Nun gehe ich hin, und will versuchen, ob ich mit der guten Frau Moore wegen der Zim- mer und anderer Bequemlichkeiten für meine kranke Frau nicht einig werden kann.
Für deine Frau, Lovelace! So, deucht mich, fragest du.
Ja, für meine Frau: denn wer weiß, wie sich die verlaufene Schöne aus Furcht vor mir verwahret haben mag.
Aber hat denn die ehrliche Frau Moore noch andre Zimmer zu vermiethen?
Ja, ja: darum habe ich mich schon beküm- mert. Jch finde, daß sie eben solche Bequem- lichkeiten hat, als ich brauche, und weiß, daß sie meiner Frau gefallen werden. Denn ob ich gleich verheyrathet bin: so kann ich doch alles thun, was mir beliebt. Und das, weist du, ist viel gesagt. Allein hätte sie auch nur einen Boden unter dem Tache zu vermiethen: so würde er mir angestanden haben. Jch würde mich in dem Fall für einen armen Schriftsteller, der sich vor der Wache fürchtete, ausgegeben, und da meine Sicherheit gesucht haben. Jedoch würde ich so bedächtlich gewesen seyn, daß ich für alles, was ich brauchte, voraus bezahlet hätte. Jch kann mich in alle Umstände schicken: das ist mein Trost.
Die
O 2
ſchen, daß meine Geliebte eben der Meynung waͤre.
Nun gehe ich hin, und will verſuchen, ob ich mit der guten Frau Moore wegen der Zim- mer und anderer Bequemlichkeiten fuͤr meine kranke Frau nicht einig werden kann.
Fuͤr deine Frau, Lovelace! So, deucht mich, frageſt du.
Ja, fuͤr meine Frau: denn wer weiß, wie ſich die verlaufene Schoͤne aus Furcht vor mir verwahret haben mag.
Aber hat denn die ehrliche Frau Moore noch andre Zimmer zu vermiethen?
Ja, ja: darum habe ich mich ſchon bekuͤm- mert. Jch finde, daß ſie eben ſolche Bequem- lichkeiten hat, als ich brauche, und weiß, daß ſie meiner Frau gefallen werden. Denn ob ich gleich verheyrathet bin: ſo kann ich doch alles thun, was mir beliebt. Und das, weiſt du, iſt viel geſagt. Allein haͤtte ſie auch nur einen Boden unter dem Tache zu vermiethen: ſo wuͤrde er mir angeſtanden haben. Jch wuͤrde mich in dem Fall fuͤr einen armen Schriftſteller, der ſich vor der Wache fuͤrchtete, ausgegeben, und da meine Sicherheit geſucht haben. Jedoch wuͤrde ich ſo bedaͤchtlich geweſen ſeyn, daß ich fuͤr alles, was ich brauchte, voraus bezahlet haͤtte. Jch kann mich in alle Umſtaͤnde ſchicken: das iſt mein Troſt.
Die
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ſchen, daß meine Geliebte eben der Meynung
waͤre.
Nun gehe ich hin, und will verſuchen, ob
ich mit der guten Frau Moore wegen der Zim-
mer und anderer Bequemlichkeiten fuͤr meine
kranke Frau nicht einig werden kann.
Fuͤr deine Frau, Lovelace! So, deucht mich,
frageſt du.
Ja, fuͤr meine Frau: denn wer weiß, wie
ſich die verlaufene Schoͤne aus Furcht vor mir
verwahret haben mag.
Aber hat denn die ehrliche Frau Moore noch
andre Zimmer zu vermiethen?
Ja, ja: darum habe ich mich ſchon bekuͤm-
mert. Jch finde, daß ſie eben ſolche Bequem-
lichkeiten hat, als ich brauche, und weiß, daß ſie
meiner Frau gefallen werden. Denn ob ich gleich
verheyrathet bin: ſo kann ich doch alles thun,
was mir beliebt. Und das, weiſt du, iſt viel
geſagt. Allein haͤtte ſie auch nur einen Boden
unter dem Tache zu vermiethen: ſo wuͤrde er mir
angeſtanden haben. Jch wuͤrde mich in dem
Fall fuͤr einen armen Schriftſteller, der ſich vor
der Wache fuͤrchtete, ausgegeben, und da meine
Sicherheit geſucht haben. Jedoch wuͤrde ich ſo
bedaͤchtlich geweſen ſeyn, daß ich fuͤr alles, was
ich brauchte, voraus bezahlet haͤtte. Jch kann
mich in alle Umſtaͤnde ſchicken: das iſt mein
Troſt.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/217>, abgerufen am 30.01.2025.
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