Erlauben sie, daß diese meine Sache führen, daß diese für meine Ehre Bürgen werden.
Wo Capitain Tomlinson kommt, wenn ich noch hier bin: so kann ich ihn wohl sehen. Aber sie, mein Herr - -
Liebster Engel, erlauben sie mir, zu bitten, daß sie meine Beleidigung bey dem Capitain nicht schwerer machen, wenn er kommt. Erlau- ben sie mir, zu bitten - -
Was forderst du? - - Jst es nicht dieß, daß ich wider mich selbst seyn soll? - - daß ich be- mänteln soll - -
Beschuldigen sie mich nicht, Fräulein, fiel ich ihr ins Wort, eines ehrlosen Vorsatzes! - - Geben sie meiner Beleidigung keine solche Ge- stalt, daß dadurch ihr Onkel in seiner Meynung wankend gemacht - - daß dadurch ihr Bruder in seinen Gedanken bestärket werde - -
Sie flog von mir bis in die andere Ecke des Zimmers: Sie konnte nicht weiter gehen - - Und eben den Augenblick kam Fr. Moore herauf und sagte ihr, daß die Mittagsmahlzeit bereitet wäre, und daß sie die Jungfer Rawlins beredet hätte, ihr Gesellschaft zu leisten.
Sie müssen mich entschuldigt halten, Fr. Moore - Jungfer Rawlins, hoffe ich, wird es auch thun. Jch kann nicht essen. Jch kann nicht hinunter gehen. Sie aber, mein Herr, wer- den es, wie ich vermuthe, für gerecht halten, sich wegzubegeben: wenigstens so lange, bis der Herr kommt, auf den sie warten.
Wo Capitain Tomlinſon kommt, wenn ich noch hier bin: ſo kann ich ihn wohl ſehen. Aber ſie, mein Herr ‒ ‒
Liebſter Engel, erlauben ſie mir, zu bitten, daß ſie meine Beleidigung bey dem Capitain nicht ſchwerer machen, wenn er kommt. Erlau- ben ſie mir, zu bitten ‒ ‒
Was forderſt du? ‒ ‒ Jſt es nicht dieß, daß ich wider mich ſelbſt ſeyn ſoll? ‒ ‒ daß ich be- maͤnteln ſoll ‒ ‒
Beſchuldigen ſie mich nicht, Fraͤulein, fiel ich ihr ins Wort, eines ehrloſen Vorſatzes! ‒ ‒ Geben ſie meiner Beleidigung keine ſolche Ge- ſtalt, daß dadurch ihr Onkel in ſeiner Meynung wankend gemacht ‒ ‒ daß dadurch ihr Bruder in ſeinen Gedanken beſtaͤrket werde ‒ ‒
Sie flog von mir bis in die andere Ecke des Zimmers: Sie konnte nicht weiter gehen ‒ ‒ Und eben den Augenblick kam Fr. Moore herauf und ſagte ihr, daß die Mittagsmahlzeit bereitet waͤre, und daß ſie die Jungfer Rawlins beredet haͤtte, ihr Geſellſchaft zu leiſten.
Sie muͤſſen mich entſchuldigt halten, Fr. Moore ‒ Jungfer Rawlins, hoffe ich, wird es auch thun. Jch kann nicht eſſen. Jch kann nicht hinunter gehen. Sie aber, mein Herr, wer- den es, wie ich vermuthe, fuͤr gerecht halten, ſich wegzubegeben: wenigſtens ſo lange, bis der Herr kommt, auf den ſie warten.
Jch
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Erlauben ſie, daß dieſe meine Sache fuͤhren, daß
dieſe fuͤr meine Ehre Buͤrgen werden.
Wo Capitain Tomlinſon kommt, wenn ich
noch hier bin: ſo kann ich ihn wohl ſehen. Aber
ſie, mein Herr ‒ ‒
Liebſter Engel, erlauben ſie mir, zu bitten,
daß ſie meine Beleidigung bey dem Capitain
nicht ſchwerer machen, wenn er kommt. Erlau-
ben ſie mir, zu bitten ‒ ‒
Was forderſt du? ‒ ‒ Jſt es nicht dieß, daß
ich wider mich ſelbſt ſeyn ſoll? ‒ ‒ daß ich be-
maͤnteln ſoll ‒ ‒
Beſchuldigen ſie mich nicht, Fraͤulein, fiel
ich ihr ins Wort, eines ehrloſen Vorſatzes! ‒ ‒
Geben ſie meiner Beleidigung keine ſolche Ge-
ſtalt, daß dadurch ihr Onkel in ſeiner Meynung
wankend gemacht ‒ ‒ daß dadurch ihr Bruder
in ſeinen Gedanken beſtaͤrket werde ‒ ‒
Sie flog von mir bis in die andere Ecke des
Zimmers: Sie konnte nicht weiter gehen ‒ ‒
Und eben den Augenblick kam Fr. Moore herauf
und ſagte ihr, daß die Mittagsmahlzeit bereitet
waͤre, und daß ſie die Jungfer Rawlins beredet
haͤtte, ihr Geſellſchaft zu leiſten.
Sie muͤſſen mich entſchuldigt halten, Fr.
Moore ‒ Jungfer Rawlins, hoffe ich, wird es
auch thun. Jch kann nicht eſſen. Jch kann
nicht hinunter gehen. Sie aber, mein Herr, wer-
den es, wie ich vermuthe, fuͤr gerecht halten, ſich
wegzubegeben: wenigſtens ſo lange, bis der Herr
kommt, auf den ſie warten.
Jch
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/321>, abgerufen am 22.11.2024.
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