wollte sie daselbst niedersetzen: allein sie sank halb unbeweglich zur Erden, so weiß als eine Leiche. Zu gutem Glücke schaffete ihr ein heftiger Thrä- nenguß einige Erleichterung.
Dorcas weinte über sie. Dieß Mägdchen war wirklich mitleidig gegen sie geworden.
Hierauf folgten gewaltige Mutterbeschwer- den. Jch ging von ihr und ließ nur Mabelle, Dorcas und Marichen bey ihr bleiben. Die letzte kann sie unter der Schwesterschaft noch am besten leiden.
Dieser so herzhafte Versuch machte mir in- zwischen nicht wenig Unruhe.
Fr. Sinclair und ihre Nymphen sind noch weit mehr besorget: weil die Ehre ihres Hauses, wie sie es nennen, dadurch gekränket ist; indem sie einige gewaltsame Beschimpfungen gelitten haben; man hat gedrohet, die Fenster einzu- schlagen; daß sie das junge Frauenzimmer, wel- ches geschrien hatte, herausgeben sollten.
Da das unruhige Volk seine Untersuchung schon bis auf das höchste getrieben hatte: kamen die Weibsleute zu mir herauf gelaufen, und woll- ten wissen, was sie thun sollten; weil wirklich ein Qvartiermeister geholet war.
Laßt den Qvartiermeister mit dreyen oder vieren der frechesten von dem Pöbel in den Saal kommen, war mein Bescheid, und bringet den Augenblick eine von den Nymphen mit einge- zwiebelten Augen, mit verstöhrtem Kopfzeuge und Halstuche hervor. Laßt diese sich für die Person
beken-
wollte ſie daſelbſt niederſetzen: allein ſie ſank halb unbeweglich zur Erden, ſo weiß als eine Leiche. Zu gutem Gluͤcke ſchaffete ihr ein heftiger Thraͤ- nenguß einige Erleichterung.
Dorcas weinte uͤber ſie. Dieß Maͤgdchen war wirklich mitleidig gegen ſie geworden.
Hierauf folgten gewaltige Mutterbeſchwer- den. Jch ging von ihr und ließ nur Mabelle, Dorcas und Marichen bey ihr bleiben. Die letzte kann ſie unter der Schweſterſchaft noch am beſten leiden.
Dieſer ſo herzhafte Verſuch machte mir in- zwiſchen nicht wenig Unruhe.
Fr. Sinclair und ihre Nymphen ſind noch weit mehr beſorget: weil die Ehre ihres Hauſes, wie ſie es nennen, dadurch gekraͤnket iſt; indem ſie einige gewaltſame Beſchimpfungen gelitten haben; man hat gedrohet, die Fenſter einzu- ſchlagen; daß ſie das junge Frauenzimmer, wel- ches geſchrien hatte, herausgeben ſollten.
Da das unruhige Volk ſeine Unterſuchung ſchon bis auf das hoͤchſte getrieben hatte: kamen die Weibsleute zu mir herauf gelaufen, und woll- ten wiſſen, was ſie thun ſollten; weil wirklich ein Qvartiermeiſter geholet war.
Laßt den Qvartiermeiſter mit dreyen oder vieren der frecheſten von dem Poͤbel in den Saal kommen, war mein Beſcheid, und bringet den Augenblick eine von den Nymphen mit einge- zwiebelten Augen, mit verſtoͤhrtem Kopfzeuge und Halstuche hervor. Laßt dieſe ſich fuͤr die Perſon
beken-
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wollte ſie daſelbſt niederſetzen: allein ſie ſank halb
unbeweglich zur Erden, ſo weiß als eine Leiche.
Zu gutem Gluͤcke ſchaffete ihr ein heftiger Thraͤ-
nenguß einige Erleichterung.
Dorcas weinte uͤber ſie. Dieß Maͤgdchen
war wirklich mitleidig gegen ſie geworden.
Hierauf folgten gewaltige Mutterbeſchwer-
den. Jch ging von ihr und ließ nur Mabelle,
Dorcas und Marichen bey ihr bleiben. Die
letzte kann ſie unter der Schweſterſchaft noch am
beſten leiden.
Dieſer ſo herzhafte Verſuch machte mir in-
zwiſchen nicht wenig Unruhe.
Fr. Sinclair und ihre Nymphen ſind noch
weit mehr beſorget: weil die Ehre ihres Hauſes,
wie ſie es nennen, dadurch gekraͤnket iſt; indem
ſie einige gewaltſame Beſchimpfungen gelitten
haben; man hat gedrohet, die Fenſter einzu-
ſchlagen; daß ſie das junge Frauenzimmer, wel-
ches geſchrien hatte, herausgeben ſollten.
Da das unruhige Volk ſeine Unterſuchung
ſchon bis auf das hoͤchſte getrieben hatte: kamen
die Weibsleute zu mir herauf gelaufen, und woll-
ten wiſſen, was ſie thun ſollten; weil wirklich ein
Qvartiermeiſter geholet war.
Laßt den Qvartiermeiſter mit dreyen oder
vieren der frecheſten von dem Poͤbel in den Saal
kommen, war mein Beſcheid, und bringet den
Augenblick eine von den Nymphen mit einge-
zwiebelten Augen, mit verſtoͤhrtem Kopfzeuge und
Halstuche hervor. Laßt dieſe ſich fuͤr die Perſon
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/674>, abgerufen am 22.11.2024.
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