Nicht zu finden, sprach ich - - Wo können die Hunde hingelaufen seyn?
O mein Herr! fing die Fräulein mit einer verächtlichen Mine an, nicht weit: ich will Bür- ge dafür seyn. Einer davon war erst eben unter dem Fenster, ihrem Befehl gemäß, wie ich ver- muthe, auf meine Schritte und Tritte Achtung zu geben - - Allein ich will thun, was mir be- liebt, und gehen, wohin es mir beliebt: und das vor ihren Augen.
Gott bewahre mich, daß ich ihnen in irgend einem Stücke hinderlich seyn sollte, das sie, ohne sich selbst in Gefahr zu setzen, thun mögen!
Nun glaube ich in der That, daß ihre Absicht gewesen ist, nach der zwischen ihr und Jungfer Rawlins bey ihrem Flispern in dem Closet ge- nommenen Abrede herauszuwischen: vielleicht nach Jungfer Rawlins Hause.
Sie ging darauf wieder zurück zu der Frau Moore, und gab ihr etwas, welches ein Diaman- tener Ring war, wie sich hernach gezeiget hat. Sie ersuchte dieselbe, nicht mit Flispern, aber mit einer Mine, die von Mistrauen gegen mich zeug- te, das als ein Pfand für sie zu behalten, bis sie ihren Forderungen Genüge thäte; wozu sie bald Mittel finden würde: da sie itzo nicht mehr Geld bey sich hätte, als sie brauchen möchte, bis sie zu einer Bekanntschast käme.
Frau Moore würde gern ausgeschlagen ha- ben, es anzunehmen: aber sie wollte es sich nicht abschlagen lassen. Hiernächst wischte sie ihre
Augen
Nicht zu finden, ſprach ich ‒ ‒ Wo koͤnnen die Hunde hingelaufen ſeyn?
O mein Herr! fing die Fraͤulein mit einer veraͤchtlichen Mine an, nicht weit: ich will Buͤr- ge dafuͤr ſeyn. Einer davon war erſt eben unter dem Fenſter, ihrem Befehl gemaͤß, wie ich ver- muthe, auf meine Schritte und Tritte Achtung zu geben ‒ ‒ Allein ich will thun, was mir be- liebt, und gehen, wohin es mir beliebt: und das vor ihren Augen.
Gott bewahre mich, daß ich ihnen in irgend einem Stuͤcke hinderlich ſeyn ſollte, das ſie, ohne ſich ſelbſt in Gefahr zu ſetzen, thun moͤgen!
Nun glaube ich in der That, daß ihre Abſicht geweſen iſt, nach der zwiſchen ihr und Jungfer Rawlins bey ihrem Fliſpern in dem Cloſet ge- nommenen Abrede herauszuwiſchen: vielleicht nach Jungfer Rawlins Hauſe.
Sie ging darauf wieder zuruͤck zu der Frau Moore, und gab ihr etwas, welches ein Diaman- tener Ring war, wie ſich hernach gezeiget hat. Sie erſuchte dieſelbe, nicht mit Fliſpern, aber mit einer Mine, die von Mistrauen gegen mich zeug- te, das als ein Pfand fuͤr ſie zu behalten, bis ſie ihren Forderungen Genuͤge thaͤte; wozu ſie bald Mittel finden wuͤrde: da ſie itzo nicht mehr Geld bey ſich haͤtte, als ſie brauchen moͤchte, bis ſie zu einer Bekanntſchaſt kaͤme.
Frau Moore wuͤrde gern ausgeſchlagen ha- ben, es anzunehmen: aber ſie wollte es ſich nicht abſchlagen laſſen. Hiernaͤchſt wiſchte ſie ihre
Augen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0312"n="306"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Nicht zu finden, ſprach ich ‒‒ Wo koͤnnen<lb/>
die Hunde hingelaufen ſeyn?</p><lb/><p>O mein Herr! fing die Fraͤulein mit einer<lb/>
veraͤchtlichen Mine an, nicht weit: ich will Buͤr-<lb/>
ge dafuͤr ſeyn. Einer davon war erſt eben unter<lb/>
dem Fenſter, ihrem Befehl gemaͤß, wie ich ver-<lb/>
muthe, auf meine Schritte und Tritte Achtung<lb/>
zu geben ‒‒ Allein ich will thun, was mir be-<lb/>
liebt, und gehen, wohin es mir beliebt: und das<lb/>
vor ihren Augen.</p><lb/><p>Gott bewahre mich, daß ich ihnen in irgend<lb/>
einem Stuͤcke hinderlich ſeyn ſollte, das ſie, ohne<lb/>ſich ſelbſt in Gefahr zu ſetzen, thun moͤgen!</p><lb/><p>Nun glaube ich in der That, daß ihre Abſicht<lb/>
geweſen iſt, nach der zwiſchen ihr und Jungfer<lb/>
Rawlins bey ihrem Fliſpern in dem Cloſet ge-<lb/>
nommenen Abrede herauszuwiſchen: vielleicht<lb/>
nach Jungfer Rawlins Hauſe.</p><lb/><p>Sie ging darauf wieder zuruͤck zu der Frau<lb/>
Moore, und gab ihr etwas, welches ein Diaman-<lb/>
tener Ring war, wie ſich hernach gezeiget hat.<lb/>
Sie erſuchte dieſelbe, nicht mit Fliſpern, aber mit<lb/>
einer Mine, die von Mistrauen gegen mich zeug-<lb/>
te, das als ein Pfand fuͤr ſie zu behalten, bis ſie<lb/>
ihren Forderungen Genuͤge thaͤte; wozu ſie bald<lb/>
Mittel finden wuͤrde: da ſie itzo nicht mehr Geld<lb/>
bey ſich haͤtte, als ſie brauchen moͤchte, bis ſie zu<lb/>
einer Bekanntſchaſt kaͤme.</p><lb/><p>Frau Moore wuͤrde gern ausgeſchlagen ha-<lb/>
ben, es anzunehmen: aber ſie wollte es ſich nicht<lb/>
abſchlagen laſſen. Hiernaͤchſt wiſchte ſie ihre<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Augen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[306/0312]
Nicht zu finden, ſprach ich ‒ ‒ Wo koͤnnen
die Hunde hingelaufen ſeyn?
O mein Herr! fing die Fraͤulein mit einer
veraͤchtlichen Mine an, nicht weit: ich will Buͤr-
ge dafuͤr ſeyn. Einer davon war erſt eben unter
dem Fenſter, ihrem Befehl gemaͤß, wie ich ver-
muthe, auf meine Schritte und Tritte Achtung
zu geben ‒ ‒ Allein ich will thun, was mir be-
liebt, und gehen, wohin es mir beliebt: und das
vor ihren Augen.
Gott bewahre mich, daß ich ihnen in irgend
einem Stuͤcke hinderlich ſeyn ſollte, das ſie, ohne
ſich ſelbſt in Gefahr zu ſetzen, thun moͤgen!
Nun glaube ich in der That, daß ihre Abſicht
geweſen iſt, nach der zwiſchen ihr und Jungfer
Rawlins bey ihrem Fliſpern in dem Cloſet ge-
nommenen Abrede herauszuwiſchen: vielleicht
nach Jungfer Rawlins Hauſe.
Sie ging darauf wieder zuruͤck zu der Frau
Moore, und gab ihr etwas, welches ein Diaman-
tener Ring war, wie ſich hernach gezeiget hat.
Sie erſuchte dieſelbe, nicht mit Fliſpern, aber mit
einer Mine, die von Mistrauen gegen mich zeug-
te, das als ein Pfand fuͤr ſie zu behalten, bis ſie
ihren Forderungen Genuͤge thaͤte; wozu ſie bald
Mittel finden wuͤrde: da ſie itzo nicht mehr Geld
bey ſich haͤtte, als ſie brauchen moͤchte, bis ſie zu
einer Bekanntſchaſt kaͤme.
Frau Moore wuͤrde gern ausgeſchlagen ha-
ben, es anzunehmen: aber ſie wollte es ſich nicht
abſchlagen laſſen. Hiernaͤchſt wiſchte ſie ihre
Augen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/312>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.