Der Herr und seine Schwester wußten nicht, was sie aus diesem allen machen sollten: und das noch um so viel weniger, als meine Schöne, nach- dem sie ihr Gesicht wieder bekam, von neuem ei- nen Blick auf mich fallen ließ, und dabey also- bald wieder seufzete und in Ohnmacht sank.
Jch schob das Fenster in dem Closet auf, da- mit frische Luft hineinzöge und überließ sie hier- auf der Fürsorge des jungen Frauenzimmers, eben der merkwürdigen Jungfer Rawlins, wo- von ich zu Upper-Flask gehöret hatte, und der guten Fr. Moore, die unterdessen wieder zu sich selbst gekommen war. Alsdenn ging ich in die eine Ecke von der Stube und ließ mir von mei- nem Diener meine Podagristen-Strümpfe abzie- hen, meinen Hut auskehren und auf die gewöhn- liche muntre Art aufftaffiren.
So ging ich in das Closet zu dem Herrn Rawlins, den ich vorher in der allgemeinen Ver- wirrung nicht sonderlich bemerket hatte. Mein Herr, sagte ich, sie haben ein außerordentliches Schauspiel vor sich. Das Frauenzimmer ist mit mir verheyrathet, und alle andere Mannsper- sonen außer mir sind hier unnöthig.
Jch bitte um Verzeihung, mein Herr. Wenn das Frauenzimmer mit ihnen vermählet ist: so habe ich hier nichts zu thun. Aber, mein Herr, nach dem rührenden Kummer derselben bey dem Anblicke von ihnen - -
Jch bitte sie, mein Herr, sparen sie alle ihr wenn und aber, ich bitte sie darum: und be-
küm-
Der Herr und ſeine Schweſter wußten nicht, was ſie aus dieſem allen machen ſollten: und das noch um ſo viel weniger, als meine Schoͤne, nach- dem ſie ihr Geſicht wieder bekam, von neuem ei- nen Blick auf mich fallen ließ, und dabey alſo- bald wieder ſeufzete und in Ohnmacht ſank.
Jch ſchob das Fenſter in dem Cloſet auf, da- mit friſche Luft hineinzoͤge und uͤberließ ſie hier- auf der Fuͤrſorge des jungen Frauenzimmers, eben der merkwuͤrdigen Jungfer Rawlins, wo- von ich zu Upper-Flask gehoͤret hatte, und der guten Fr. Moore, die unterdeſſen wieder zu ſich ſelbſt gekommen war. Alsdenn ging ich in die eine Ecke von der Stube und ließ mir von mei- nem Diener meine Podagriſten-Struͤmpfe abzie- hen, meinen Hut auskehren und auf die gewoͤhn- liche muntre Art aufftaffiren.
So ging ich in das Cloſet zu dem Herrn Rawlins, den ich vorher in der allgemeinen Ver- wirrung nicht ſonderlich bemerket hatte. Mein Herr, ſagte ich, ſie haben ein außerordentliches Schauſpiel vor ſich. Das Frauenzimmer iſt mit mir verheyrathet, und alle andere Mannsper- ſonen außer mir ſind hier unnoͤthig.
Jch bitte um Verzeihung, mein Herr. Wenn das Frauenzimmer mit ihnen vermaͤhlet iſt: ſo habe ich hier nichts zu thun. Aber, mein Herr, nach dem ruͤhrenden Kummer derſelben bey dem Anblicke von ihnen ‒ ‒
Jch bitte ſie, mein Herr, ſparen ſie alle ihr wenn und aber, ich bitte ſie darum: und be-
kuͤm-
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Der Herr und ſeine Schweſter wußten nicht,
was ſie aus dieſem allen machen ſollten: und das
noch um ſo viel weniger, als meine Schoͤne, nach-
dem ſie ihr Geſicht wieder bekam, von neuem ei-
nen Blick auf mich fallen ließ, und dabey alſo-
bald wieder ſeufzete und in Ohnmacht ſank.
Jch ſchob das Fenſter in dem Cloſet auf, da-
mit friſche Luft hineinzoͤge und uͤberließ ſie hier-
auf der Fuͤrſorge des jungen Frauenzimmers,
eben der merkwuͤrdigen Jungfer Rawlins, wo-
von ich zu Upper-Flask gehoͤret hatte, und der
guten Fr. Moore, die unterdeſſen wieder zu ſich
ſelbſt gekommen war. Alsdenn ging ich in die
eine Ecke von der Stube und ließ mir von mei-
nem Diener meine Podagriſten-Struͤmpfe abzie-
hen, meinen Hut auskehren und auf die gewoͤhn-
liche muntre Art aufftaffiren.
So ging ich in das Cloſet zu dem Herrn
Rawlins, den ich vorher in der allgemeinen Ver-
wirrung nicht ſonderlich bemerket hatte. Mein
Herr, ſagte ich, ſie haben ein außerordentliches
Schauſpiel vor ſich. Das Frauenzimmer iſt
mit mir verheyrathet, und alle andere Mannsper-
ſonen außer mir ſind hier unnoͤthig.
Jch bitte um Verzeihung, mein Herr. Wenn
das Frauenzimmer mit ihnen vermaͤhlet iſt: ſo
habe ich hier nichts zu thun. Aber, mein Herr,
nach dem ruͤhrenden Kummer derſelben bey dem
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Jch bitte ſie, mein Herr, ſparen ſie alle ihr
wenn und aber, ich bitte ſie darum: und be-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/238>, abgerufen am 25.11.2024.
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