Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


Capit. Jch habe nichts anzubringen, als
woran Herr Lovelace selbst Antheil hat, und was
er hören mag: ein, oder ein paar Worte ausge-
nommen, die in geheim zu sagen sind und sich
bis zuletzt versparen lassen.

Cl. Jch bitte, meine lieben Frauenzimmer,
behalten sie ihren Platz - - Die Sachen haben
sich geändert, mein Herr, seit dem ich sie zuletzt
gesprochen habe. Sie können itzo nichts mehr
sagen, das mich angehet, woran der Cavallier
Theil haben sollte.

Capit. Sie setzen mich in Bestürzung, Jh-
ro Gnaden! Jch höre dieß sehr ungern! - -
Ungern um ihres Onkels willen! - - Ungern
um ihrer selbst willen! - - Ungern um des Herrn
Lovelacens willen! - - Und dennoch bin ich ver-
sichert, daß er ihnen mehr Anlaß gegeben ha-
ben muß, als er gegen mich gestanden hat;
oder - -

Lovel. Jn Wahrheit, Herr Capitain, in
Wahrheit, meine lieben Frauenzimmer, ich habe
ihnen ein großes Theil von dem, was mit mir
vorgegangen ist, erzählet. Was ich von meiner
Beleidigung, die mir zur Last geleget wird, ge-
sagt habe, ist die Wahrheit gewesen: was ich von
meinen Begebenheiten verschwiegen habe, ist
bloß dasjenige gewesen, was mich besorgt gemacht
hat, es möchte meine Geliebte desfalls, wenn es
bekannt würde, mehr für tadelsüchtig, als zu gü-
tigen Urtheilen nach der Liebe geneigt, angesehen
werden.

Cl.


Capit. Jch habe nichts anzubringen, als
woran Herr Lovelace ſelbſt Antheil hat, und was
er hoͤren mag: ein, oder ein paar Worte ausge-
nommen, die in geheim zu ſagen ſind und ſich
bis zuletzt verſparen laſſen.

Cl. Jch bitte, meine lieben Frauenzimmer,
behalten ſie ihren Platz ‒ ‒ Die Sachen haben
ſich geaͤndert, mein Herr, ſeit dem ich ſie zuletzt
geſprochen habe. Sie koͤnnen itzo nichts mehr
ſagen, das mich angehet, woran der Cavallier
Theil haben ſollte.

Capit. Sie ſetzen mich in Beſtuͤrzung, Jh-
ro Gnaden! Jch hoͤre dieß ſehr ungern! ‒ ‒
Ungern um ihres Onkels willen! ‒ ‒ Ungern
um ihrer ſelbſt willen! ‒ ‒ Ungern um des Herrn
Lovelacens willen! ‒ ‒ Und dennoch bin ich ver-
ſichert, daß er ihnen mehr Anlaß gegeben ha-
ben muß, als er gegen mich geſtanden hat;
oder ‒ ‒

Lovel. Jn Wahrheit, Herr Capitain, in
Wahrheit, meine lieben Frauenzimmer, ich habe
ihnen ein großes Theil von dem, was mit mir
vorgegangen iſt, erzaͤhlet. Was ich von meiner
Beleidigung, die mir zur Laſt geleget wird, ge-
ſagt habe, iſt die Wahrheit geweſen: was ich von
meinen Begebenheiten verſchwiegen habe, iſt
bloß dasjenige geweſen, was mich beſorgt gemacht
hat, es moͤchte meine Geliebte desfalls, wenn es
bekannt wuͤrde, mehr fuͤr tadelſuͤchtig, als zu guͤ-
tigen Urtheilen nach der Liebe geneigt, angeſehen
werden.

Cl.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0398" n="392"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Capit.</hi> Jch habe nichts anzubringen, als<lb/>
woran Herr Lovelace &#x017F;elb&#x017F;t Antheil hat, und was<lb/>
er ho&#x0364;ren mag: ein, oder ein paar Worte ausge-<lb/>
nommen, die in geheim zu &#x017F;agen &#x017F;ind und &#x017F;ich<lb/>
bis zuletzt ver&#x017F;paren la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Cl.</hi> Jch bitte, meine lieben Frauenzimmer,<lb/>
behalten &#x017F;ie ihren Platz &#x2012; &#x2012; Die Sachen haben<lb/>
&#x017F;ich gea&#x0364;ndert, mein Herr, &#x017F;eit dem ich &#x017F;ie zuletzt<lb/>
ge&#x017F;prochen habe. Sie ko&#x0364;nnen itzo nichts mehr<lb/>
&#x017F;agen, das mich angehet, woran <hi rendition="#fr">der Cavallier</hi><lb/>
Theil haben &#x017F;ollte.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Capit.</hi> Sie &#x017F;etzen mich in Be&#x017F;tu&#x0364;rzung, Jh-<lb/>
ro Gnaden! Jch ho&#x0364;re dieß &#x017F;ehr ungern! &#x2012; &#x2012;<lb/>
Ungern um ihres <hi rendition="#fr">Onkels</hi> willen! &#x2012; &#x2012; Ungern<lb/>
um <hi rendition="#fr">ihrer &#x017F;elb&#x017F;t</hi> willen! &#x2012; &#x2012; Ungern um des Herrn<lb/>
Lovelacens willen! &#x2012; &#x2012; Und dennoch bin ich ver-<lb/>
&#x017F;ichert, daß er ihnen mehr Anlaß gegeben ha-<lb/>
ben muß, als er gegen mich ge&#x017F;tanden hat;<lb/>
oder &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lovel.</hi> Jn Wahrheit, Herr Capitain, in<lb/>
Wahrheit, meine lieben Frauenzimmer, ich habe<lb/>
ihnen ein großes Theil von dem, was mit mir<lb/>
vorgegangen i&#x017F;t, erza&#x0364;hlet. Was ich von meiner<lb/>
Beleidigung, die mir zur La&#x017F;t geleget wird, ge-<lb/>
&#x017F;agt habe, i&#x017F;t die Wahrheit gewe&#x017F;en: was ich von<lb/>
meinen Begebenheiten ver&#x017F;chwiegen habe, i&#x017F;t<lb/>
bloß dasjenige gewe&#x017F;en, was mich be&#x017F;orgt gemacht<lb/>
hat, es mo&#x0364;chte meine Geliebte desfalls, wenn es<lb/>
bekannt wu&#x0364;rde, mehr fu&#x0364;r tadel&#x017F;u&#x0364;chtig, als zu gu&#x0364;-<lb/>
tigen Urtheilen nach der Liebe geneigt, ange&#x017F;ehen<lb/>
werden.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Cl.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[392/0398] Capit. Jch habe nichts anzubringen, als woran Herr Lovelace ſelbſt Antheil hat, und was er hoͤren mag: ein, oder ein paar Worte ausge- nommen, die in geheim zu ſagen ſind und ſich bis zuletzt verſparen laſſen. Cl. Jch bitte, meine lieben Frauenzimmer, behalten ſie ihren Platz ‒ ‒ Die Sachen haben ſich geaͤndert, mein Herr, ſeit dem ich ſie zuletzt geſprochen habe. Sie koͤnnen itzo nichts mehr ſagen, das mich angehet, woran der Cavallier Theil haben ſollte. Capit. Sie ſetzen mich in Beſtuͤrzung, Jh- ro Gnaden! Jch hoͤre dieß ſehr ungern! ‒ ‒ Ungern um ihres Onkels willen! ‒ ‒ Ungern um ihrer ſelbſt willen! ‒ ‒ Ungern um des Herrn Lovelacens willen! ‒ ‒ Und dennoch bin ich ver- ſichert, daß er ihnen mehr Anlaß gegeben ha- ben muß, als er gegen mich geſtanden hat; oder ‒ ‒ Lovel. Jn Wahrheit, Herr Capitain, in Wahrheit, meine lieben Frauenzimmer, ich habe ihnen ein großes Theil von dem, was mit mir vorgegangen iſt, erzaͤhlet. Was ich von meiner Beleidigung, die mir zur Laſt geleget wird, ge- ſagt habe, iſt die Wahrheit geweſen: was ich von meinen Begebenheiten verſchwiegen habe, iſt bloß dasjenige geweſen, was mich beſorgt gemacht hat, es moͤchte meine Geliebte desfalls, wenn es bekannt wuͤrde, mehr fuͤr tadelſuͤchtig, als zu guͤ- tigen Urtheilen nach der Liebe geneigt, angeſehen werden. Cl.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/398
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/398>, abgerufen am 01.06.2024.