde. Jch haͤtte ihn ihr nur deswegen
vorher nicht gern zeigen wollen, weil ich ſie zu ge-
winnen hoffte, daß ſie noch eher, als an dem dar-
inn gedachten Tage, die Meinige ſeyn moͤchte.
Jch ſuͤhlte in allen meinen Taſchen darnach,
und gab unterdeſſen auf ihre Augen Achtung.
Jch
A a a 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 741. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/747>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.