ner neuen Wohnung. Jch habe ihr gesagt, ich sähe wohl, daß ich ihr in dem Fortgange dieser schweren Sache weiter verbunden seyn müßte: Sie müßte mir erlauben, ihr ein anständiges Ge- schenk zu machen, wenn alles glücklich vorbey wä- re. Jch bäte aber, sie möchte sich von dem, was unter uns vorfallen sollte, gegen niemand etwas verlauten lassen; auch selbst gegen ihre Tante nicht: weil sich dieselbe, wie ich sähe, von Jung- fer Rawlins regieren ließe. Da diese ein unver- heyrathetes Frauenzimmer wäre: so wüßte sie ja nicht, was in Ehestands-Sachen recht und schick- lich wäre; wie sie, meine liebe Witwe.
Wahr genug! Wie sollte sie? versetzte Fr. Bevis und that stolz mit einer Wissenschaft - - von nichts! Sie aber, ihres Theils, verlangte kein Geschenk. Es wäre ihr schon genug, wenn sie etwas beytragen könnte, Mann und Frau mit einander auszusöhnen, und Leuten, die nur Un- glück anrichten, ihre Hoffnung zu Wasser zu ma- chen. Sie zweifelte nicht, daß eine so neidische Person, als Fräulein Howe, sich freuen würde, daß Fr. Lovelacen davon gelaufen wäre. - - - Eifersucht und Liebe wären alte Gefärthen!
Siehe, Belford, wie trefflich die Sachen zwi- schen mir und meiner neuen Bekanntinn, der Witwe, von statten gehen! Wer weiß, ob sie nicht nach einer weitern kleinen Vertraulichkeit einen Besuch um Mitternacht bey meiner Gemahlinn, wenn alles still und in festem Schlafe lieget, für
mich
ner neuen Wohnung. Jch habe ihr geſagt, ich ſaͤhe wohl, daß ich ihr in dem Fortgange dieſer ſchweren Sache weiter verbunden ſeyn muͤßte: Sie muͤßte mir erlauben, ihr ein anſtaͤndiges Ge- ſchenk zu machen, wenn alles gluͤcklich vorbey waͤ- re. Jch baͤte aber, ſie moͤchte ſich von dem, was unter uns vorfallen ſollte, gegen niemand etwas verlauten laſſen; auch ſelbſt gegen ihre Tante nicht: weil ſich dieſelbe, wie ich ſaͤhe, von Jung- fer Rawlins regieren ließe. Da dieſe ein unver- heyrathetes Frauenzimmer waͤre: ſo wuͤßte ſie ja nicht, was in Eheſtands-Sachen recht und ſchick- lich waͤre; wie ſie, meine liebe Witwe.
Wahr genug! Wie ſollte ſie? verſetzte Fr. Bevis und that ſtolz mit einer Wiſſenſchaft ‒ ‒ von nichts! Sie aber, ihres Theils, verlangte kein Geſchenk. Es waͤre ihr ſchon genug, wenn ſie etwas beytragen koͤnnte, Mann und Frau mit einander auszuſoͤhnen, und Leuten, die nur Un- gluͤck anrichten, ihre Hoffnung zu Waſſer zu ma- chen. Sie zweifelte nicht, daß eine ſo neidiſche Perſon, als Fraͤulein Howe, ſich freuen wuͤrde, daß Fr. Lovelacen davon gelaufen waͤre. ‒ ‒ ‒ Eiferſucht und Liebe waͤren alte Gefaͤrthen!
Siehe, Belford, wie trefflich die Sachen zwi- ſchen mir und meiner neuen Bekanntinn, der Witwe, von ſtatten gehen! Wer weiß, ob ſie nicht nach einer weitern kleinen Vertraulichkeit einen Beſuch um Mitternacht bey meiner Gemahlinn, wenn alles ſtill und in feſtem Schlafe lieget, fuͤr
mich
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ner neuen Wohnung. Jch habe ihr geſagt, ich
ſaͤhe wohl, daß ich ihr in dem Fortgange dieſer
ſchweren Sache weiter verbunden ſeyn muͤßte:
Sie muͤßte mir erlauben, ihr ein anſtaͤndiges Ge-
ſchenk zu machen, wenn alles gluͤcklich vorbey waͤ-
re. Jch baͤte aber, ſie moͤchte ſich von dem, was
unter uns vorfallen ſollte, gegen niemand etwas
verlauten laſſen; auch ſelbſt gegen ihre Tante
nicht: weil ſich dieſelbe, wie ich ſaͤhe, von Jung-
fer Rawlins regieren ließe. Da dieſe ein unver-
heyrathetes Frauenzimmer waͤre: ſo wuͤßte ſie ja
nicht, was in Eheſtands-Sachen recht und ſchick-
lich waͤre; wie ſie, meine liebe Witwe.
Wahr genug! Wie ſollte ſie? verſetzte Fr.
Bevis und that ſtolz mit einer Wiſſenſchaft ‒ ‒
von nichts! Sie aber, ihres Theils, verlangte
kein Geſchenk. Es waͤre ihr ſchon genug, wenn
ſie etwas beytragen koͤnnte, Mann und Frau mit
einander auszuſoͤhnen, und Leuten, die nur Un-
gluͤck anrichten, ihre Hoffnung zu Waſſer zu ma-
chen. Sie zweifelte nicht, daß eine ſo neidiſche
Perſon, als Fraͤulein Howe, ſich freuen wuͤrde,
daß Fr. Lovelacen davon gelaufen waͤre. ‒ ‒ ‒
Eiferſucht und Liebe waͤren alte Gefaͤrthen!
Siehe, Belford, wie trefflich die Sachen zwi-
ſchen mir und meiner neuen Bekanntinn, der
Witwe, von ſtatten gehen! Wer weiß, ob ſie nicht
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/362>, abgerufen am 24.11.2024.
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