raubet worden; und zwar auf die niederträchtig- ste Weise - - Jhr wisset am besten, wie - - Wä- re ich im Stande gewesen, mich auf mich selbst und auf euer Verfahren zu besinnen, oder nur zu wissen, wie die Tage hingingen: so sollte nicht eine ganze Woche vorbeygestrichen seyn, wie ich itzo befinde, ehe ich euch gesagt hätte, was ich euch nun sage - - daß der Kerl, welcher sich als einen so ehrenlosen Betrüger gegen mich bewiesen hat, wie ihr euch bewiesen habt, mich nimmer mehr zu seiner Frauen machen soll. - - Jch will an meinen Onkel schreiben, daß er seine gütige Absichten gegen mich fahren lasse - - Alle Hoffnung, die ich vor mir sahe, ist verflogen. - - Jch gebe mich selbst in Ansehung dieser Welt verlohren. - - Hindert mich nicht, ein strenges Leben anzufangen, und ernstliche Bu- ße zu thun, daß ich mich verbotenerweise mit ei- nem Bösewicht, der alle Warnungen und anhal- tende Strenge meiner Eltern und Angehörigen mehr als zu wohl gerechtfertiget hat, in einen Briefwechsel eingelassen, und mich selbst seinen schändlichen Ränken bloßgestellet habe. - - Laßt mich versuchen, die einzige Hoffnung, wel- che mir noch übrig ist, in Sicherheit zu bringen - - Dieß ist alles, was ich von euch zur Erse- tzung verlange. Jch wiederhole also meine Fra- ge: Bin ich nun frey, daß ich mit mir selbst machen kann, was ich will?
Nun kommt der Narr, der Missethäter, wieder und stottert seine gebrochne Antwort her-
aus.
raubet worden; und zwar auf die niedertraͤchtig- ſte Weiſe ‒ ‒ Jhr wiſſet am beſten, wie ‒ ‒ Waͤ- re ich im Stande geweſen, mich auf mich ſelbſt und auf euer Verfahren zu beſinnen, oder nur zu wiſſen, wie die Tage hingingen: ſo ſollte nicht eine ganze Woche vorbeygeſtrichen ſeyn, wie ich itzo befinde, ehe ich euch geſagt haͤtte, was ich euch nun ſage ‒ ‒ daß der Kerl, welcher ſich als einen ſo ehrenloſen Betruͤger gegen mich bewieſen hat, wie ihr euch bewieſen habt, mich nimmer mehr zu ſeiner Frauen machen ſoll. ‒ ‒ Jch will an meinen Onkel ſchreiben, daß er ſeine guͤtige Abſichten gegen mich fahren laſſe ‒ ‒ Alle Hoffnung, die ich vor mir ſahe, iſt verflogen. ‒ ‒ Jch gebe mich ſelbſt in Anſehung dieſer Welt verlohren. ‒ ‒ Hindert mich nicht, ein ſtrenges Leben anzufangen, und ernſtliche Bu- ße zu thun, daß ich mich verbotenerweiſe mit ei- nem Boͤſewicht, der alle Warnungen und anhal- tende Strenge meiner Eltern und Angehoͤrigen mehr als zu wohl gerechtfertiget hat, in einen Briefwechſel eingelaſſen, und mich ſelbſt ſeinen ſchaͤndlichen Raͤnken bloßgeſtellet habe. ‒ ‒ Laßt mich verſuchen, die einzige Hoffnung, wel- che mir noch uͤbrig iſt, in Sicherheit zu bringen ‒ ‒ Dieß iſt alles, was ich von euch zur Erſe- tzung verlange. Jch wiederhole alſo meine Fra- ge: Bin ich nun frey, daß ich mit mir ſelbſt machen kann, was ich will?
Nun kommt der Narr, der Miſſethaͤter, wieder und ſtottert ſeine gebrochne Antwort her-
aus.
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raubet worden; und zwar auf die niedertraͤchtig-
ſte Weiſe ‒ ‒ Jhr wiſſet am beſten, wie ‒ ‒ Waͤ-
re ich im Stande geweſen, mich auf mich ſelbſt
und auf euer Verfahren zu beſinnen, oder nur zu
wiſſen, wie die Tage hingingen: ſo ſollte nicht
eine ganze Woche vorbeygeſtrichen ſeyn, wie ich
itzo befinde, ehe ich euch geſagt haͤtte, was ich
euch nun ſage ‒ ‒ daß der Kerl, welcher ſich
als einen ſo ehrenloſen Betruͤger gegen mich
bewieſen hat, wie ihr euch bewieſen habt,
mich nimmer mehr zu ſeiner Frauen machen
ſoll. ‒ ‒ Jch will an meinen Onkel ſchreiben,
daß er ſeine guͤtige Abſichten gegen mich fahren
laſſe ‒ ‒ Alle Hoffnung, die ich vor mir ſahe, iſt
verflogen. ‒ ‒ Jch gebe mich ſelbſt in Anſehung
dieſer Welt verlohren. ‒ ‒ Hindert mich nicht,
ein ſtrenges Leben anzufangen, und ernſtliche Bu-
ße zu thun, daß ich mich verbotenerweiſe mit ei-
nem Boͤſewicht, der alle Warnungen und anhal-
tende Strenge meiner Eltern und Angehoͤrigen
mehr als zu wohl gerechtfertiget hat, in einen
Briefwechſel eingelaſſen, und mich ſelbſt ſeinen
ſchaͤndlichen Raͤnken bloßgeſtellet habe. ‒ ‒
Laßt mich verſuchen, die einzige Hoffnung, wel-
che mir noch uͤbrig iſt, in Sicherheit zu bringen
‒ ‒ Dieß iſt alles, was ich von euch zur Erſe-
tzung verlange. Jch wiederhole alſo meine Fra-
ge: Bin ich nun frey, daß ich mit mir ſelbſt
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/660>, abgerufen am 22.11.2024.
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