Das scheint sie zu seyn, gnädiger Herr. Tausend Schade, daß die gnädige Frau solche Gewohnheiten hat - - sonderlich gegen einen Herrn von so gutem Sinne, als es das Ansehen hat.
Heimwehen, Herr Wirth! Heimwehen! Das ist die Sache! Allein ich muß mich so gut, als möglich seyn will, darein schicken. Das sagte ich mit einem Seufzer. Was ich brau- che, das ist, daß er mir einen großen Mantelrock leihe. Es ist mir gleichgültig, wie er aussieht. Wenn meine Gemahlinn mich in der Ferne sehen und erkennen sollte: würde sie es mir sehr schwer machen, mit ihr zu sprechen zu kommen. Nur einen großen Mantelrock mit einem Kragen, wo er einen hat. Jch muß sie übereilen, ehe sie es gewahr wird.
Jch besorge, gnädiger Herr, daß ich keinen haben werde, der sich für einen solchen Herrn schicket.
O es kann es ein jeder thun, er mag aussehen, wie er will. Je ärger: desto besser.
Der Wirth tritt ab. Er tritt wieder auf mit zween großen Man- telröcken.
Ja, Herr Wirth, dieser wird der beste seyn. Denn ich kann den Kragen unten über das Ge- sicht knöpfen. Sehe ich nicht verteufelt nieder- geschlagen und bekümmert aus?
Jch
Das ſcheint ſie zu ſeyn, gnaͤdiger Herr. Tauſend Schade, daß die gnaͤdige Frau ſolche Gewohnheiten hat ‒ ‒ ſonderlich gegen einen Herrn von ſo gutem Sinne, als es das Anſehen hat.
Heimwehen, Herr Wirth! Heimwehen! Das iſt die Sache! Allein ich muß mich ſo gut, als moͤglich ſeyn will, darein ſchicken. Das ſagte ich mit einem Seufzer. Was ich brau- che, das iſt, daß er mir einen großen Mantelrock leihe. Es iſt mir gleichguͤltig, wie er ausſieht. Wenn meine Gemahlinn mich in der Ferne ſehen und erkennen ſollte: wuͤrde ſie es mir ſehr ſchwer machen, mit ihr zu ſprechen zu kommen. Nur einen großen Mantelrock mit einem Kragen, wo er einen hat. Jch muß ſie uͤbereilen, ehe ſie es gewahr wird.
Jch beſorge, gnaͤdiger Herr, daß ich keinen haben werde, der ſich fuͤr einen ſolchen Herrn ſchicket.
O es kann es ein jeder thun, er mag ausſehen, wie er will. Je aͤrger: deſto beſſer.
Der Wirth tritt ab. Er tritt wieder auf mit zween großen Man- telroͤcken.
Ja, Herr Wirth, dieſer wird der beſte ſeyn. Denn ich kann den Kragen unten uͤber das Ge- ſicht knoͤpfen. Sehe ich nicht verteufelt nieder- geſchlagen und bekuͤmmert aus?
Jch
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Das ſcheint ſie zu ſeyn, gnaͤdiger Herr.
Tauſend Schade, daß die gnaͤdige Frau ſolche
Gewohnheiten hat ‒ ‒ ſonderlich gegen einen
Herrn von ſo gutem Sinne, als es das Anſehen
hat.
Heimwehen, Herr Wirth! Heimwehen!
Das iſt die Sache! Allein ich muß mich ſo gut,
als moͤglich ſeyn will, darein ſchicken. Das
ſagte ich mit einem Seufzer. Was ich brau-
che, das iſt, daß er mir einen großen Mantelrock
leihe. Es iſt mir gleichguͤltig, wie er ausſieht.
Wenn meine Gemahlinn mich in der Ferne ſehen
und erkennen ſollte: wuͤrde ſie es mir ſehr ſchwer
machen, mit ihr zu ſprechen zu kommen. Nur
einen großen Mantelrock mit einem Kragen, wo
er einen hat. Jch muß ſie uͤbereilen, ehe ſie es
gewahr wird.
Jch beſorge, gnaͤdiger Herr, daß ich keinen
haben werde, der ſich fuͤr einen ſolchen Herrn
ſchicket.
O es kann es ein jeder thun, er mag ausſehen,
wie er will. Je aͤrger: deſto beſſer.
Der Wirth tritt ab. Er tritt wieder
auf mit zween großen Man-
telroͤcken.
Ja, Herr Wirth, dieſer wird der beſte ſeyn.
Denn ich kann den Kragen unten uͤber das Ge-
ſicht knoͤpfen. Sehe ich nicht verteufelt nieder-
geſchlagen und bekuͤmmert aus?
Jch
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/213>, abgerufen am 12.12.2024.
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