rer Einbildung von innen, zwa nzig gute Gründe finden, des ehrlichen Kerls verführerisches Zeugniß zu rechtfertigen.
"Der Schelm hat in meinen Diensten schon "hundert und funfzig Pfund gewonnen" - - Funfzig Pfund mehr, als ich ihm zu sagen be- fohlen habe. Sonder Zweifel denkt er, daß er es gethan haben könnte: ob er gleich, wie ich glaube, nicht zween Groschen reich seyn mag. "Jch bin der beste Herr von der Welt - - Zwar "wohl ein wenig hitzig: aber bald wieder be- "sänftiget.
Die gute Magd ist schon ausnehmend freund- lich gegen ihn. Die andre ist gegen ihn eben- falls sehr höflich. Er hat einen Mann für sie in dem Kucker. Sie kann nicht anders als sa- gen, daß Monsieur Andreas, mein anderer Die- ner; das Mägdchen mag gern die Person be- stimmt haben; ein recht gesprächiger höflicher junger Mensch sey.
"Wir gemeinen Leute haben eben sowohl un- "sere Lust, mit Jhro Gnaden Erlaubniß, sagt der "ehrliche Joseph Lehmann, als vornehmere Leu- te (*)." Der ehrliche Joseph Lehmann sagt die Wahrheit - - Wenn ich ein bequemes Leben den Schwierigkeiten vorzöge: so würde ich diese geringeren S[ü]nder um einige von ihren Ergö- tzungen beneiden.
Hätte mein Wilhelm auch den Mägden nichts von der Liebe eingebildet: so wissen wir doch alle,
daß
(*) Siehe den III. Th. S. 358.
rer Einbildung von innen, zwa nzig gute Gruͤnde finden, des ehrlichen Kerls verfuͤhreriſches Zeugniß zu rechtfertigen.
„Der Schelm hat in meinen Dienſten ſchon „hundert und funfzig Pfund gewonnen„ ‒ ‒ Funfzig Pfund mehr, als ich ihm zu ſagen be- fohlen habe. Sonder Zweifel denkt er, daß er es gethan haben koͤnnte: ob er gleich, wie ich glaube, nicht zween Groſchen reich ſeyn mag. „Jch bin der beſte Herr von der Welt ‒ ‒ Zwar „wohl ein wenig hitzig: aber bald wieder be- „ſaͤnftiget.
Die gute Magd iſt ſchon ausnehmend freund- lich gegen ihn. Die andre iſt gegen ihn eben- falls ſehr hoͤflich. Er hat einen Mann fuͤr ſie in dem Kucker. Sie kann nicht anders als ſa- gen, daß Monſieur Andreas, mein anderer Die- ner; das Maͤgdchen mag gern die Perſon be- ſtimmt haben; ein recht geſpraͤchiger hoͤflicher junger Menſch ſey.
„Wir gemeinen Leute haben eben ſowohl un- „ſere Luſt, mit Jhro Gnaden Erlaubniß, ſagt der „ehrliche Joſeph Lehmann, als vornehmere Leu- te (*).„ Der ehrliche Joſeph Lehmann ſagt die Wahrheit ‒ ‒ Wenn ich ein bequemes Leben den Schwierigkeiten vorzoͤge: ſo wuͤrde ich dieſe geringeren S[uͤ]nder um einige von ihren Ergoͤ- tzungen beneiden.
Haͤtte mein Wilhelm auch den Maͤgden nichts von der Liebe eingebildet: ſo wiſſen wir doch alle,
daß
(*) Siehe den III. Th. S. 358.
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rer Einbildung von innen, zwa nzig gute Gruͤnde
finden, des ehrlichen Kerls verfuͤhreriſches
Zeugniß zu rechtfertigen.
„Der Schelm hat in meinen Dienſten ſchon
„hundert und funfzig Pfund gewonnen„ ‒ ‒
Funfzig Pfund mehr, als ich ihm zu ſagen be-
fohlen habe. Sonder Zweifel denkt er, daß er
es gethan haben koͤnnte: ob er gleich, wie ich
glaube, nicht zween Groſchen reich ſeyn mag.
„Jch bin der beſte Herr von der Welt ‒ ‒ Zwar
„wohl ein wenig hitzig: aber bald wieder be-
„ſaͤnftiget.
Die gute Magd iſt ſchon ausnehmend freund-
lich gegen ihn. Die andre iſt gegen ihn eben-
falls ſehr hoͤflich. Er hat einen Mann fuͤr ſie
in dem Kucker. Sie kann nicht anders als ſa-
gen, daß Monſieur Andreas, mein anderer Die-
ner; das Maͤgdchen mag gern die Perſon be-
ſtimmt haben; ein recht geſpraͤchiger hoͤflicher
junger Menſch ſey.
„Wir gemeinen Leute haben eben ſowohl un-
„ſere Luſt, mit Jhro Gnaden Erlaubniß, ſagt der
„ehrliche Joſeph Lehmann, als vornehmere Leu-
te (*).„ Der ehrliche Joſeph Lehmann ſagt die
Wahrheit ‒ ‒ Wenn ich ein bequemes Leben
den Schwierigkeiten vorzoͤge: ſo wuͤrde ich dieſe
geringeren Suͤnder um einige von ihren Ergoͤ-
tzungen beneiden.
Haͤtte mein Wilhelm auch den Maͤgden nichts
von der Liebe eingebildet: ſo wiſſen wir doch alle,
daß
(*) Siehe den III. Th. S. 358.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/382>, abgerufen am 28.11.2024.
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